Operation Beirut
Zigarette an, bot Fuad eine an und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, um Hoffman zuzuhören.
«Fuad, ich will, dass Sie sich in Beirut noch einmal mit Mr.Reilly treffen und dass ihr beide euch dann ernsthaft über die Palästinenser unterhaltet», sagte Hoffman nun konzentriert.
«Ich will, dass Sie für ihn dasselbe tun, was Sie vor zwei Monaten für mich gemacht haben. Namen, Geschichten, politische Aufzeichnungen, ein Who’s who der Leute, die man in Kairo kennen muss. Ich will, dass Mr.Reilly ein Bild von den Anführern der Guerillaorganisationen bekommt, das so vollständig wie möglich ist.»
Fuad nickte.
Hoffman zog eine Karteikarte aus einer seiner Taschen. Darauf stand getippt die Adresse einer Wohnung in West-Beirut, eine Uhrzeit und zwei kurze Sätze. Er reichte Fuad die Karte.
«Gehen Sie in drei Tagen zu dieser Adresse, um zehn Uhr morgens. Mr.Reilly wird dort auf Sie warten. Sagen Sie Ihre Parole, und er antwortet Ihnen mit der seinen; dann lässt er Sie hinein. Wenn Ihnen jemand folgt oder wenn Sie aus irgendeinem Grund nicht kommen können, dann gehen Sie am nächsten Tag noch einmal hin, und zwar um vier Uhr nachmittags. Haben Sie verstanden?»
Fuad nickte ein weiteres Mal.
«Haben Sie auswendig gelernt, was auf der Karte steht?»
«Ja», sagte Fuad.
«Dann geben Sie sie mir zurück.»
Der junge Araber warf noch einen letzten Blick auf die Karte und reichte sie dann Hoffman.
Dieser stand auf. Keiner war aufgefordert, etwas zu sagen, also sagte niemand etwas.
Fuad stand ebenfalls auf und drückte Rogers fest die Hand.
Der Araber wandte sich an Hoffman. Er legte als Geste der Aufrichtigkeit eine Hand aufs Herz, schüttelte Hoffmans Hand, drehte sich um und ging.
Als Rogers zusah, wie der junge Araber langsam über den Strand spazierte, stellte er fest, dass der Mann wie ein geborener Agent aussah. Sein Äußeres war gepflegt und schwer bestimmbar: mittlere Größe, weder dick noch dünn, genau die Art von glattem, gepflegtem Gesicht, an das man sich nie ganz genau erinnern konnte. Es gibt Gesichter, die geradezu Landkarten menschlichen Charakters sind. Fuads Gesicht dagegen war eine leere Tafel, mit seiner glänzenden Bräune, ganz ohne Linien und Falten: ein Bild von einer Reise durch die Wüste, die keine Spuren hinterließ.
Hoffman ließ sich neue, glühende Kohle für die Pfeife bringen. Nachdem er noch einige Minuten länger an der Shisha gepafft hatte, legte er das Mundstück zur Seite.
«Interessanter Bursche», sagte Hoffman. «Er ist davon überzeugt, dass es Amerikas Schicksal ist, die Araber zu befreien! Weiß Gott, warum der so an uns glaubt, aber er tut’s.»
«Ist er zuverlässig?», fragte Rogers.
«Das herauszufinden liegt an Ihnen, mein Freund. Denn von diesem Augenblick an ist er Ihr Agent.»
Rogers lachte und schüttelte den Kopf.
«Weiß er, dass er in Ihren Büchern geführt wird?»
«Mehr oder weniger», sagte Hoffman. «Lassen Sie uns gehen.» Schweigend spazierten sie zum Wagen zurück. Als die Türen geschlossen waren, wandte sich Hoffman an seinen neuen Falloffizier.
«Sie sollten etwas über Fuad wissen, was nicht in den Akten steht», sagte der Stationschef. «Sein Vater wurde vor einigen Jahren ermordet. Er glaubt, dass der Mann, der seinen Vater umgebracht hat, ein libanesischer Kommunist war.»
«Und, war er es?», fragte Rogers.
«Ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln», sagte der Stationschef. «Aber wen kümmert es, was ich denke? Tatsache ist, dass Fuad es glaubt.»
Rogers traf sich mit Fuad in einer Wohnung in Rauche, mit Blick aufs Meer; es war eine von circa sechs geheimen Wohnungen, die die CIA in Beirut besaß.
Das Apartment war in jenem grellen Stil eingerichtet, an dem viele Araber Geschmack finden und der von Inneneinrichtern als «Louis Farouk» verspottet wird. Spiegel mit Goldrahmen, viel zu prall gepolsterte Sofas in Pink und Gelb, denen büschelweise die Füllung aus dem Bezug spross, lackierte Kaffeetischchen. Rogers kam früher als vorgesehen und sah sich in der Wohnung um. Sie war abscheulich; genau die Art von Dekor, mit der man einen Beduinen aus der Wüste beeindrucken konnte, nicht aber einen Cum-laude-Absolventen der Amerikanischen Universität Beirut. Es klopfte an der Tür, dann folgte der rituelle Austausch der Parolen.
«Sind Sie heute beschäftigt?», fragte Fuad.
Rogers fand die Parole dumm und kaum der Mühe wert, aber er sagte die abgesprochene Antwort auf.
«Nein, im Moment habe ich ein paar
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