Operation Beirut
auf dieses Treffen mit Jamal gewartet hatte, wollte er ihn nicht in der letzten Minute wegen irgendwelcher Bedenken verlieren.
«Qadimta ahlan wa wata’ta sahlan», sagte Rogers, den formellen arabischen Gruß benutzend, der bedeutete: Sie kommen als Mitglied der Familie; Sie gehen auf dem Boden von Freunden. Während er den Gruß aussprach, legte er eine Hand auf sein Herz.
Jamal antwortete nicht. Sorgfältig durchsuchte sein Blick den Raum.
«Setzen Sie sich. Machen Sie es sich bequem. Lassen Sie mich Ihr Jackett aufhängen.»
Der Palästinenser schüttelte verneinend den Kopf. Rogers musterte ihn gründlich und bemerkte die leichte Ausbuchtung unter der rechten Achsel des Jacketts.
«Bitte», sagte Rogers, «keine Waffen.»
Er wartete darauf, dass Jamal die Pistole ablegte. Als er es nicht tat, sprach Rogers gelassen weiter.
«Es ist eine schlechte Art, eine Freundschaft zu beginnen, mein Haus mit einer Waffe zu betreten. Besonders da ich selbst keine Waffe habe, mit der ich Sie bedrohen könnte.»
Jamal kniff die Augen zusammen, als wollte er Rogers’ Größe schätzen. Der Amerikaner sah in seinen Cowboystiefeln noch größer aus als gewöhnlich.
Rogers hielt den Atem an.
Jamal zog sein Jackett aus, ganz langsam, und gab so den Blick auf das Schulterhalfter mit der automatischen Pistole frei.
«Ich bitte um Entschuldigung», sagte der Palästinenser. Er nahm die Pistole vorsichtig aus dem Halfter. Sie war jetzt direkt auf Rogers gerichtet. Einen Augenblick lang kam Rogers der Gedanke, der Palästinenser könnte schießen. Aber dann legte er die Waffe geräuschlos auf den Tisch.
«Ich bitte um Entschuldigung», wiederholte der Palästinenser. «Ich habe immer eine Waffe bei mir. Das wird schnell zur Gewohnheit.»
Rogers atmete auf. Er bot Jamal eine Zigarette an. Der Palästinenser bestand jedoch darauf, dass Rogers eine der seinen nahm. Schweigend saßen die beiden einen Augenblick lang da und rauchten ihre Marlboros.
«Ich muss Ihnen zuerst eine Frage stellen», sagte Jamal. «Haben Sie ein Tonbandgerät im Haus?»
Rogers überlegte kurz, bevor er antwortete. Ohne Ehrlichkeit, sagte er sich, hat hier Vertrauen keine Chance.
«Ja», sagte Rogers und sah seinem Gast geradewegs in die Augen. «Das ist eine Routinemaßnahme.»
«Stellen Sie es bitte ab», forderte Jamal freundlich, aber bestimmt.
Rogers überlegte einen weiteren langen Augenblick.
«Das kann ich nicht», antwortete er schließlich. «Ich könnte natürlich so tun, als würde ich es abstellen, aber das würde automatisch ein zweites System in Gang setzen, das für Situationen wie diese vorhanden ist. Das Tonbandgerät gehört zu unserem Geschäft.»
Jamal schwieg eine ganze Weile. Er wandte sich ab und starrte auf das Meer hinaus, damit Rogers sein Gesicht nicht sehen konnte. Schließlich drehte er sich wieder um.
«Wir könnten einen Spaziergang durch die Wüste machen», sagte Jamal.
«Ein annehmbarer Kompromiss», sagte Rogers. Er suchte eine Decke und füllte eine Thermosflasche mit Kaffee.
«Ich habe Ihnen etwas mitgebracht», sagte Jamal, nachdem sie sich eine halbe Meile vom Haus entfernt in den Sand gesetzt hatten.
Er reichte Rogers ein Blatt Papier mit einer sauber getippten Liste von fünf arabischen Namen. Neben jedem der Namen stand ein zweiter Name und eine Nummer.
Jamal sah Rogers nicht an, als er ihm die Liste gab. Die Transaktion war ihm unangenehm; genauso unangenehm, wie es ihm gewesen war, das Sicherheitshaus zu betreten. Er fühlte sich in zwei verschiedene Richtungen gezogen: Sein Kopf sagte ihm, dieser Treff mit dem amerikanischen Nachrichtenoffizier würde der Sache der Palästinenser dienen; sein Herz sagte ihm, dass er einen Verrat beging.
«Ich stelle Ihnen diese Liste zur Verfügung, weil man mich dazu autorisiert hat», sagte der Palästinenser mit fester Stimme.
«Was sind das für Leute?», fragte Rogers und sah sich die Namen und Nummern genauer an. Die Liste war auf einfachem weißem Papier getippt, auf dem keinerlei Angaben ihren Ursprung hätten verraten können.
«Es sind Mitglieder der Gruppe, die vorigen Monat in München das Flugzeug zu entführen versuchten. Es sind die Komplizen der drei Männer, die man verhaftet hat. Diese fünf hier reisen mit falschen irakischen Pässen. Auf dieser Liste stehen ihre richtigen Namen, ihre falschen Namen und die Nummern ihrer Pässe.»
«Sind sie Mitglieder der Fatah?»
«Nein», sagte Jamal. «Es sind alles Angehörige der Demokratischen
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