Operation Beirut
im Schatten des Riesenrades zu. Es war ein kleines Freiluftcafé; außer dem alten Mann, der an einem der Tische saß und türkischen Tabak aus einer Wasserpfeife rauchte, war es leer.
Als der Alte seine Gäste sah, nahm er das Mundstück der Pfeife von den Lippen, kam zu Hoffman herüber und küsste ihn auf beide Wangen. Zu Rogers’ Erstaunen erwiderte Hoffman die Geste.
Der Alte verschwand im hinteren Bereich des Cafés. Keiner von beiden hatte auch nur ein Wort gesagt.
«Rauchen Sie?», fragte Hoffman und deutete auf die Pfeife.
«Nein danke», sagte Rogers.
«Bleibt umso mehr für mich», meinte der Stationschef und nahm einen tiefen Zug aus der vor sich hin glimmenden Pfeife. Hoffman saß zufrieden da, zog hin und wieder am Mundstück der Pfeife, sagte aber nichts.
Nach fünf Minuten kam der Alte zurück und brachte Kaffee, verschwand dann aber gleich wieder. Die Sonne war warm, und vom Mittelmeer her kam eine angenehme Brise. Hoffman blieb weiter stumm.
Rogers fragte sich, ob sein Chef ihn einer Art Prüfung unterzog. Sie waren etwa zehn Minuten im Café, als Rogers in der Ferne eine Gestalt erspähte, die allein am Strand spazieren ging. Es war ein junger Araber, elegant und gut gebaut; er trug eine Sonnenbrille.
Im gleichen Augenblick ließ Rogers einen Blick auf Hoffman ruhen und sah, dass der Stationschef die Hände hinter dem Kopf verschränkt hatte, als würde er sich strecken – oder jemandem ein Zeichen geben.
Langsam näherte sich der junge Mann dem Strandcafé.
«Das ist der Bursche, mit dem ich Sie bekannt machen will», sagte Hoffman. «Er heißt Fuad.»
Der junge Mann betrat das Café. Hoffman hieß ihn willkommen und stellte die beiden Fremden einander vor.
«Fuad, ich möchte Ihnen John Reilly vorstellen», sagte er und deutete auf Rogers.
«Guten Tag, Mr.Reilly», sagte der Araber. Er schien absolut nicht nervös zu sein, fast unnatürlich gelassen.
«Nennen Sie mich John», sagte Rogers. Er hasste Tarnnamen, und schon gar solche, die sich ein anderer für ihn ausdachte.
Der Araber setzte sich und nahm seine Brille ab. Rogers bemerkte einen leidenschaftlichen, fast hasserfüllten Blick in seinen Augen. Offensichtlich waren es jedoch nicht die Amerikaner, die er hasste.
«Wir haben Fuad kennengelernt, als er an der Amerikanischen Universität in Beirut studierte», sagte Hoffman. «Wir schätzen ihn sehr.»
Rogers nickte mit dem Kopf und lächelte. Auch Fuad nickte mit dem Kopf und lächelte. Die Szene wirkte sehr arabisch.
«Fuad ist die letzten Jahre über in Ägypten gewesen. Er hat für eine libanesische Handelsfirma gearbeitet und sich nebenbei ein bisschen mit linker Politik beschäftigt.» Hoffman ließ seinen Blick langsam durch das Café und über den Strand dahinter schweifen; er vergewisserte sich, dass sich niemand näherte; dann fuhr er fort.
«Während er in Ägypten war, hielt Fuad sporadisch Kontakt mit unserer Organisation und versorgte uns mit einer Reihe von interessanten Informationen. Besonders zu schätzen wussten wir seine Berichterstattung über die Aktivitäten der Palästinenser in Ägypten. Jetzt denkt Fuad daran, wieder in den Libanon zurückzukehren», sagte Hoffman. «Wir halten das für eine ausgezeichnete Idee.»
Hoffman lächelte Fuad an, der das Lächeln dieses Mal nicht erwiderte.
Es entstand eine Pause. Ein Dampfer bewegte sich langsam über den Horizont.
Rogers meldete sich zu Wort – auf Arabisch.
«Die Ägypter haben ein Sprichwort, was Seereisen anbelangt», sagte Rogers in umgangssprachlichem Arabisch und machte eine Geste in Richtung des Schiffes.
«Sie sagen: ‹Es ist besser, das Furzen von Kamelen zu hören als das Beten der Fische.›»
Fuad neigte den Kopf, als sei er sich nicht ganz sicher, ob er richtig verstanden hatte; dann lächelte er.
«Die Ägypter haben ganz recht», sagte Fuad.
«Bockmist», brummelte Hoffman.
«Die Ägypter haben da noch ein Sprichwort, das mir gefällt», fuhr Rogers auf Arabisch fort. «Es ist eine Warnung an all jene, die meinen, sie verstünden die arabische Welt.»
«Und wie lautet es?», fragte Fuad.
«‹Wir setzen uns der Gefahr aus, wenn wir uns mit unserem eigenen Ratschlag zufriedengeben.›»
«Lasst uns mal einen Augenblick zur Sache kommen», sagte Hoffman ungeduldig. «Ich habe nämlich was Besseres zu tun, als mir anzuhören, wie ihr beide euch Volksweisheiten erzählt – und das in einer Sprache, die nicht meine Muttersprache ist.»
Rogers zündete sich eine
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