Operation Cyborg
einfach die Frage. Bitte«, beharrte Tom.
»Ich habe dich geküßt«, sprach Nina leise und nach kurzem Zögern.
»Gott sei dank. Es geht dir gut«, freute sich Tom.
»Mir? Natürlich geht es mir gut. Verdammt! Aber wie geht es dir?«, leichter Ärger schwang in ihrer Stimme mit, obwohl sie erleichtert war.
»Mir geht’s auch gut«, meinte Tom knapp.
»Was ist bei der Schießerei passiert? Die glauben du wärst die Geisel dieses Irren. Es tut mir so Leid, daß ich dem gesagt habe, daß du im 'Paperback' bist. Er hat behauptet er wolle dir helfen«, Nina begann wieder zu plappern.
»Du hast das richtig gemacht«, entgegnete Tom. »Magnus hat mir das Leben gerettet.«
»Was?«, Nina war verwirrt. »Du mußt dich unbedingt bei der Polizei melden. Die tappen völlig im Dunkeln. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Laß uns gleich in der WG treffen«, sprach sie.
»Nein, Nina. Auf keinen Fall!«, betonte Tom. »Höre mir jetzt gut zu. Gehe nicht in die WG. Ich kann dir jetzt nicht alles erklären, aber ich werde es nachholen. Versprochen. Fahre zu deiner Mutter und bleibe erst einmal dort. In der WG könnte es jetzt zu gefährlich sein«, sagte Tom.
»Zu meiner Mutter? Gefährlich? Ich ... scheiße! Fred ist in die WG gegangen um zu schauen ob du dort bist. Was, wenn ihm etwas passiert«, Ninas Stimme klang zu Tode erschrocken. Sie liebte diesen Fred doch nicht etwa wirklich, dachte Tom.
»Okay. Dann rufe ihn an und frage ihn etwas, was nur er wissen kann. Wenn er die Antwort nicht kennt, legst du sofort wieder auf und schaltest dein Handy aus«, wies er sie an.
»Ich verstehe das alles nicht. Tom, hast du wieder Mist gebaut, mit deinem Hackerscheiß?«, Nina war den Tränen nah.
»Wie gesagt, ich kann dir das jetzt nicht erklären. Bitte befolge das, was ich dir gesagt habe. Und rede mit niemandem darüber. Auch nicht mit der Polizei. Und für deine Mutter wird dir sicher eine Ausrede einfallen, wenn du plötzlich bei ihr auf der Matte stehst. Ich muß jetzt auflegen. Paß auf dich auf! Bis später«, verabschiedete sich Tom. Nina hatte nun tatsächlich Tränen in den Augen.
»Paß du auch auf dich auf, Tom«, sagte sie noch, dann war die Verbindung auch schon unterbrochen. Nina schluchzte trotzig. Dieser ganze Tag entwickelte sich zu einem einzigen Albtraum. Sie wollte zwar wissen was los war, aber so bestimmend hatte sie Tom noch nie erlebt. Es war ihm alles todernst gewesen, also entschloß sie sich, seine Anweisung zu befolgen und zu ihrer Mutter zu fahren. Zunächst wollte sie aber Fred anrufen. Sie wählte seine Handynummer. Nach einigen Sekunden nahm er endlich ab.
»Ja?«, hörte sie Fred fragen. Das war nicht die typische Begrüßung, die er sonst immer für sie parat hatte! Er sah doch auf dem Display, daß sie es war.
»Fred. Ich habe Tom erreicht. Er hat mich gerade vom Handy aus angerufen«, sagte sie.
»Wo ist Tom Sanders?«, wollte Fred wissen. Nina runzelte die Stirn und erst jetzt erinnerte sie sich wieder daran, was ihr Tom geraten hatte.
»Freddie?«,säuselte sie. »Wo wolltest du mit mir in diesem Sommer nochmal Urlaub machen?«
Es folgten zwei Sekunden schweigen, dann endlich sprach Fred.
»Wo ist Tom?«, erklang seine Stimme ohne jegliche Emotion.
Erschrocken starrte Nina ihr Handy an, das sie sofort vom Ohr genommen hatte. Zitternd legte sie auf und schaltete wie in Trance das Handy aus. Was war nur mit Fred los? Warum beantwortete er ihre Frage nicht. Warum interessierte ihn nur, wo sich Tom befand? Ein schrecklicher Gedanke befiel Nina. War Fred hinter Tom her und steckte er hinter der Schießerei am 'Paperback'? Das konnte doch alles nicht sein. Aber wenn es doch so war, dann ergab es einen Sinn, daß sie zu ihrer Mutter fahren sollte. Fred könnte sie dort nicht finden, denn sie hatte nie mit ihm über ihre Mutter gesprochen. Und seit ihre Mutter wieder geheiratet hatte, führte sie einen anderen Nachnamen. Nina war zu hause ausgezogen, kaum daß sie 18 Jahre alt geworden war. Seitdem gab es nur sporadisch Kontakt zu ihrer Mutter.
Immer noch verwirrt und nachdenklich steckte sie das Handy ein und schlurfte in Richtung der U-Bahn Station. Welchen Wahnsinn würde dieser Tag wohl noch hervorbringen. Beim Gedanken an ihren Stiefvater und ihre Halbgeschwister wußte sie, daß der Horror noch nicht vorbei war.
*
Die Verbindung brach ab. Es starrte das Handydisplay an.
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