Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
Muldoon sich im Weißen Haus aufhielt. Walter Hicks hingegen war mit den dortigen Sicherheitsmaßnahmen und den sonstigen Abläufen bestens vertraut. Sein Treffen mit dem DNI war kurz gewesen, seine Diskussion mit dem Chairman der Joint Chiefs of Staff sogar noch kürzer. Schon nach zwei Stunden saßen er und Muldoon auf dem Rücksitz eines neutralen Wagens der Agency und fuhren zur Pennsylvania Avenue.
Das Oval Office war nicht für Konferenzen mit zahlreichen Teilnehmern eingerichtet, daher hatten sich nur sieben Personen dort versammelt. Der Präsident und der Verteidigungsminister, der Chairman und Deputy Chairman der Joint Chiefs of Staff und der Director of National Intelligence waren zugegen sowie Hicks und Muldoon.
»Wie sicher sind Sie sich Ihrer Einschätzung?«, begann der Präsident die Diskussion.
»Im Augenblick wissen wir gar nichts mit Sicherheit, Mr. President. Die Fotoanalytiker von N-PIC sind der Auffassung, dass auf den jüngsten Bildern vier Atomwaffen-Transportfahrzeuge zu sehen sind, und sie haben eins davon bis in die Nähe des Atommeilers in Nyongbyon zurückverfolgen können. Das beweist, dass ein Lastwagen, der umgebaut wurde, um einen Atomsprengkopf zu transportieren, zu einer Raketenbasis gefahren ist, aber es beweist nicht, dass der Lastwagen jemals in Nyongbyon war oder dass er jemals einen Raketensprengkopf geladen hatte. Es ist nicht zu vermeiden, dass es immer wieder mal Lücken in unserem Satelliten-Aufklärungsprogramm gibt, aber ein Bild von Mayang zeigt offensichtlich einen Sprengkopf an der Spitze einer No-dong, die auf ihrer Startrampe steht.
»Und was halten Sie davon, Don?«
General Donald Sterling schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, Mr. President. Ich habe keinen Zweifel, dass die Nordkoreaner irgendetwas im Schilde führen, aber mir fällt es noch immer schwer zu glauben, dass sie einen Erstschlag gegen Japan planen. Und es würde sowieso nicht funktionieren, da wir Patriot PAC-3 Raketen in der Kadena Air Base auf Okinawa stationiert haben, und die sollten eigentlich die meisten Angriffswaffen ausschalten können.«
»Die ›meisten‹ sind nicht ›alle‹, General«, machte Walter Hicks deutlich.
»Zugegeben, obwohl sie wahrscheinlich bei jedem Erstschlag eine Trefferquote von achtzig bis neunzig Prozent schaffen würden. Aber mein Gefühl sagt mir, dass ein Angriff gegen Japan zu aufwendig und kompliziert wäre. Die Nordkoreaner sind nicht an Japan interessiert. Sie wollen die Kontrolle über den südlichen Teil der Halbinsel. Also, warum schlagen sie nicht einfach los und dringen dort ein?«
»Aus zwei Gründen«, meldete Muldoon sich heftig zu Wort. »Erstens kennen sie den Inhalt von Oplan 5027 genauso wie wir. Sie wissen, dass sie, wenn sie nach Süden vorrücken, ohne große Schwierigkeiten die EMZ und die Verteidigungseinrichtungen dahinter überwinden und vielleicht sogar Seoul einnehmen werden. Aber sie wissen auch, dass wir innerhalb von zwei Wochen Verstärkung heranführen und unser Bestes tun werden, um sie wieder dorthin zurückzudrängen, woher sie gekommen sind. Und dass wir danach Pjöngjang einnehmen und ihr Land besetzen werden. Das ist unumstritten. Wenn sie also Südkorea okkupieren und dort bleiben wollen, dann müssen sie clever und vor allem ganz unauffällig zu Werke gehen.
Das ist der erste Grund. Der zweite: Wenn sie Japan mit Atomwaffen bedrohen, werden die Japaner sich so lautstark beklagen, dass wir keine andere Wahl haben werden, als uns zurückzuziehen, um sie vor Schlimmerem zu bewahren. Sobald wir das tun, gibt es nichts mehr, das die Nordkoreaner davon abhalten kann, den Süden zu unterwerfen; und die Bedrohung durch die Raketen wird auch weiterhin bestehen, wenn sie die gesamte Halbinsel erobert haben. Wenn dieser Plan funktioniert, besteht die Gefahr, dass wir Südkorea und Japan verlieren, ohne dass ein einziger Schuss abgefeuert wurde und ohne in der Lage zu sein, irgendetwas an dieser Entwicklung zu ändern.«
»Natürlich können wir etwas tun«, schnappte Sterling. Er war es nicht gewohnt, von einem Zivilisten belehrt zu werden – erst recht nicht von einem Zivilisten, der für die verdammte CIA arbeitete -, und das vor dem Präsidenten der Vereinigten Staaten. »Wir können ihre Raketenbasen zerstören, jetzt gleich.«
»Womit, General?«, fragte Hicks. »Wenn ich mich recht erinnere, haben die diplomatischen Maßnahmen, die wir früher ergriffen haben, uns nicht weitergebracht, und die einzige klare Reaktion
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