Operation Beirut
Marsh.
Jamal fiel ihm ins Wort.
«Ich habe nicht für Ihre Regierung gearbeitet», sagte der Palästinenser.
Marsh spähte ihn über den Rand seiner Brille hinweg an und fuhr dann fort, als hätte er nichts gehört.
«Meine Regierung hofft, dass wir unsere Beziehung vertiefen und klarer definieren.» Er sah Jamal an und lächelte.
«Shu al haki?», sagte Jamal verärgert zu Fuad. Wovon redet der Kerl da?
Fuad entschuldigte sich für einen Augenblick und bat Jamal, mit ihm ins Schlafzimmer zu kommen. Sie unterhielten sich etwa eine Minute lang lautstark. Ein arabischer Zuhörer hätte gehört, dass Fuad einige Male einen Satz wiederholte, der bedeutete: Beruhige dich doch! Schließlich kamen die beiden wieder zurück, und die Unterhaltung wurde fortgesetzt.
Marsh drängte weiter, als sei nichts gewesen.
«Wir würden gerne Ihre Einschätzung der Situation in Jordanien erfahren», sagte Marsh. Jamal wandte sich an Fuad und beantwortete die Frage auf Arabisch. Es war als Geste der Verachtung gegenüber dem Amerikaner gedacht, aber an einen Mann wie Marsh war sie verschenkt. Der nahm an, der Palästinenser spreche nur schlecht Englisch.
«Die Straße nach Jerusalem führt durch Amman», übersetzte Fuad. «Der König sollte in den Hejaz zurückgehen. Wenn Amerika sich keine Sorgen machen würde, dass der König ausgespielt haben könnte, warum sind Sie dann hier und sprechen mit einem Mann von der Fatah?»
«Hmmm», machte Marsh. «Das ist nicht besonders hilfreich.»
Er stellte eine weitere Frage; dieses Mal über die Kontakte der Fatah zu sowjetischen Nachrichtendiensten. Wieder gab Jamal eine ausweichende und unvollständige Antwort.
Dann erkundigte sich Marsh nach der Anzahl der Leute, die Jamal in seiner Abteilung des Rasd, der Nachrichtendienstorganisation der Fatah, befehligte. Er hörte sich an wie ein Mann auf einer Cocktailparty, dem langsam, aber sicher der Gesprächsstoff ausging.
«Sehr viele», sagte Jamal auf Englisch und lächelte den Amerikaner an.
«Einhundert?», drängte ihn Marsh.
«Vielleicht, vielleicht mehr, vielleicht weniger. Ich weiß es nicht.»
Die Diskussion schlängelte sich auf diese Art und Weise eine Dreiviertelstunde lang vor sich hin und brachte nichts, was einer der beiden Seiten von Nutzen hätte sein können. Jamal stellte einige Fragen zur amerikanischen Haltung gegenüber dem Palästinenserproblem, die dem Amerikaner lange und gewichtige Antworten entlockten. Als die Diskussion fortschritt, zog Jamal den Schluss, dass der Amerikaner – obwohl offensichtlich ein Trottel – höchstwahrscheinlich harmlos war. Er vermisste Rogers.
Man bestellte den Lunch. Fuad fing den Kellner an der Tür ab, um zu vermeiden, dass dieser einen Blick in den Raum werfen konnte. Jamal goss sich einen doppelten Whisky aus einer Flasche im Schlafzimmer ein und trank das Glas in wenigen Zügen leer. Marsh brachte einen Trinkspruch auf die Zukunft der amerikanisch-palästinensischen Zusammenarbeit aus. Jamal antwortete mit einem libanesischen Spruch – Kaysak! –, was wörtlich «Dein Glas!» bedeutet. Dann lächelte er und wiederholte den Toast, sprach ihn aber ein wenig anders aus. Auf diese Weise ausgesprochen, bedeutete das Wort «Deine Fotze!».
Als man gegessen hatte, wandte sich Marsh an Fuad und bat ihn, den Raum zu verlassen. «Wir haben noch einige Dinge zu klären», sagte der Amerikaner. Jamal protestierte, aber Fuad war bereits an der Tür.
Marsh entnahm seiner Tasche einen kleinen Apparat, der wie ein kleines Tonbandgerät aussah, und schaltete ihn ein. Das Gerät gab ein blubberndes Geräusch von sich, als seien da fünf Unterhaltungen auf einmal im Gange.
«Nur zur Sicherheit», sagte Marsh mit einem Augenzwinkern. Jamal schnalzte mit der Zunge.
«Lassen Sie uns übers Geschäft sprechen», begann Marsh. «Wie Sie sicher vermutet haben, bin ich Nachrichtenoffizier. Ich bin mit den Einzelheiten Ihres Falles vertraut, und ich habe die vollständigen Abschriften all Ihrer bisherigen Zusammenkünfte mit uns.»
Jamal zuckte zusammen.
«O ja!», sagte Marsh und nickte nachdrücklich mit dem Kopf. «Wir haben alle diese Zusammenkünfte auf Band!»
Jamal zündete sich eine Zigarette an und schien hinter den Rauchwolken zu verschwinden. Marsh setzte ihm konzentriert nach. «Ich muss Ihnen außerdem mitteilen, dass ich ein leitender Beamter unserer Organisation bin, im Gegensatz zu den Leuten, mit denen Sie bisher zu tun hatten; und ich bin deshalb mit allen Aspekten
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