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Operation Cyborg

Operation Cyborg

Titel: Operation Cyborg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Riess
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identifizieren, weil ihn die Explosion aus dem Zentrum der Flammen geschleudert hatte, aber weitere Leichen oder gar Überreste anderer Opfer fand man nicht, was letztlich niemanden verwunderte – der Brand hatte über eintausend Grad Wärme erzeugt und konnte erst nach über vier Stunden gelöscht werden. Immerhin konnten DNS Spuren auf dem blutdurchtränkten Fetzen eines Kleidungsstücks Tom S. zugeordnet werden. Zusätzlich entdeckte man Blutspuren einer weiteren Person, deren Identität aber nicht ermittelt werden konnte.
    Lang wendete angewidert den Blick aus dem Zeitungsbericht, den er soeben überflogen hatte und knäulte ihn ärgerlich zusammen. Dann warf er ihn in Richtung Papierkorb, traf aber nicht.
    Die machten es sich alle verdammt leicht, grollte er in Gedanken. Täter tot, Geiseln tot, Fall zu den Akten. Fertig. Aus. Und keiner stellte mehr Fragen. Bei genauerer Betrachtung barg der Fall noch eine Menge Ungereimtheiten, aber man beschied sich mit dieser Version der Story. Und nach dem Warum fragte heutzutage sowieso keiner mehr – höchstens die Opfer, oder deren Hinterbliebenen, aber denen schenkte man nur selten Gehör. Solcherlei Dinge geschahen eben. Verantwortlich waren Killerspiele, das Fernsehen und das Internet. Punkt. Immerhin überschattete dieser medienträchtige Fall ihren eigenen Fahndungsmißerfolg.
    Es war Donnerstag morgen und Toni saß auf einem Stuhl vor Langs Schreibtisch. Er hatte ihm gerade die Boulevardzeitung mit dem Artikel gebracht und sein Chef reagierte darauf, wie zu erwarten war. Auch er schwieg und hing seinen Gedanken nach.
    Markus Schäfer hatten sie gestern tatsächlich laufen lassen müssen, da man ihm nicht nachweisen konnte, der Autor von Tacker.C gewesen zu sein. Auch das sichergestellte, vermeintliche Steuerprogramm von Tacker.C erwies sich als Sackgasse. Das Programm war zwar rein theoretisch dazu in der Lage, mit Tacker.C zu kommunizieren, praktisch aber nicht zum Laufen zu bringen. Siggi und Jimbo hatten nach fast 24 Stunden ununterbrochen Tests aufgeben, die Verschlüsselungen zu knacken oder die vollständige Funktionsweise zu verstehen. Der von Schäfer beschuldigte Tom Sanders schien sauber gewesen zu sein. Zumindest ließ das, was sie auf seinem PC finden konnten, keinen anderen Schluß zu. Seine Festplatten waren so 'sauber', wie sie bei einem Studenten kaum sein konnten. Sie fanden nicht einmal ein MP3 darauf. Nicht daß es Lang oder Toni verwundert hätte! Die Suche nach Severin fing jedenfalls wieder quasi bei Null an. Die Amerikaner und das BMI waren nicht erfreut darüber, aber immerhin war die Welle der Spammails abgeebbt. Tacker.C schlummerte wieder unauffällig auf Millionen von PCs weltweit und sie hatten etwas Zeit gewonnen, um Luft zu holen.
    »Ich mache mich dann mal wieder ans Tagesgeschäft, Boß«, sagte Toni schließlich in die Stille hinein. »Ich habe noch ein paar unbearbeitete Akten auf dem Schreibtisch, die mir nur Platz wegnehmen.«
    »Mach' das«, meinte Lang knapp.
    Toni stand auf und ging zur Tür, blieb dort nochmal kurz stehen und drehte sich zu Lang um. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, ließ es aber dann auf sich beruhen.
    Lang starrte noch eine ganze Weile auf seine Bürotür, nachdem Toni sie von außen geschlossen hatte. Sie hatten sich noch in der Nacht in Sanders Wohnung darauf geeinigt, daß dort nichts – absolut nichts – außergewöhnliches passiert war.
    Offiziell hatten sie in der Wohnung lediglich die Leiche von Fred Klanner entdeckt und die Kollegen der Frankfurter Kripo informiert, die allerdings schon auf dem Weg waren. Aufgeregte Hausbewohner hatten, durch den Lärm aufgeschreckt, bereits die Polizei informiert. Nachdem Tätschner mit seinen Leuten aufgetaucht und die Spurensicherung mit ihrer Arbeit fertig war, durchsuchten Lang und Toni pflichtbewußt das Zimmer von Tom Sanders und konfiszierten dessen Rechner. Dann fuhren sie schweigend zurück nach Wiesbaden. Bevor sie ausstiegen, waren beide noch einen ganze Weile im Auto sitzen geblieben. Toni hatte einen verzweifelten Versuch gestartet, von dem älteren, erfahrenen Kollegen eine befriedigende Antwort auf das Geschehene zu erhalten.
    Was war da gerade passiert?
    Aber Lang hatte nur müde zu Toni geschaut und gesagt:
    »Ich weiß es nicht und ich will es auch gar nicht wissen. Toni, wenn wir davon auch nur ein Wort verlieren, war's das beim BKA. Den Scheiß glaubt uns keiner. Ich fahre jetzt einfach nach Hause, da habe ich schon Ärger

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