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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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korrupten Bürokraten und Geschäftemacher, die moslemischen Krawallmacher, die Palästinenser. Wir stehen für Stabilität und Ordnung. Unsere Opponenten stehen für Veränderung und Unordnung. Es ist erschreckend, sich vorzustellen, was passiert, wenn sie gewinnen.»
    Der General sah Rogers an, als wartete er auf ein zustimmendes Nicken, das jedoch nicht kam.
    «Vielleicht verstehen Sie nicht», sagte der General. «Wir vom Deuxième Bureau haben eine Formel gefunden, dieses rebellische kleine Land zu regieren. Wir schlagen vor, es wie die Armee zu leiten. Die Generäle sind Christen, ja, das ist wahr. Aber viele der anderen Offiziere sind sunnitische und drusische Moslems. Und als Soldaten haben wir die schiitischen Moslems, die ohnehin nichts anderes wollen, als geführt zu werden. Wer denkt in einer Armee schon an Religion? In der Armee sind wir alle Libanesen – mit einem gemeinsamen Ziel.»
    Wieder erwartete der General bei Rogers ein zustimmendes Nicken. Aber es kam noch immer keines.
    «Wissen Sie, wie unser Präsident diese kleinen Männer von der Opposition nennt, die vorhaben, uns unser Land zu nehmen?»
    «Wie denn?», fragte Rogers.
    «Die
fromagistes
 – die ‹Käseleute›. Das ist, was wir bekommen, wenn diese Leute die Wahl gewinnen: eine Nation, die von den Käseleuten regiert wird.»
    Rogers lächelte. Das heißt also, die Käseleute treten gegen die Ratten an, dachte er sich.
    «Was erwarten Sie von uns?», fragte Rogers.
    Der General seufzte.
    «Unterstützung. Geld. Ich habe die Einzelheiten dessen, was wir benötigen, bereits Ihrem Mr.Hoffman erklärt.»
    «Und was hat er Ihnen gesagt?», fragte Rogers.
    «Dass die Politik der Vereinigten Staaten darin besteht, bei den Wahlen neutral zu bleiben.»
    «Das ist auch mein Verständnis unserer Politik.»
    General Jezzine schnalzte ärgerlich mit der Zunge.
    «Sie erwarten doch nicht von mir, dass ich das glaube.»
    «Es ist aber wahr», sagte Rogers. «Wir sind neutral. Wir stellen keiner der beiden Seiten Geld zur Verfügung, das versichere ich Ihnen.»
    «Dann bin ich beleidigt», sagte der General eisig. «Ich bin bestürzt, dass Sie so wenig für uns übrighaben.»
    Rogers hob den Kopf.
    «Warten Sie mal», sagte der Amerikaner. «Wollen Sie mir damit sagen, Sie sind von Amerika enttäuscht, weil wir nicht versuchen, Ihre Wahlen zu manipulieren?»
    «Exakt», sagte der General. Es sah ganz so aus, als sei er ernsthaft gekränkt.
    Rogers hatte gute Lust, laut loszulachen, fürchtete aber, seinen Gastgeber noch mehr zu beleidigen.
    «Wissen Sie, was mir Ihr Mr.Hoffman gesagt hat, als ich ihm gegenüber diese Punkte erwähnte?», fragte der General.
    «Nein», sagte Rogers und fragte sich, was für eine Perle der Weisheit ihm der Stationschef angeboten hatte.
    «Er sagte mir: ‹Machen Sie eine Fliege, Charlie.› Genau das waren seine Worte. Sagen Sie mir bitte, was das bedeutet?»
    «Es bedeutet nein», sagte Rogers. «Es ist eine besonders nachdrückliche Art, nein zu sagen.»
    Ein peinliches Schweigen entstand.
    «Als Sie mich anriefen und mir vorschlugen, mich zu besuchen», sagte der General schließlich, «hoffte ich, das sei vielleicht Mr.Hoffmans Art, sich zu entschuldigen und mir zu verstehen zu geben, dass er es sich anders überlegt hätte. Sie kommen also nicht, um mir Ihre Unterstützung im Wahlkampf anzubieten?»
    «Ganz und gar nicht.»
    «Schade», sagte der General.
    Er stand auf und ging zu seinem Gewehrschrank hinüber, nahm eine Schrotflinte heraus und zielte mit ihr auf das Tal.
    «Ich bin aus einem anderen Grund gekommen», sagte Rogers.
    «Welchem Grund?», erkundigte sich der General eher reserviert vom Fenster her, während er mit dem Gewehr auf unsichtbare Ziele anlegte.
    «Ich werde es erklären», sagte Rogers. Er erhob sich von der Couch und ging zum General hinüber. Er sprach mit einer besonderen Betonung und in vertraulichem Ton.
    «Sir», begann er. «Die Botschaft macht sich Sorgen um das Anwachsen der Untergrundmilizen bei den Christen. Wir befürchten, dass diese Organisationen Teil einer Gewaltspirale im Libanon sind, die irgendwann einmal nicht mehr kontrollierbar sein wird. Wir nehmen an, dass Sie um diese Organisationen wissen.»
    «Natürlich», sagte der General. «Das ist meine Aufgabe.»
    «Wir hoffen, dass Sie unsere Besorgnis teilen.»
    «Das ist eine andere Sache», sagte Jezzine. «Meine Sorge gilt der Zukunft des Libanon.»
    «Darf ich Ihnen eine Frage stellen?», sagte Rogers.
    Der General

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