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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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lachte. «Sie kennen zu viele arabische Sprichwörter. Gehört das zu Ihrer Ausbildung als Spion?»
    «Ein Hobby», sagte Rogers.
    Jamal zündete sich eine Zigarette an, wobei er das Streichholz in der hohlen Hand vor dem Wüstenwind schützte. Er fuhr sich mit der Hand durch sein pechschwarzes Haar, sodass es in der Wüstenbrise wehte.
    Was für ein eitler Typ, dachte Rogers. Hübsch. Klug. Ein geborener Spion.
    «Ich bin ein Mensch, der kaum etwas von seinem eigenen Land gesehen hat», sagte Jamal, seine Geschichte wiederaufnehmend. «Wir sind 1945 aus dem Irak nach Palästina zurückgekehrt, aber wir sind nicht lange geblieben. Mein Vater wurde 1948 von einer israelischen Bombe getötet, und meine Mutter floh mit mir; erst nach Beirut, dann nach Kairo. 1964 machte ich meine Reifeprüfung an der Universität Kairo. Seitdem bin ich immer umgezogen: nach Kuwait, nach Beirut, nach Amman, nach Europa. Ich bin wie das Bob-Dylan-Lied: A rolling stone.»
    «Sie hören Bob Dylan?», fragte Rogers.
    «Ich bin ein Kind der sechziger Jahre», sagte Jamal. «Ein Blumenkind.»
    Jetzt hör aber auf, dachte Rogers. Aber in gewisser Hinsicht hatte er ja recht. Er hatte etwas an sich, das den Geist dieser Zeit verkörperte. Das lange Haar, die Sexualität, die Weltlichkeit, die er während seiner Reisejahre durch den Nahen Osten und Europa in sich aufgesaugt zu haben schien.
    «Ich möchte Ihnen eine Frage stellen», sagte der Palästinenser. «Warum geben Sie sich so viel Mühe, sich mit mir zu treffen?» Rogers überlegte einen Augenblick. Sag ihm die Wahrheit, sagte er sich dann.
    «Die Regierung der Vereinigten Staaten möchte einen direkten Kontakt zu Ihnen herstellen. Man hat mich autorisiert, jede Maßnahme zu treffen, die ich für angemessen halte.»
    «Aber warum sind Sie während der Kämpfe nach Amman gegangen? Man hätte Sie entführen oder töten können.»
    «Wollen Sie eine ehrliche Antwort?», fragte Rogers.
    «Natürlich.»
    «Weil ich fühlte, dass die Operation misslingen würde, ohne eine persönliche Geste von mir, ohne etwas, was Ihre Vorstellungen über meine Organisation herausfordern würde. Aber wie auch immer, es war nicht wirklich gefährlich. Niemand im Nahen Osten würde es wagen, einem Repräsentanten der Vereinigten Staaten etwas zu tun.»
    «Das ist, was ich an den Amerikanern so mag», sagte Jamal. «Sie sind so naiv. Und so aufrichtig.»
    Rogers lächelte.
    «Das ist wahr», antwortete er. «Wir sind naiv. Aber in diesem Teil der Welt, wo jeder so weltklug ist, ist das vielleicht gar keine so schlechte Angewohnheit.»
    «Was wollen Sie damit sagen?», fragte Jamal.
    «Ich bin jetzt seit zehn Jahren in der arabischen Welt», antwortete Rogers. «Ich habe zugesehen, wie alles schlimmer wurde. Ich habe gesehen, wie die Araber zu Krüppeln wurden, erniedrigt von ihren Feinden, und nicht einmal ihre Freunde trauen ihnen über den Weg. Und immer schieben sie alles, was schiefläuft, auf die Israelis.»
    Jamal nickte. Es war wahr. Wer wollte das bestreiten?
    «Aber die Israelis sind nicht schuld an der Tragödie der Araber», fuhr Rogers fort. «Ich gebe den Arabern selbst die Schuld. Sie sind verdorben worden. Durch das Geld, durch die Russen, durch zu viele Lügen. Ich glaube wirklich, dass die einzige Antwort für die Araber – und vor allem für die Palästinenser – bei den Vereinigten Staaten zu finden ist. Und ich glaube, dass wir – Sie und ich – diese Geschichte ändern können.»
    Jamal schnalzte mit der Zunge.
    «Ich meine es ernst», sagte Rogers.
    «Was reden Sie da?», wollte Jamal wissen.
    «Ich sage Ihnen, dass Sie und ich, wir persönlich, mithelfen können, die Geschichte des Nahen Ostens zu verändern.»
    «Wie?», antwortete Jamal. «Unmöglich!»
    «Ich meine genau das, was ich gesagt habe. Ich glaube, dass die geheime Verbindung zwischen Ihnen und mir – zwischen der Fatah und den Vereinigten Staaten – die Geschichte dieses Teils der Welt verändern kann.»
    «Ihre Worte mögen aufrichtig sein», sagte der Palästinenser. «Aber Ihr Traum hat keine Chance.»
    Die Sonne war inzwischen untergegangen, und die Wüste wurde kühl. Die beiden Männer erhoben sich von der Decke und gingen zusammen zurück zu dem Haus am Strand.
    «Haben Sie Whisky im Haus?», fragte Jamal. «Ich bin ein verdorbener Araber.»
     
    Rogers goss Jamal einen doppelten Scotch ein und einen weiteren für sich selbst. Einen Augenblick lang dachte er an das Aufnahmegerät; dann dachte er sich, zum

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