Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
tatsächlich ein armes Land, aber die überwiegende Mehrheit der Bürger steht unerschütterlich treu zu ihrem Führer und würde jederzeit bereitwillig für ihn und ihre Heimat in den Kampf ziehen. Dass er ein Psychopath ist, dürfte eine sichere Tatsache sein, und er hat ganz eindeutig jeden Bezug zur Realität verloren – vor nicht allzu langer Zeit behauptete er, während einer einzigen Golfrunde den Golfball insgesamt fünfmal mit einem Schlag eingelocht zu haben, was jeden, der je einen Golfschläger in der Hand gehabt hat, an seiner geistigen Verfassung zweifeln lässt.«
Der Präsident lachte kurz.
»Aber ernsthaft, das Land befindet sich seit den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts in einem Belagerungszustand, und der größte Teil seines Bruttosozialprodukts wird alljährlich für Kriegsvorbereitungen ausgegeben. Und sie sind nach allen Maßstäben für jegliche militärische Konflikte bestens gerüstet.
Nur um Ihnen ein paar Beispiele zu nennen: Die meisten ihrer Jagd- und Bombenflugzeuge werden nicht wie bei uns in Hangars untergebracht. Die Nordkoreaner graben sich tief in die Nordhänge der Berge ein, die vorwiegend aus grauem Granit bestehen, und schaffen dort weitläufige unterirdische Räume und Hallen für ihre Luftwaffe. Sie wählten die nördliche Seite, weil unsere Bomben oder Raketen von Süden aus abgeworfen oder abgefeuert würden und die Masse des Berges im Weg wäre. Der Fels über den ausgehöhlten Hangars ist viel zu dick, um von bunkerbrechenden Bomben durchschlagen zu werden. Um genau zu sein: Unsere GBU-28 können sich durch sechs Meter Stahlbeton wühlen, doch die meisten nordkoreanischen Bunker werden von gut 80 Metern solidem Granit geschützt.
Laut der letzten Schätzung verfügt Nordkorea über mehr als 8000 separate unterirdische Einrichtungen, die untereinander durch ein Tunnelsystem von 350 Meilen Länge verbunden sind. Das reicht aus, um den größten Teil ihrer Luftwaffe vor jedem von uns mit konventionellen Waffen inszenierten Angriff zu schützen. Ebenso wenig können wir ihre Kommunikationskanäle unterbrechen oder versuchen, die militärischen Kommandostrukturen zu schwächen, weil auch diese in unterirdischen Anlagen untergebracht sind. Aus einem Geheimdienstbericht ging hervor, dass in den Bunkern eine Million Tonnen Lebensmittel, anderthalb Tonnen Treibstoff und fast zwei Millionen Tonnen Munition und Nachschubgüter lagern. Kurz gesagt, wir könnten sämtliche bekannten nordkoreanischen militärischen Einrichtungen aufs Heftigste bombardieren und trotzdem ihre Kampfkraft nicht im Mindesten schwächen.
Die Iraker zu besiegen war einfach; sie hatten nur eine geringe Kampfmoral und sahen sich einem in jeder Hinsicht überlegenen Feind gegenüber. Die Kampfhandlungen fanden auf einem für unsere Streitkräfte nahezu idealen Terrain statt – in nach jeder Seite hin offenen Wüstengegenden -, und wir hatten praktisch von Anfang an die Lufthoheit. Nordkorea hingegen ist gebirgig, und selbst wenn wir die Kontrolle über den Luftraum gewinnen – was keinesfalls als sicher angesehen werden kann -, würde uns das wahrscheinlich nicht viel helfen. Die entscheidenden Schlachten werden nun mal zu Lande gewonnen.
Ihre Überlegenheit hinsichtlich der Anzahl ihrer Panzer hatte ich bereits erwähnt. Die Nordkoreaner besitzen nicht nur mehr Panzer, als unsere vereinten Streitkräfte aufmarschieren lassen können; die meisten Analytiker sind außerdem davon überzeugt, dass sie auch erheblich bessere Fahrzeuge in den Kampf schicken können. Sie sind schneller, besser gepanzert und mit besseren Geschützen ausgerüstet. Sie haben außerdem Panzer entwickelt, die auf den Kampf in den Bergregionen des Landes spezialisiert sind. Sie können sich auf steilen Abhängen besser bewegen und tiefe Flüsse durchfahren.
Und das ist nur ein Bereich, in dem die Nordkoreaner sich auf einen Krieg vorbereitet haben, mit dessen Ausbruch sie fest rechnen. Sie haben außerdem die zahlenmäßig größte Elitetruppe der Welt – etwa 120 000 Mann. Sie haben 12 000 Flugabwehrgeschütze, 15 000 Bazooka-gestützte Boden-Luft-Raketen und etwa 700 Schnellboote, vorwiegend ausgerüstet mit Boden-Boden-Raketen sowie Langstrecken-Antischiffsraketen.
Ihre Kampfflugzeuge sind nahezu allesamt alt und langsam, aber Nordkorea ist ein kleines Land, und jede Luftschlacht würde eher verlaufen wie die Luftkämpfe im Zweiten Weltkrieg. Unsere Jungs werden gar nicht die Gelegenheit bekommen, Ziele auf große
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