Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
Offizier schenkte sich eine Antwort, ließ den Hörer auf den Schreibtisch fallen, schaltete auf Direktansage und griff zum Mikrofon.
»Achtung Luftangriff! Achtung Luftangriff! Zwei feindliche Maschinen von Süden. Alle Flugabwehreinheiten bereithalten. Feuer frei.«
Seine Stimme hallte aus rund dreißig Lautsprechern über den gesamten Startkomplex. Die Flugabwehrsysteme waren bereits seit Tagesanbruch vollständig bemannt. Die Hauptabwehrwaffe in Chiha-ri war ein leicht modifiziertes russisches SA-3 SAM-System. Um eine optimale Verteidigung gegen einen Luftangriff zu gewährleisten, hatten die Nordkoreaner acht permanente Zwillings-Raketenwerfer rund um den Startkomplex verteilt, sodass insgesamt sechzehn Mach 3-Raketen zur Abwehr zur Verfügung standen.
Das SA-3 wird von drei separaten Radarsystemen gesteuert, alle normalerweise in Fahrzeugen untergebracht, doch in Chiha-ri waren sie in festen Positionen auf den höchsten Erhebungen innerhalb des Startkomplexes installiert worden. Die erste Zielerfassung erfolgte durch ein P-15 »Flat Face« Langstrecken-C-Band-Radar. Die Zielhöhe wurde durch einen PRV-11 E-Band-Höhensucher, im Westen als »Side Net« bekannt, bestimmt, und ein »Low Blow« I/D-Band Feuerleitradar übernahm die anfängliche Lenkung der Raketen.
Obgleich konstruktionstechnisch schon ziemlich betagt, ist das SA-3 noch immer sehr leistungsfähig. Im März 1999 war eine von Jugoslawien modifizierte Version des Waffensystems – zusätzlich mit einem Infrarot-Zielgerät und einem lasergesteuerten Entfernungsmesser ausgerüstet – für den Abschuss eines amerikanischen F-117 Tarnkappenbombers über dem Kosovo verantwortlich. Bis heute ist dies der einzige bekannte Verlust eines Flugzeugs dieses Typs in Folge direkten Bodenbeschusses.
Der Grund, weshalb die Nordkoreaner die Radaranlagen auf den höchsten Punkten in der Umgebung platziert hatten, war offensichtlich – das Gelände war derart gebirgig, dass ein Flugzeug, das nur eine halbe Meile entfernt war, in einem entsprechend breiten und tiefen Tal durchaus unsichtbar bleiben konnte. Um die Chance zu haben, ein im Tiefflug befindliches Ziel zu erfassen, müssen die Radarantennen so hoch wie möglich installiert werden.
Der Alarmruf des kommandierenden Offiziers war eigentlich überflüssig gewesen. Die SA-3-Mannschaften befanden sich längst in Alarmbereitschaft und ließen ihre Radarschirme nicht aus den Augen, aber bisher wurden keinerlei Kontakte angezeigt. Das lag zum Teil daran, dass die Radarüberwachung des Tals direkt südlich des Raketenstartgeländes durch einen Berg behindert wurde, dessen Höhe etwa 1600 Fuß betrug, aber auch im Wesentlichen daran, dass die Harriers noch einen Weg von drei Meilen vor sich hatten und sich unterhalb des Radarhorizonts befanden.
Achtzehn Sekunden später änderte sich das alles grundlegend.
Formation Cobra, über Nordkorea
»Cobras, Alpha Drei. Eilmeldung. Sieben der Feindmaschinen nördlich der EMZ haben sich aus der Formation gelöst und befinden sich jetzt auf Südkurs. Sie haben die Geschwindigkeit auf Mach 2 gesteigert, und wir schätzen, dass sie noch vier Minuten entfernt sind.«
»Roger.« Viel mehr konnte Richter nicht dazu sagen. Aber vier Minuten waren eine lange Zeit in einer Harrier, und mit ein wenig Glück konnten sie ihren Angriff auf die Raketenbasis durchgeführt haben und längst wieder auf dem Rückweg zur EMZ sein, ehe die anfliegenden Kampfjets sie eingeholt hätten. Da die feindlichen Maschinen offenbar Mach 2 erreichten, handelte es sich wahrscheinlich um Foxbats, und er wusste, dass sie in niedriger Höhe nicht ganz einfach zu fliegen waren. Wenn die GR9 ihren Tiefflug fortsetzten und die Geschwindigkeit halten konnten, hatten sie vielleicht eine Chance, den Feind auszumanövrieren, auch wenn sie ihn niemals würden abhängen können.
Die beiden Harriers flogen jetzt direkt hintereinander, Richter etwa eine Viertelmeile hinter Longs Maschine. Die Seitenwände des Tals schienen gefährlich nahe und der Grund noch näher, aber beide Männer wussten, dass sie sich mit ihren Maschinen so tief wie möglich halten mussten, um zu vermeiden, von den Suchradars geortet zu werden, von denen sie wussten, dass sie in diesem Moment auf ihr Auftauchen warteten.
Zu diesem Zeitpunkt befanden sie sich 300 Fuß über dem felsigen Gelände des Talgrunds, der nun allmählich anstieg. Dick Long zog seine Harrier leicht nach links, folgte der Biegung des Tals und begann zu steigen.
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