Operation Beirut
die Völker Afrikas und Asiens entschieden gegen die Pläne sind, die in Washington ausgeheckt werden, um weiterhin Krieg gegen die Völker Indochinas zu führen. Nach Verlautbarungen gewisser Kreise erzielen die amerikanischen Monopolkapitalisten, wie allgemein bekannt, riesige Profite aus diesem militärischen Abenteuer. Eine konkrete Analyse der Situation …»
Radio Moskau! Rogers drehte weiter am Sendersucher. Es war bemerkenswert, dass – egal wo man sich im Nahen Osten gerade befinden mochte – Radio Moskau immer das kräftigste Sendesignal hatte. Rogers sann über den Satz mit der «konkreten Analyse» nach. Was sollte das genau bedeuten? Wollen sie einem damit weismachen, dass an ihrer Analyse etwas dran sei?
Schließlich fand Rogers einen anderen Sender. Es war eine Stimme, die in lautem Arabisch sprach, mit dem Rhythmus und im Tonfall eines Menschen, der durch eine Flüstertüte schrie.
«… handelt es sich beim Zionismus um eine politische Bewegung, die organisch mit dem Imperialismus verbunden ist und die jedem Befreiungsversuch und allen progressiven Kräften der Welt entgegensteht. Er ist rassistisch in seiner Natur, aggressiv, expansionistisch und kolonialistisch in seinen Zielen sowie faschistisch in seinen Methoden. Israel ist das Instrument der zionistischen Bewegung und eine geographische Basis für den Weltimperialismus, strategisch in die Mitte des arabischen Vaterlandes gesetzt, um die Hoffnungen der arabischen Nation zu bekämpfen …»
Radio Bagdad.
Rogers stellte das Radio ab.
Einige Meilen hinter der Stadt Mina Abdullah bremste er den großen Wagen ab und bog von der Hauptstraße auf einen sandigen Weg ein, der die Küste entlangführte. Der Weg wurde von einer unregelmäßigen Reihe von Strandhäusern gesäumt, die wohlhabende Kuwaitis und Leute aus dem Westen während der moslemischen Wochenenden – Donnerstag und Freitag – als Landsitz benutzten. «Chalets» nannten die Kuwaitis diese Häuschen am dampfenden Persischen Golf.
Vor einem dieser Häuschen – einem bescheidenen grauen Bungalow, der auf dem Papier einem der Direktoren der Americo-Kuwaiti Oil Company gehörte – parkte Rogers seinen Wagen. Die Innenausstattung war gefällig, aber leicht ausgeblichen wie die eines alten Motels. Hinter einer lederbespannten Hausbar hatte jemand mit viel Sinn für Ordnung eine Reihe von Flaschen aufgebaut: Whisky, Gin, Wodka und Brandy; im Kühlschrank fand Rogers, aufeinandergestapelt, Teller mit arabischen und amerikanischen Gerichten; auf dem Küchentisch stand ein Korb, in dem sich frisches Obst türmte; auf dem Herd stand ein Topf voll frischem Kaffee.
Ein muffiger Geruch beherrschte das Haus. Rogers öffnete die Fenster, um die Meeresbrise hereinzulassen. Dann ging er in das große Schlafzimmer, öffnete ein Fach, das hinter einem Gemälde in der Wand versteckt war, und überprüfte das Aufzeichnungssystem. Es handelte sich um ein durch Stimmen aktiviertes Tonbandgerät, das automatisch alles aufzeichnete, was in irgendeinem der Räume des Hauses gesprochen wurde. Es gab noch ein zweites Aufnahmegerät, das an einer anderen Stelle versteckt und für Notfälle bestimmt war; Rogers überprüfte auch das.
Schließlich machte er es sich in einem Lehnstuhl im Wohnzimmer bequem und schlief über einem Buch mit dem Titel
Arabian Sands
ein – den Memoiren eines obskuren britischen Arabisten. Als er am nächsten Tag aufwachte, zog sich Rogers für das Treffen mit Jamal seinen Lieblingscordsamtanzug an. Statt der sonst üblichen Schuhe trug er jedoch ein Paar extravaganter Cowboystiefel, die ihm vor Jahren einmal seine Frau geschenkt hatte und die ihm seiner Meinung nach in den Jahren darauf immer wieder Glück gebracht hatten.
Jamal traf am späten Nachmittag ein. Er fuhr einen roten Buick LeSabre, der eine große Staubwolke aufwirbelte, als er vor dem Bungalow am Strand zum Stehen kam.
Rogers, der Jamal in seiner üblichen schwarzen Lederjacke erwartet hatte, war überrascht, ihn in einem adretten braunen Geschäftsanzug zu sehen. Sein langes schwarzes Haar, das für gewöhnlich zerzaust war, hatte er aus der Stirn nach hinten an den Kopf gekämmt. Er sah aus wie ein junger Collegeabsolvent auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch.
Wachsam näherte sich Jamal der Tür. In seiner Miene entdeckte Rogers leise Anzeichen von Zweifel und Unschlüssigkeit.
«Kommen Sie herein», sagte Rogers und zog den Palästinenser händeschüttelnd ins Haus. Nachdem er monatelang
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