Operation Beirut
Teufel mit Langley. Er schaltete ein Radio ein, das im Wohnzimmer in der Nähe des Mikrophons stand. Das dürfte die Leute, die die Abschrift anzufertigen hatten, einigermaßen irritieren. Stundenlang arabische Balladen und Gesänge aus dem Koran.
«Kommen Sie heraus auf die Terrasse», sagte er zu Jamal.
Der Palästinenser wusste diese Geste zu schätzen. Er brachte die Flasche Whisky mit.
«Wie sollen wir also die Geschichte verändern?», fragte Jamal, an seinem Whisky nippend, während er das Spiel des Mondlichts auf dem ruhigen Wasser des Golfs beobachtete.
«Indem wir Frieden machen», sagte Rogers.
«Nach wessen Bedingungen? Unseren oder denen der Zionisten?»
«Weder – noch», sagte Rogers. «Denen der Vereinigten Staaten von Amerika.»
«Für euch Amerikaner ist das Wort ‹Frieden› eine Droge. Es lullt euch in den Schlaf, und ihr glaubt, das geht auch allen anderen so, wenn sie das Wort hören. Aber dem ist nicht so!»
«Es liegt ein amerikanischer Friedensplan auf dem Tisch», sagte Rogers. «Ich habe Ihnen eine Kopie geschickt.»
«Ja, und der Alte Mann hat sich gefreut, sie zu bekommen. Aber die Sowjets haben ihm, als er im vorigen Monat in Moskau war, gesagt, dass der amerikanische Friedensplan gestorben sei.»
«Da könnten sie recht haben, wenn sie die gegenwärtige Fassung meinen», sagte Rogers.
Jamal sah ihn mit echtem Erstaunen an.
«Die Zeit ist noch nicht reif», fuhr Rogers fort. «Die Ägypter und die Israelis sagen uns privat, dass sie an Verhandlungen interessiert sind. Aber sie befinden sich mitten in einem Abnutzungskrieg entlang des Suezkanals. Zum jetzigen Zeitpunkt würden wahrscheinlich beide lieber kämpfen, als Frieden zu schließen.»
«Das sagt der Alte Mann auch», antwortete Jamal. «Er wartet auf den nächsten Krieg.»
«Das tun wir auch», sagte Rogers. «Das ist die bittere Wahrheit über den Nahen Osten. Die Gelegenheiten für kreative Diplomatie kommen immer erst nach den Kriegen.»
«Menschen, die im Krieg gedemütigt werden, können keinen Frieden machen», sagte Jamal. «Die Araber müssen dieses Mal gewinnen.»
Rogers goss Jamal ein weiteres Glas Whisky ein und eines für sich selbst.
«Nehmen wir einmal an, dass es nach dem nächsten Krieg Friedensverhandlungen gibt», sagte Rogers. «Würde sich die Fatah bereit erklären, an diesen Verhandlungen teilzunehmen?»
«Das kommt ganz darauf an», antwortete der Palästinenser.
«Worauf?», drängte Rogers.
Jamal lachte.
«Sie stellen Fragen, als wäre ich ein Außenminister», sagte er. «Aber ich habe noch nicht einmal ein Land.»
Sie machten eine Pause, um zu essen und zu trinken. Die Flasche Whisky war bald leer, und sie öffneten eine neue. Es war bereits nach Mitternacht, als sie sich dem heikelsten Thema zuwandten: dem in Jordanien zwischen dem König und den Kommandos drohenden Konflikt.
Jamal stellte Fragen, um die amerikanische Position zu verstehen. «Wenn es in Jordanien einen richtigen Bürgerkrieg gibt, werden sich die Vereinigten Staaten dann einmischen?», fragte er.
«Das kann ich nicht beantworten», sagte Rogers.
«Nehmen Sie an, es gäbe eine konstitutionelle Monarchie mit einem Premierminister. Würde Amerika eine solche Regierung anerkennen?»
«Auch das kann ich nicht beantworten», sagte Rogers.
«Nun, was
können
Sie mir sagen?», fragte ihn Jamal.
Rogers sprach sehr umsichtig. Man hatte ihn detailliert darauf vorbereitet, wie er auf Fragen zur Situation in Jordanien antworten sollte.
«Die USA sind der Meinung, dass die Probleme des palästinensischen Volkes nicht auf Kosten Jordaniens gelöst werden sollten. Der König ist ein loyaler Freund der Amerikaner, und die Vereinigten Staaten werden ihn unterstützen, indem sie geeignete Maßnahmen treffen, um sein Königreich zu schützen. Die Fatah sollte nicht an der Entschlossenheit der Amerikaner zweifeln, was die jordanische Frage anbelangt.»
Jamal hörte aufmerksam zu. Rogers vermutete, dass er versuchte, sich diese Aussage einzuprägen.
«Hätten Sie das gerne schriftlich?», fragte Rogers.
«Bitte», sagte der Palästinenser. Er machte ein verschämtes Gesicht dabei, als hätte man ihn inmitten seiner eigenen Spionageoperation ertappt.
Rogers zog sich ins Schlafzimmer zurück und holte aus seiner Aktentasche zwei Blatt Papier. Er gab Jamal jenes, auf dem die Position Amerikas zu Jordanien erklärt wurde – fast wortwörtlich identisch mit dem, was er eben gesagt hatte.
Jamal las den Text mehrere Male
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