Operation Cyborg
'zukünftigen Ichs' gegeben haben könnte und jede Zeitreise, die entweder von S.net oder dem Widerstand durchgeführt worden war, gewisse Details verändert haben könnte, war irgendwie gruselig.
»Wir sollten uns jetzt langsam entscheiden, wie wir weiter vorgehen wollen«, sagte Magnus und unterbrach Toms Gedanken. »Mein ursprünglicher Plan sah vor, dich rechtzeitig aufzuspüren und mit dir unterzutauchen. Ich sollte dich dann auf den Tag des jüngsten Gerichts vorbereiten.«
»Der Tag des jüngsten Gerichts?«, gluckste Tom. »Pathetischer geht es wohl gar nicht. Wenn damit der Atomschlag von S.net gemeint ist, wann sollte dieser Tag denn überhaupt sein?«
»Am 21. April 2011«, erklärte Magnus. »Du kannst auch wie die Amis 'Judgement Day' oder 'J-Day' sagen, wenn dir das besser gefällt.«
Tom bekam erneut eine Gänsehaut. In nicht einmal vier Jahren sollte die Welt untergehen?
»A propos Amis. Wir könnten ja nach Amerika fliegen und versuchen, S.net zu zerstören bevor es uns zerstört«, versuchte Tom einen lockeren Spruch zu machen.
»Wir wissen nicht, wer S.net gebaut hat«, gab Magnus ernsthaft Antwort.
»Du sagtest doch es war das amerikanische Militär.«
»Die waren letztlich nur Lizenznehmer. Vielleicht haben sie das Programm vollendet oder weiterentwickelt. Aber S.net war ursprünglich eine kommerzielle Entwicklung.«
»Und ihr wißt nicht von wem?«, fragte Tom überrascht.
»Nein. Es gibt zwar Vermutungen, aber selbst wenn der Widerstand wüßte, wer genau hinter S.net steckt dann würden sich die Amerikaner darum kümmern.«
»Der Widerstand ist auch in Amerika tätig?«, fragte Tom.
»Sicher. Und nicht nur dort. Der Krieg gegen die Maschinen findet weltweit statt«, antwortete Magnus. »Aber besonders heftig tobt er auf dem amerikanischen Kontinent. Der Widerstand dort wird von einem sehr fähigen Anführer geleitet. Connor ist ein mindestens so kluger Kopf wie du und die Amerikaner folgen ihm blind. Er ist S.nets gefährlichster Gegner. Entschuldige, wenn ich dich gerade ein wenig vom Thron hebe«, Magnus grinste schief.
»Oh, kein Thema«, sagte Tom und winkte geistesabwesend ab.
»Dein zukünftiges Ich war der Meinung, daß die Entwicklung von S.net möglicherweise gar nicht verhindert werden könnte. Wir haben aber sämtliche Informationen zusammengetragen, um schon jetzt gegen S.net hier in Europa vorgehen zu können und die Weichen für den Widerstand zu stellen«, sagte Magnus selbstbewußt.
»Ach ja? Und wo sind diese Informationen«, fragte Tom interessiert.
Magnus hielt triumphierend eine kleine weiße Kapsel hoch und überreichte sie dann Tom feierlich. Er verschwieg ihm jedoch geflissentlich, wie die Kapsel die Reise durch die Zeit überstanden hatte.
»Was ist das?«, wollte Tom wissen als er die Kapsel nahm.
»Man kann es öffnen«, meinte Magnus und deutete mit dem Finger darauf.
Tom runzelte die Stirn als er das Ding betrachtete, dann zog an beide Enden der Kapsel und mit einem leisen Knacken öffnete sie sich. Verwundert starrte er auf den geöffneten Gegenstand. Er hatte soeben den Deckel eines kleinen USB-Sticks abgezogen.
»Die Dinger habt ihr also auch im Jahr 2024?«, grinste Tom.
»Naja, nicht ganz. Nicht in der Form«, erklärte Magnus. »Dieses 'Ding' hast du gebastelt.«
Tom betrachtete den winzigen USB-Stick genauer. Das Interface sah aus, wie ein handelsüblicher USB Stecker. Direkt über der Stelle wo das Kunststoffgehäuse begann, erkannte Tom einen winzigen Schacht, in dem eine kleine schwarze Karte in der Größe eines Cent-Stücks steckte. Er drückte sie mit dem Fingernagel heraus. Sie sah einer Flashcard recht ähnlich, aber keiner, die Tom jemals gesehen hatte. Sie war nicht rechteckig, sondern hatte eher die Form eines Kreuzes mit zwei Querbalken. Verschiedene Metallkontakte waren auf der ganzen Oberfläche verteilt.
»Du hast einen dieser Adapter gebastelt, damit du an die Daten auf den Rechnern des Jahres 2007 auch herankommen kannst«, sagte Magnus.
»Ich bin eben ein kluges Kerlchen«, zwinkerte Tom und betrachtete immer noch neugierig die Flashkarte. Dann schob er sie zurück in den Adapter, langte nach hinten und hob seine Tasche von der Rückbank des Autos. Er zog sein Laptop heraus und startete es. Während es hochfuhr fragte er Magnus beiläufig:
»Wie bin ich denn sonst so – in der Zukunft, meine ich?«
Magnus musterte ihn eine Weile, dann sagte er:
»Wenn ich dich so ansehe – ganz schön alt.«
*
Es ging langsam
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