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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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nickte mit dem Kopf.
    «Warum existieren diese Organisationen überhaupt?», drängte Rogers. «Welchen Zweck verfolgen sie?»
    «Sie existieren wegen der gefährlichen Aussichten, von denen ich Ihnen eben erzählt habe. Die Aussicht, dass die Macht der Armee, die vom Deuxième Bureau repräsentiert wird, in der nächsten Wahl zerstört wird und dieses Land der Gnade seiner Feinde ausgeliefert wird. In diesem Fall wird es absolut notwendig sein, die Schlagkraft der Armee durch private Gruppen zu unterstützen. Gruppen, die in der Lage sind, Dinge zu tun, welche die Armee eines geteilten Landes wie des unseren nicht tun kann.»
    «Welche ‹Dinge› meinen Sie damit?», drängte Rogers.
    «Das überlasse ich Ihrer Phantasie. Lassen Sie uns einfach sagen, Dinge, die Teil der Realität eines Krieges sind, die man aber der Öffentlichkeit gegenüber nicht eingestehen kann.»
    «Das klingt mir sehr gefährlich.»
    «Sie sind kein Libanese.»
    «Lassen Sie mich meine Karten auf den Tisch legen», sagte Rogers. «Die Botschaft würde gerne mehr über diese Untergrundgruppen wissen. Ich bin hierhergekommen, um Sie um etwas zu bitten. Würden Sie mit uns Ihre Informationen zu diesem Thema teilen?»
    «Warum stehlen Sie sie uns nicht einfach?», fragte der General. «Wir wissen, dass Sie Ihre eigenen Agenten in unserer Organisation haben. Sie brauchen sie nicht einmal zu stehlen. Wir geben sie Ihnen wahrscheinlich umsonst.»
    «Ich spreche nicht von dem, was wir von den Angestellten aus der Registratur bekommen können», sagte Rogers. «Wir brauchen nicht noch mehr angezapfte Telefone oder gestohlene Dokumente. Wir wollen, was nicht in den Akten steht. Dinge, über die man nicht am Telefon spricht und die man auch nicht aufschreibt; Dinge, die einem höchstens privat anvertraut werden, weil man das Vertrauen einer Person genießt.»
    «Unmöglich», sagte der General.
    «Warum?», fragte Rogers.
    «Weil ich nicht mit dem einverstanden bin, was Sie tun. Warum sollte ich Ihnen die Symptome zu analysieren helfen, wenn ich die Krankheit selbst heilen will?»
    «Was wollen Sie damit sagen?»
    «Wenn Sie das Anwachsen von terroristischen Untergrundorganisationen unter den Christen verhindern wollen, dann helfen Sie unserer Seite, die Wahl zu gewinnen. Wir sind die Alternative zu dieser Art von Anarchie.»
    «Das können wir nicht tun», sagte Rogers. «Ich habe bereits erklärt, dass unsere Politik vorsieht, neutral zu bleiben.»
    «Dann weigere ich mich auch, Ihnen dabei zu helfen, die geheimen Waffen zu zerstören, die wir womöglich brauchen, um den Libanon zu schützen.»
    Rogers begann erneut zu sprechen. Er brachte die gleiche Bitte mit anderen Worten vor, aber General Jezzine unterbrach ihn.
    «Wir werden dieses Thema nicht mehr ansprechen», sagte er kalt. Sein Verhalten änderte sich so schlagartig und vollkommen, als hätte er sich eben umgezogen.
    «Ich denke, es ist Zeit für den Lunch», sagte der libanesische Nachrichtenoffizier und führte Rogers durch zwei große Eichentüren in ein förmlich gehaltenes Speisezimmer.
     
    Rogers nahm an einem langen Esstisch Platz, der mit dem schwersten Tafelsilber gedeckt war, das er jemals über einen Tisch gewuchtet hatte. Zu seiner Rechten saß Madame Jezzine. Sie trug ein schwarzes Kleid mit tiefem Ausschnitt und eine schwere goldene Halskette. Das Schmuckstück schimmerte über ihrem Busen, als sollte es darauf verweisen, wem diese Frau gehörte.
    Madame Jezzine war genauso charmant und kokett, wie Rogers sie in Erinnerung hatte. Sie setzte die Unterhaltung fort, die sie beide vor fast einem Jahr im Haus des Botschafters begonnen hatten, als seien die dazwischenliegenden Monate nichts weiter gewesen als ein Besuch der Toilette.
    «Wir unterhielten uns über die Unterschiede zwischen Ihrem Land und dem Libanon», sagte Madame Jezzine.
    «Sie haben ein gutes Gedächtnis», sagte Rogers.
    «Später fiel mir ein Unterschied ein», fuhr sie fort, «der Sie vielleicht all die anderen hätte verstehen lassen.»
    «Ich würde ihn gerne hören.»
    «Ich kann es Ihnen am besten erklären, wenn ich Ihnen einige Fragen stelle. Ja?»
    «Bitte», sagte Rogers.
    «Welche Art von Häusern bauten die Pioniere in Amerika?»
    Rogers dachte einen Augenblick lang nach.
    «Holzhäuser, zum größten Teil», antwortete er.
    «Natürlich! Genau das haben wir in unseren Geschichtsbüchern über Amerika gelesen. Ihre berühmten Pioniere, die den weiten Kontinent erforschten und ihre berühmten

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