Operation Beirut
Minuten Zeit.»
Rogers öffnete die Tür, schüttelte Fuad die Hand und führte ihn zu einem der Pastellsofas.
«Nochmals guten Tag, Fuad», sagte Rogers.
«Guten Tag, Mr.Reilly.»
Fuad bewegte sich mit der Geschmeidigkeit einer Wildkatze. Er trug die Kleidung eines jungen libanesischen Playboys: ein Jackett mit breitem Revers, das an der Taille gerafft war, Leinenhosen, einen dazu passenden Wildledergürtel, Wildlederschuhe und die unvermeidliche Ray-Ban-Sonnenbrille. Der Aufzug musste ihn mindestens einen Monatslohn gekostet haben, vermutete Rogers.
Die Vorhänge der Wohnung waren zugezogen und der Raum dunkel. Als er sich auf die Couch setzte, nahm Fuad die Sonnenbrille ab und starrte Rogers mit der konzentrierten Neugierde eines Menschen an, der sein Leben in die Hände eines anderen legt. Zwei Dinge fielen an Rogers auf. Das Erste war seine Körpergröße. Er war gut eins fünfundachtzig; ein Riese nach arabischen Maßstäben; eine Größe, die man hier gemeinhin mit kurdischen Ringern oder tscherkessischen Leibwächtern assoziierte. Das Zweite war seine Zwanglosigkeit. Der lose Schnitt seiner Kleidung, die abgewetzten Kragen seiner Hemden, die Art, wie er aus dem Fenster starrte, wenn er eine Zigarette rauchte. Diese Kombination ließ ihn als die Verkörperung jenes Bildes erscheinen, das sich der Araber von Amerika machte: groß und entspannt, strahlte er Macht und Intimität zugleich aus.
Die Verantwortlichen von der Zweigstelle Beirut hatten den Raum sorgfältig ausgestattet. Das Tablett auf dem Tisch war mit Zigarettenschachteln gefüllt; drei verschiedene Sorten – eine geradezu arabische Geste der Gastfreundschaft. Obst und etwas zu trinken gab es ebenfalls. Fuad nahm die Schachtel, die ihm am nächsten lag – eine Packung Larks – und zündete sich die erste von vielen Zigaretten an. Rogers goss süßen arabischen Tee in zwei Gläschen und plauderte vor sich hin. Er fragte nach Fuads Familie, sprach von seiner eigenen Frau und seinen Kindern, erkundigte sich nach der politischen Situation in Ägypten. Als sie das Vorgeplänkel beendet hatten, kam Rogers zur Sache.
«Sagen Sie mir, was Sie über die Anführer der palästinensischen Guerillas wissen. Welche sollten wir kennenlernen?»
«Verzeihen Sie, Mr.Reilly», sagte Fuad. «Aber diejenigen, die Sie kennenlernen sollten, sind die, die sich nicht mit Ihnen unterhalten werden.»
Da hat er recht, dachte sich Rogers. Aber er sagte nichts, sondern wartete darauf, dass Fuad von sich aus fortfuhr.
«In Ägypten bin ich zwei Sorten von Palästinensern begegnet», erklärte Fuad. «Es gibt die traditionellen Führer, die man kaufen kann; die sind nicht zu gebrauchen. Und es gibt eine neue Gruppe – die Fedajin –, die man nicht so leicht kaufen kann, die aber die arabische Welt wie ein Vulkan erschüttern. Aber Sie haben da ein Problem. Die neuen sind echte Revolutionäre. Sie erhalten ihre Ausbildung und ihre Waffen aus Moskau. Warum sollten die mit den Amerikanern sprechen?»
«Jeder will mit den Amerikanern sprechen», sagte Rogers. «Wenn ich in meinem Geschäft etwas gelernt habe, dann ist es das.»
«Ich bin sicher, Sie haben recht, Mr.Reilly», sagte Fuad vorsichtig.
«Sagen Sie mir etwas über die Fatah», sagte Rogers.
«Das ist die größte der Guerillagruppen.»
«Ja, ja, das weiß ich. Sagen Sie mir etwas über ihre Anführer.»
«Zuerst ist da der Alte Mann», sagte Fuad. «Eigentlich ist er gar nicht so alt, aber jeder kennt ihn unter diesem Namen. Er ist ein sehr komplizierter und verschlagener Typ. Vielleicht ist es unvermeidlich, dass ein Volk ohne Land sich einen Anführer wie ihn wählt – einen ohne Moral. Der Alte Mann wird jedem sagen, was er hören will. Er bekommt Geld von den Saudis und Waffen aus Moskau. Seinen saudischen Freunden sagt er, dass er ein frommer Moslem ist, und seinen sowjetischen Freunden sagt er, dass sein einziger Gott die Revolution ist. Dieser Mann mag Ihnen wie ein Narr vorkommen, aber Sie sollten ihn nicht unterschätzen.
Dann gibt es da Abu Nasir. Er ist der Kopf ihres Geheimdienstes. Ein sehr kluger Mann. Der ägyptische Nachrichtendienst, der Mukhabarat, hat Angst vor ihm. Man hat versucht, den Nachrichtendienst der Fatah unter Kontrolle zu bekommen, indem man ein Dutzend von Abu Nasirs Leuten ausbildet. Es hat nicht funktioniert. Die Ausbildung hat sie nur noch gefährlicher gemacht.
Und es gibt noch andere. Der Mann, den sie den Diplomaten nennen und der in Kuwait lebt. Er ist
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