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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Elite, knüpfte neue Kontakte und erneuerte alte. Einige Wochen nach seiner Unterredung mit Hoffman hatte er sich eine Einladung zum Mittagessen im Haus der Jezzines in den Bergen nordöstlich von Beirut erschlichen.
    Der Lunch fand an einem sonnigen Sommertag statt, der Rogers heiß schien, als er seine Wohnung in West-Beirut verließ. Mit seinem leichten Sommeranzug, einem Hemd mit offenem Kragen und den Cowboystiefeln war er leger gekleidet. Als er in der Nähe des Dorfes, in dem die Jezzines wohnten, die Berge erreichte, wurde die Luft kühler, und Rogers wünschte, er hätte sich einen Pullover mitgebracht.
    Das Dorf an den Hängen des Mount Lebanon war für die Ankunft eines besonderen Gastes hergerichtet worden. Quer über die Hauptstraße hing eine Lichterkette, deren Lampen matt und kaum sichtbar im Mittagslicht vor sich hin brannten; libanesische Flaggen wehten von vielen der Steinhäuser. Als Rogers die Straße hinauffuhr, bemerkte er, dass sich hinter den Fenstern einiger Häuser Gesichter bewegten, die ihm lautlos entgegenstarrten.
    Das Dorf war die Heimat des Jezzine-Clans. Ihre Villa thronte, von einem Zedernhain geschützt, auf dem höchsten Hügel der Gegend. Als Rogers sich dem Haus näherte, fand er sich mit einem Mal vor einer Straßensperre. Sie war von Bauernburschen in Schwarz bemannt, die automatische Waffen trugen. Sie hielten ihn an und fragten nach seinem Pass. Als sie festgestellt hatten, dass er der wichtige amerikanische Besucher war, den man für diesen Tag erwartete, ließen es sich die Bewaffneten nicht nehmen, Rogers die restlichen hundert Meter zum Haus zu chauffieren.
    Die Jezzines ließen ihn warten, wie vorauszusehen war. Rogers vertrieb sich die Zeit damit, Zigaretten zu rauchen und die Magazine aus Paris zu lesen, die auf dem Tisch im Salon lagen. Schließlich, circa dreißig Minuten nach Rogers’ Ankunft, tauchte General Jezzine aus dem privaten Teil des Hauses auf, um ihn zu begrüßen. Der General trug einen weißen Leinenanzug und rauchte eine Havanna.
    «Wie schön, dass Sie gekommen sind», sagte Jezzine. «Es ist eine große Ehre für mich, ein so hervorragendes Mitglied Ihrer Organisation in meinem Hause zu haben.» Seine Sprache war präzise und sein Ton ruhig. Er hatte eine Art zu sprechen, die es seinem Mund gestattete, die Worte zu formen, während der Rest seines Gesichts vollkommen unbeweglich blieb; vor allem seine Augen, die Rogers, ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken, anzustarren schienen.
    Sie unterhielten sich einige Minuten lang über Belanglosigkeiten. Jezzine zeigte Rogers seine Waffensammlung, die in einem Schaukasten an der Wand untergebracht war. Dann schlenderte er zu dem riesigen Panoramafenster, das den Salon dominierte, und zeigte ihm in der Ferne das Tal, in dem er als Junge mit seinem Vater auf die Jagd gegangen war und wo er jetzt mit seinen eigenen Söhnen jagte. Der General warf einen kurzen Blick auf Rogers’ Stiefel und wandte sich geringschätzig ab.
    Nach einiger Zeit kam ein Diener mit Tee, der in kleinen Glastassen serviert wurde, die zur Hälfte mit Zucker gefüllt waren.
    «Haben Sie schon einmal von ‹La Dactylo› gehört, Mr.Rogers?», fragte der General, nachdem er an seinem Tee genippt hatte.
    Rogers schüttelte den Kopf.
    «Wie Sie wissen, bedeutet das auf Französisch ‹Die Schreibkraft›. Hier in meinem Land hat es jedoch eine besondere Bedeutung. Ist Ihnen diese zufällig bekannt?»
    «Nein», sagte Rogers.
    «Es ist der Spitzname, den die libanesischen Journalisten dem Deuxième Bureau gegeben haben. Der Name entbehrt nicht einer gewissen Logik. Sehen Sie, manchmal, da lasse ich den Besitzer einer unserer libanesischen Zeitungen zu mir in mein Büro nach Yarze kommen und gebe ihm die eine oder andere Information. Ich sage ihm, die Bank von Monsieur Soundso, dem palästinensischen Millionär, ist in Schwierigkeiten oder dass ein bestimmtes Ministerium wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten sein Budget überzogen hat. Der Besitzer der Zeitung, wenn er ein vernünftiger Mann ist, geht mit dieser Information zu seinem Herausgeber und sagt ihm, er soll sie drucken. Wenn der Herausgeber wissen will, woher sie stammt, dann sagt ihm der Besitzer: Von ‹La Dactylo›.»
    «Von der ‹Schreibkraft›», sagte Rogers.
    «Ja. Exakt. Jedermann weiß, was das bedeutet. Es bedeutet, dass die Geschichte von mir kommt, vom Nachrichtendienst der Armee, von der Geheimpolizei. Und das genügt. Die Geschichte wird gedruckt. Sie preist

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