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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Bedacht und versuchte wie er selbst zu klingen und nicht wie eine verunstaltete Ausgabe von Marsh.
    «Kontrolle wäre sicherlich vorzuziehen», sagte er. «Wenn sie im Rahmen des Möglichen stünde. Aber ich glaube nicht, dass dies hier der Fall ist. Zumindest nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Wir haben es da mit einem Mann zu tun, der an der Spitze seiner Organisation steht und an seine Sache glaubt. Er ist kein Abtrünniger. Er ist kein Gauner und kein Perverser. Wenn wir Kontrolle haben wollen, dann sollten wir uns jemanden suchen, der weniger wichtig und dafür verletzlicher ist. Jemanden, der für Druck empfänglicher wäre.»
    «Das ist Defätismus», schalt ihn Marsh. «Sie nehmen einfach an, dass Sie den Agenten nicht mit einem finanziellen Köder anwerben können, obwohl Sie es – nach eigenem Eingeständnis – noch gar nicht wirklich versucht haben.»
    Du Dummkopf, dachte Rogers. Du würdest einen potenziellen Agenten nicht mal erkennen, wenn er dich in den Arsch beißt.
    Rogers wandte sich an Stone.
    «Alles, was ich tun kann, ist, um Ihr Vertrauen zu bitten», sagte Rogers. «Das mag unprofessionell klingen. Aber ich kenne diesen Fall, und ich weiß, was bei diesem Agenten funktionieren wird; und ich hoffe, Sie werden meinem Urteil vertrauen.»
    Stone, der den beiden jüngeren Männern bisher schweigend zugehört hatte, machte nun selbst den Mund auf.
    «Wir haben es hier mit einem schwierigen Fall zu tun», sagte der Abteilungsleiter. «Wir alle hier haben großen Respekt vor Toms Arbeit, und auch das Material, das er uns über die Palästinenser beschafft kann, brauchen wir dringendst. Aber unser Bedürfnis ist nicht groß genug, dass wir uns auf eine unsichere Operation einlassen sollten.»
    Marsh nickte beifällig.
    «Ich möchte mir einen oder zwei Tage Zeit nehmen und mir die Punkte durch den Kopf gehen lassen, die wir hier besprochen haben, und mit ein paar Leuten reden, die gescheiter sind als ich», schloss Stone. «Ich lasse Sie meine Entscheidung so schnell wie möglich wissen.»
    Die Besprechung war zu Ende.
    Stone bat Rogers, noch einen Augenblick zu bleiben. Als Marsh den Konferenzraum verließ, hörte er den Abteilungsleiter Rogers für den Abend zu einem Essen in seinem Club einladen.
     
    Das Abendessen war ein Ritual, das Stone in seinen Anfangstagen in der Offiziersmesse der Vorkriegsarmee ins Leben gerufen, während des Krieges in London gehegt und in den Jahren seither mit Agenten, Falloffizieren und Freunden in der ganzen Welt aufrechterhalten hatte. Stone betrachtete ein Abendessen als Theaterstück in drei Akten, und er liebte jede Sekunde der gesamten Vorstellung – jeden Gang, jeden Drink, jedes bisschen Konversation.
    Rogers traf um Punkt halb acht im Club der Athener ein. Es handelte sich um ein Backsteingebäude im Zentrum von Washington, bullig und solide wie ein viktorianischer Bankier.
    «Kann ich Ihnen behilflich sein?», erkundigte sich der Türsteher und hielt Rogers diskret im Foyer an. Der Mann hatte sich einige tausend Gesichter eingeprägt. Er kannte jedes einzelne Mitglied. Und was noch wichtiger war: Er wusste, wer nicht Mitglied war; und so empfing er jede Person dieser letzteren Kategorie mit der gleichen höflichen, aber entschiedenen Anfrage: «Kann ich Ihnen behilflich sein?» In diesem Fall führte der Türsteher Rogers in die Halle, in der Stone in einem Ledersessel am Kamin saß und Zeitung las.
    Stone erhob sich und eskortierte seinen Gast eine großartige Treppe hinauf in den Salon im zweiten Stock, wo ein weiteres Kaminfeuer loderte und zwei große Ledersessel auf sie warteten. Ein betagter schwarzer Kellner in einem weißen Jackett kam und nahm ihre Getränkebestellungen entgegen.
    «Einen trockenen Martini», sagte Stone.
    Rogers, von der Flut der Begegnung mitgespült, bestellte das Gleiche. Sie unterhielten sich eine Dreiviertelstunde über Belanglosigkeiten, sprachen über ihre Familien, über aktuelle Ereignisse, Tratsch auf der unteren Ebene der Agentur.
    Ein Kellner brachte die Speisekarten, und die beiden Männer bestellten Steaks. Stone wählte eine Flasche Bordeaux aus der Weinliste. Um genau acht Uhr fünfzehn erhob sich der ältere Mann aus seinem Fauteuil und führte seinen Gast in den Speisesaal im vierten Stock, an vielen Quadratmetern gestärkten weißen Leinens vorbei an einen Ecktisch. Die Konversation während des Essens kam ein wenig genauer auf den Punkt, befasste sich mit Ereignissen im Nahen Osten, dem Leben in der

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