Operation Cyborg
L2
Es steckte das Handy des Getöteten in seinen Rucksack, dann betrat es den Raum, aus dem der Mensch gekommen war und sah sich um.
AUDIOVISUELLE DATENSPEICHERUNG ONLINE
HABITAT VON PRIMÄRZIEL
BEGINN AUFZEICHNUNG
AUFZEICHNUNG BEENDET
Es ging zum Schreibtisch, holte aus seinem Rucksack ein Laptop und ein weiteres Handy bei dem verschiedene Drähte aus dem Fach herausragten, das den Akku beinhaltete. Die Drähte mündeten in einen angelöteten USB Stecker.
Es schloß das Kabel an das Laptop an und schaltete das Handy ein. Dann fuhr es das Laptop hoch und startete verschiedene Konsolenfenster. Es begann, in rasend schneller Geschwindigkeit zu tippen. Dann öffnete es ein Kommandozeilenprogramm und tippte einige Befehle und Nummern ein.
ORTUNG ERFOLGREICH
FUNKZELLE LOKALISIERT
AUSWERTUNG BEENDET
Es klappte das Laptop zu und steckte es zusammen mit dem Handy wieder in den Rucksack. Es ging den Flur entlang, stieg achtlos über den toten Menschen und verließ die Wohnung.
*
Sie hatten ihn. Und es war wider Erwarten dann doch sehr unkompliziert abgelaufen. Auf dem ganzen Weg von Wiesbaden nach Frankfurt war Lang nervös auf dem Beifahrersitz hin-und hergerutscht, während Toni den Wagen steuerte. Zwei weitere dunkle BMW Dienstwagen folgten ihnen dichtauf. Kurz vor Frankfurt hatte sie die Meldung vom Amoklauf an der Frankfurter Universität erreicht.
»So ein dummer Zufall«, zischte Toni und stieß einen italienischen Fluch aus. Lang glaubte eigentlich nicht an solche Zufälle. Aber selbst wenn dies einer war, dann gefährdete es erheblich ihren Einsatz.
Allen Befürchtungen zum Trotz – irgendjemand versuchte auch weiterhin, mit Tacker.C auf dem russischen Server zu kommunizieren. Die Art und Weise wie die Verbindung immer wieder beendet wurde und kurze Zeit später wieder erneut erfolgte, zeigte, daß das Steuerprogramm manuell ausgeführt wurde. Severin mußte immer noch vor seinem Rechner an der Uni sitzen und irgendetwas ausprobieren. Oder er verarschte sie grandios. Lang fuhr sich immer wieder durch das schüttere Haar. Bald würde er dabei ins Leere greifen, dachte Toni. Er machte sich mittlerweile ernsthaft Sorgen um seinen nervösen Vorgesetzten. Lang sah müde und neuerdings einfach nur alt aus.
Sie mußten sehr zu ihrem Ärger einige Verzögerungen in Kauf nehmen, um das Unigelände an der Bockenheimer Warte zu erreichen. Doch letztlich öffneten ihnen ihre Dienstausweise jede Zufahrtssperre. Während Lang noch auf den Einsatzleiter der Kripo, Ewald Tätschner, einredete, hatten Toni und die anderen bereits beim Pförtner erfahren, wo sich das Rechenzentrum befand. Jimbo war es nicht vergönnt gewesen herauszufinden, wo genau der betreffende Rechner stand, so daß sie entschieden, als erstes im Rechnerraum des Hauptgebäudes nachzusehen. Als die Beamten im verwaisten Rechenzentrum eintrafen, saß nur ein einzelner junger Mann vor einem der Rechner und stierte wie in Trance auf den Bildschirm. Er war so konzentriert bei der Sache, daß ihm nicht einmal auffiel, wie sich die Beamten näherten.
Severin! Er mußte es sein! Toni sah, wie der junge Bursche gerade Quellcode kompilierte und ihn startete. Gleichzeitig meldete sich Siggi über das Headset und unterrichtete ihn, daß der 'Ping' wieder da sei. Aktion – Reaktion, dachte Toni und legte seine Hand auf die Schulter des Verdächtigen.
»Jetzt ganz ruhig bleiben, Freundchen. Aber das Spiel ist für dich erst einmal vorbei«, sagte Toni und zog sofort die Hand zurück, als der junge Mann erschrocken herumfuhr. Völlig verdutzt erblickte er die beiden Männer hinter ihm. Einer stand in etwa vier Metern Entfernung und hatte eine Waffe auf ihn gerichtet. Markus' Kinnlade klappte herunter, dann hob er langsam die Arme.
Nachdem sie den völlig verdatterten Studenten festgenommen hatten, überprüfte Toni flüchtig den Rechner. Er war sich jetzt ganz sicher, daß sie den Richtigen erwischt hatten und informierte das gesamte Team über Headset. Sie verfrachteten den mit Kabelbindern gefesselten jungen Mann in einen ihrer Dienstwagen und verstauten den konfiszierten Rechner. Dann schlenderte Toni zu Lang hinüber, der sich immer noch mit Tätschner unterhielt.
»Ich finde es schon erstaunlich, daß die BKA Aktion genau an diesem Tag stattfindet, an dem wir hier einen Amoklauf haben«, meinte Tätschner skeptisch.
»Zufall«, entgegnete Lang lapidar.
»Ich glaube nicht an solche Zufälle«, erwiderte Tätschner.
»Sie haben recht«, pflichtete
Weitere Kostenlose Bücher