Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
Besetzung Nordkoreas mindestens noch einen Monat dauern, natürlich nur unter der Voraussetzung, dass keine der beiden Seiten Zuflucht zum Einsatz von Kernwaffen oder anderen Massenvernichtungswaffen nimmt. Und weiterhin vorausgesetzt, dass wir es schaffen, die nordkoreanischen Streitkräfte aus ihren Bunkern herauszuholen.«
»Diese Darstellung dürfte zutreffen, Sir«, erwiderte Sterling, »wobei wir die in Andersen stationierten Bomber einsetzen könnten, um ihren Vormarsch zumindest zu bremsen. Aufgrund der Beschaffenheit des koreanischen Terrains kann ein Krieg auf der Halbinsel einzig und allein zu Land gewonnen werden. Luftüberlegenheit wäre sicherlich eine Hilfe, aber sie wäre nicht der entscheidende Faktor wie bei einem Krieg in Europa oder im Mittleren Osten.
Der Zeitrahmen für unseren Feldzug als Reaktion auf eine Invasion ist eine ziemlich flexible Angelegenheit, weil die Frage der Massenvernichtungswaffen dem Ganzen einen völlig neuen Aspekt verleiht. Die Anwendung dieser Waffen würde den Ausgang eines jeden Kriegs in Korea nachhaltig beeinflussen. Ob nun die Agency mit ihrer Beurteilung recht hat« – Sterlings Tonfall spiegelte deutlich wider, dass er eine solche Möglichkeit nicht im Mindesten in Erwägung zog -, »dass Pjöngjang ein sehr kompliziertes Spiel inszeniert und nukleare Erpressung einsetzt, um unsere erwartungsgemäße Reaktion im Keim zu ersticken, wir wissen auf jeden Fall, dass das Land fähig ist, Atomwaffen zu zünden.«
»Wir sind noch nicht vollends überzeugt«, warf Hicks ein, »dass die Rakete, die sie abgefeuert haben, auch die Waffe trug, die schließlich explodiert ist.«
»Das bin ich auch nicht«, pflichtete Sterling ihm bei, »aber ich glaube nicht, dass wir diese Möglichkeit einfach ignorieren können. Es ist eine schwierige Entscheidung, Sir, aber wir wissen, dass die Nordkoreaner chemische Waffen entwickelt haben, die in ihren Abmessungen so klein sind, dass sie von Artilleriegeschützen verschossen werden können, daher kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die Nordkoreaner in diesem Bereich einiges an Erfahrung aufzuweisen haben. Und da wäre noch ein weiterer Faktor. Zu ihren chemischen Substanzen gehören Adamsit, Phosgen, Blausäure, Sarin, Tabun und mehrere andere Senfgasarten, wie sie im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurden. Wir glauben, dass sie mindestens 5000 Tonnen chemischer Kampfstoffe auf Lager haben, und zwar hauptsächlich in Bergtunneln, die praktisch unverwundbar sind, es sei denn, sie werden von einem Marschflugkörper angegriffen. Und wir würden sie wahrscheinlich gar nicht treffen wollen wegen des Risikos, am Ende die Ausbreitung des Kampfstoffs auszulösen, den wir eigentlich vernichten wollen.
Nicht so intensiv haben sie sich mit biologischen Waffen beschäftigt wegen der Gefahr, die ihrer eigenen Bevölkerung bei einem Einsatz droht, aber wir wissen, dass sie waffenfähige Stämme von Anthrax-, Beulenpest-, Cholera-, Pocken- und Gelbfiebererregern entwickelt haben. Weil wir nicht genau wissen, wie sie diese Biowaffen erzeugt haben, können wir keine Impfstoffe entwickeln oder unsere Streitkräfte gegen sie immunisieren, daher müssten wir auf NBCD-Anzüge und Gesichtsmasken als einzigen Schutz zurückgreifen. Und das würde physische Kampfhandlungen in diesem Krieg um einiges erschweren – die Anzüge sind zwar wirkungsvoll und zuverlässig, aber zugleich auch sehr hinderlich, und der Einsatz der Schutzmasken könnte zu schwerwiegenden Problemen im Kommunikationsbereich führen.«
»Wollen Sie wirklich behaupten, wir könnten keinen Krieg gegen sie gewinnen, wenn es so weit käme?«, fragte der Präsident.
»Nein, Sir. Wir haben die Technologie und die Ressourcen, um sie zu besiegen, daran besteht kein Zweifel, aber es wird nicht einfach sein. Die nordkoreanischen konventionellen Streitkräfte sind auf jeden Fall beeindruckend. Fügen Sie dem die Bereitschaft hinzu, in den Kampfgebieten chemische oder biologische Waffen einzusetzen oder sogar Atomwaffen zu benutzen, vor allem wenn sie sich zum Rückzug gezwungen sehen, und Sie werden erkennen, dass wir mit einem langen, kostspieligen Krieg rechnen müssen. Sollten wir am Ende tatsächlich in Korea in einen weiteren Krieg verwickelt werden, dann, so glaube ich ganz persönlich, sollten wir mit Monaten und nicht mit Wochen rechnen, ehe wir ihn zum Abschluss bringen können. Und das Ganze könnte sich sehr leicht in ein zweites Vietnam verwandeln.«
Diese Aussicht wollte
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