Operation Beirut
dieses Falles vertraut.»
«Welcher Fall?», murmelte Jamal. Er fläzte sich in seinen Sessel wie ein Teenager, der eine besonders unangenehme elterliche Standpauke über sich ergehen lässt.
Er hielt den Kopf nach hinten gekippt, sodass er Marsh mit fast geschlossenen Augen fixierte.
«Bin ich zu schnell für Sie?», fragte Marsh.
«Nein», sagte Jamal und sackte noch tiefer in den Sessel.
«Gut. Nun, meiner Meinung nach hatte unsere Beziehung einen schlechten Start, weil wir die Art unserer Geschäfte nicht deutlich genug geklärt hatten, wie sich das für Geschäftsleute gehört. Unser Geschäft ist es, Informationen zu erwerben. Sie haben Informationen, die für uns von Wert sind. Deshalb gibt es eine Grundlage für eine Beziehung, die für beide Seiten von Vorteil ist. Aber es darf kein Zweifel darüber bestehen – ich wiederhole: kein Zweifel –, wer diese Veranstaltung hier leitet. Es wird ernsthafte Konsequenzen für Sie haben, wenn Sie Ihrem Teil des Handels nicht nachkommen. Wollen Sie, dass ich Ihnen die Einzelheiten dieser Konsequenzen aufzähle?»
Anstatt zu antworten, richtete Jamal sich in seinem Sessel auf und spuckte auf den Boden.
«Lassen Sie das sein!», sagte Marsh scharf. Kontrolliere deinen Agenten, ermahnte er sich.
Der Amerikaner nahm einen ledernen Diplomatenkoffer zur Hand, den er mitgebracht hatte, und legte ihn vor Jamal auf den Kaffeetisch. Er drehte ihn in Richtung Jamals und ließ die Schlösser aufschnappen. Der Koffer war mit 100-Dollar-Noten gefüllt, fein säuberlich gebündelt und gestapelt. Das Geld, das heimlich von einem halben Dutzend Banken in ganz Europa abgehoben worden war, war zerknittert und schmutzig.
«Ich hoffe, dass wir zu einer geschäftsmäßigen Übereinkunft gelangen», sagte Marsh. «In diesem Koffer befinden sich hunderttausend Dollar als Anzahlung. Sie können nachzählen, wenn Sie wollen.» Er nahm eines der Notenbündel in die Hand und ließ es über den Daumen schnarren.
«Wie bei jedem geschäftlichen Arrangement muss ich Sie bitten, einen Vertrag zu unterzeichnen.» Er nahm ein Blatt Papier aus der Innentasche seines Jacketts und legte es mit der beschriebenen Seite nach oben auf den Tisch neben das Geld. Aus einer anderen Tasche nahm er ein Stempelkissen, um den Fingerabdruck zu nehmen.
Jamal zündete sich eine weitere Zigarette an. Die Haut seines Gesichts war gespannt wie ein Ballon, der kurz vor dem Platzen war.
Marsh bemerkte nichts davon. In seiner eigenen Nervosität hatte er den Palästinenser kaum angesehen.
«Wie Sie aus dem Vertrag sehen werden», fuhr Marsh fort, «schlagen wir vor, Ihnen im Lauf der nächsten drei Jahre eine Summe von drei Millionen Dollar zu bezahlen. Die Zahlungen werden in regelmäßigen Raten auf ein Nummernkonto bei einer Schweizer Bank gehen. Wir haben uns erlaubt, das Konto bereits im Voraus zu eröffnen.»
«Drei Millionen Dollar!» Marsh wiederholte die Summe wie eine Beschwörungsformel. Mit dieser letzten, plumpen Aufforderung, sich bestechen zu lassen, platzte Jamals Ballon.
Jamal sprang aus dem Sessel, stieß einen arabischen Fluch aus und trat mit dem Fuß nach dem Diplomatenkoffer; die ordentlichen Banknotenbündel verteilten sich über den Boden. Drohend stand er über Marsh. Seine Hände zitterten vor Zorn. 100-Dollar-Noten lagen vor Marsh über den Teppich verstreut.
«Du Bastard!», sagte der Palästinenser. «Wenn ich eine Waffe hätte, würde ich dich erschießen!»
Mit diesen Worten ging Jamal ins Schlafzimmer und begann seine Tasche zu packen.
Marsh, der mit einem Mal zu rasen begann, ging ihm ins Schlafzimmer nach und begann ihm mit Erpressung zu drohen. Er sprach über Fotos, Bänder, anklagendes Beweismaterial, das er den Sowjets schicken würde, Haftbefehle, die er veranlassen würde, um Jamal in Italien festnehmen zu lassen, im Libanon und in Jordanien. Als deutlich wurde, dass diese Drohungen keinerlei Wirkung hatten, nahm Marsh das Telefon und wählte eine Nummer, die ihn mit der Telefonzentrale der römischen CIA -Station verband. Mit einigen vorher vereinbarten Codesätzen gab er durch, dass er ein Problem hatte und so schnell wie möglich ein Team zur Unterstützung benötigte.
Jamal ignorierte den Amerikaner. Als er fertig gepackt hatte, ging er rasch an Marsh vorbei auf die Tür zu. Er nahm die Treppe ins Erdgeschoss, schlüpfte durch einen Seitenausgang und entkam in die Hitze des römischen Sommers.
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Teil VI
September 1970–Juni
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