Operation Beirut
durch.
«Das sieht mir ganz so aus, als wollten Sie uns sagen, wir sollen uns zum Teufel scheren!», sagte der Palästinenser.
«Nein», sagte Rogers. «Aber vielleicht sagen wir euch, ihr sollt in den Libanon gehen.»
«Und dann?»
«Im Namen des Präsidenten sichere ich Ihnen zu, dass die Vereinigten Staaten die legitimen Rechte und Ambitionen des palästinensischen Volkes respektieren und eine gerechte Lösung des palästinensischen Problems in all seinen Aspekten suchen werden; eine Lösung, die auf den Prinzipien basiert, die in Resolution 242 der Vereinten Nationen bekanntgemacht sind.»
«Eine Kopie, bitte.»
Rogers reichte ihm das zweite Blatt Papier, das die amerikanische Position zum Palästinenserproblem bekanntgab.
«Was bedeutet diese Erklärung?», fragte Jamal.
«Wir werden das gemeinsam herausfinden», sagte der Amerikaner, selbst mehr als nur ein wenig neugierig.
Die Sonne schnellte in einer raschen rosafarbenen Explosion an den östlichen Rand des Persischen Golfes und kletterte dann majestätisch inmitten von satten Rot- und Goldtönen an den Himmel. Rogers und Jamal beobachteten diesen herrlichen Anblick von ihren Liegestühlen auf der Terrasse des Bungalows am Strand aus, wo sie noch immer saßen und türkischen Kaffee tranken.
«Was genau wollen Sie von mir?», fragte Jamal und nippte an seinem Kaffee.
«Wir wollen Sicherheitsunterstützung. Wir wollen über terroristische Operationen Bescheid wissen, die das Leben von Amerikanern gefährden könnten. Wir wollen mehr von dem, was Sie mir eben mitgebracht haben: Namen, Daten, Passnummern, Decknamen. Sie behaupten, Sie sind gegen internationale terroristische Unternehmungen. Dann helfen Sie uns!»
«Was schaut für die Fatah dabei heraus?»
«Das Versprechen, dass die Amerikaner mithelfen werden, das Palästinenserproblem zu lösen. Wenn Sie ehrlich sind, dann werden Sie erkennen, dass dies die einzig realistische Chance darstellt, Ihre Ziele zu erreichen.»
«Wie werden Sie mich vor den Israelis schützen?», fragte Jamal.
«Das werden wir nicht. Das ist Ihr Problem. Aber wir garantieren Ihnen, den Umstand, dass Sie unser Kontaktmann sind, geheim zu halten. Wenn Sie sich einverstanden erklären, sich weiterhin mit mir zu treffen, werden um Ihre Identität nur vier Leute wissen: ich, der Stationschef in Beirut, mein Abteilungsleiter und der Direktor der CIA . Jeder von uns wird sein Bestes tun, diese Operation zu schützen.»
«Und wenn Sie einen Fehler machen?»
«Wir machen keine Fehler», sagte Rogers. «Ich habe in zehn Jahren keinen einzigen Agenten verloren.»
«Ich bin nicht Ihr Agent!», sagte Jamal scharf.
«Natürlich nicht», antwortete Rogers rasch. Einen Augenblick lang dachte er, er hätte es versiebt.
Jamal rieb sich die Augen. Im weichen Licht des Morgens sah er jünger und verletzlicher aus als am Tag zuvor.
«Werden Sie mit uns zusammenarbeiten?», fragte Rogers.
«Es ist nicht allein meine Entscheidung. Ich muss das erst mit dem Alten Mann diskutieren.»
«Das ist nicht genug. Ich brauche eine Antwort!»
«Sie haben Sie bereits.»
«Wie lautet sie?», sagte Rogers und erhob die Stimme.
«Sie lautet nicht nein.»
«Sprechen Sie es aus!»
«Ja», sagte Jamal endlich. «Ich werde mit Ihnen zusammenarbeiten. Wenn der Alte Mann es genehmigt.»
«Werden Sie ihm alles über unser Treffen erzählen?»
«Fast alles. Aber nicht alles. Es gibt da das ein oder andere, was er nicht verstehen würde.»
«Dann kommen wir also ins Geschäft», sagte Rogers und schüttelte Jamal die Hand.
Er lehnte sich in den Stuhl zurück, legte seine Glücksbringerstiefel auf das Geländer der Terrasse und sah zu, wie die Sonne am Himmel weiter nach oben wanderte.
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Teil IV
März–Mai 1970
Kapitel 15 Beirut; März 1970
Yakov Levi notierte sich Rogers’ Rückkehr nach Beirut auf einer der Karteikarten, die er in einer Schachtel in seinem Büro aufbewahrte. Er trug die Daten der Reise ein und schrieb dazu «Kuwait». Der Eintrag folgte einem anderen unter dem Stichwort «Amman». Die Information kam von einem Kontaktmann auf dem Flughafen, der ihm Passagierlisten und nötigenfalls auch Fotografien einzelner Passagiere besorgte.
Das ist schon rätselhaft, dachte sich Levi. Warum macht Rogers diese Reisen? Was macht er? Mit wem trifft er sich?
Levi konnte sich ewig mit solchen Rätseln aufhalten. Er war ein kleiner, drahtiger Mann mit dunklem Gesicht und einer Miene, in der sich schier endloses
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