Operation Cyborg
gibt, legst du sofort wieder auf. Hast du mich verstanden?«, betonte Magnus in verschwörerischem Ton. Tom hatte zwar verstanden, was er tun sollte, aber noch nicht so ganz warum. Er nickte trotzdem und Magnus gab ihm das Handy. Es war noch ausgeschaltet. Tom vergaß ständig, es einzuschalten. Nina hatte ihn deshalb schon des Öfteren getadelt.
Verdammt, Nina. Hoffentlich ist dir nichts passiert! Tom schaltete nervös das Handy ein, wartete, bis es hochgefahren war und schaltete es mit seiner PIN frei. Es ertönte der Klingelton, den Tom für eingehende SMS festgelegt hatte.
»shit warum ist dein handy aus! pass auf wenn du ins pb gehst. der typ (magnus) sucht dich und weiss dass du da sein wirst. rumian. lg nina«
Tja, diese Informationen waren nun wohl obsolet. Tom wählte Ninas Nummer.
*
Fred erreichte das sechsstöckige Wohnhaus, in dem die WG von Nina und Tom lag. Seit zwei Wochen hatte er einen Wohnungsschlüssel. Ihm war bewußt, daß Tom sich darüber ärgerte, aber es war Ninas Entscheidung gewesen. Er schloß die Wohnungstür auf und trat in den Flur.
»Tom? Bist du da?«, rief Fred, aber er bekam keine Antwort. Nun, das mußte nichts heißen. Fred ging zu Toms Zimmer und öffnete die Tür. Das Zimmer war leer. Fred schloß die Tür wieder und wollte gerade in die Küche gehen, um eine Zigarette zu rauchen, da blieb er wie angewurzelt stehen. Direkt vor ihm stand eine Frau. Er konnte ihr Gesicht nicht richtig erkennen, denn sie hatte eine Baseball Kappe tief ins Gesicht gezogen. Er war sich aber sicher, sie noch nie zuvor gesehen zu haben. Sie mußte ihm lautlos durch die Wohnungstür in die WG gefolgt sein.
Fred wollte gerade etwas sagen, da packte die zierliche Person ihn mit einer Hand an der Kehle und hob ihn mühelos von den Beinen. Die Schmerzen waren unbeschreiblich aber Fred brachte nur ein Röcheln zustande.
»Wo ist Tom Sanders?«, sagte die Frau. Ihr Gesicht zeigte keine Regung und ihre hellblauen, großen Augen waren kalt und unmenschlich.
»Nnn... icht da«, röchelte Fred und versuchte verzweifelt mit seinen Händen die Klammer zu öffnen, die ihm den Hals zuschnürte. Einen fast endlosen Augenblick starrte die Frau Fred an, dann brach sie ihm mit einer kurzen Handbewegung das Genick. Das häßliche Knacken war kaum verstummt, da ließ es den leblosen Körper von Fred auch schon achtlos fallen.
*
Nina fühlte sich wie durch die Mangel gedreht. Viel war es nicht, was sie zur Aufklärung der Tat beisteuern konnte, die von den Beamten schlicht als Amoklauf bezeichnet wurde. Immer und immer wieder stellten sie ihr die gleichen Fragen in der Hoffnung, doch noch eine wichtige Information aus ihrer Zeugin pressen zu können. Und so hatte Nina fast eine halbe Stunde ein ums andere Mal das wenige wiederholt, was sie über den morgendlichen Besucher mit der Waffe berichten konnte, wobei sie aber jedes Mal ausließ, daß er ihren Freund mit der Waffe niedergeschlagen hatte. Warum sie es verschwieg, wußte sie selbst nicht.
Ferner hatte sie zum Amoklauf nichts Erhellendes zu berichten.
Zu dem Zeitpunkt, als sich die Schießerei am 'Paperback' ereignete, waren Nina und Fred gerade auf einen Kaffee in der Mensa gewesen. Da die Räumlichkeiten der Mensa nur wenige Meter vom 'Paperback' entfernt waren, hatte man die Schüsse und Schreie dort deutlich hören können. Zusammen mit einer Horde anderer Studenten waren sie aus der Mensa auf den Vorplatz der Uni geeilt und dort auf panische Menschen getroffen, die in entgegengesetzter Richtung vom Ort des Geschehens flohen. Ninas erster Gedanke galt Tom. Sie wußte, daß er sich im Café befunden hatte. Ein Date ließ Tom sich schließlich nicht entgehen. Gegen Freds Willen hatte sie sich durch die Menschenmenge in Richtung 'Paperback' geschlängelt. Die Panik war schnell wieder abgeebbt und nur Minuten nach den Schüssen rotteten sich die Menschen bereits wieder zum Gaffen zusammen.
Endlich ließen sie die genervten Beamten ziehen. Kaum daß sie aus dem Polizeibus hinaus war, griff sie zum Handy. Noch bevor sie Fred anrufen konnte, erhielt sie selbst einen Anruf. Es war Tom! Sie nahm den Anruf an und plapperte sofort ins Telefon.
»Tom. Gott sei dank! Du glaubst gar nicht, was ich mir für Sorgen und Vorwürfe gemacht habe. Ich...«
»Warte Nina«, unterbrach sie Tom. »Was war letztes Jahr im Sommer, als wir vom Silver nach Hause gelaufen sind?«
Nina war verwirrt. Was sollte das?
»Ich verstehe nicht«, bemerkte sie verdutzt.
»Beantworte
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