Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
Zugmaschine rollte rückwärts heraus mit einer weiteren F-5 im Schlepp, die Yi bisher noch nicht gesehen hatte. Er schaute sich die Kennnummer des Flugzeugs genau an und notierte sie zusammen mit der genauen Uhrzeit. Die Zugmaschine stoppte, und der Fahrer koppelte die F-5 ab, dann fuhr er zurück in den Hangar. Zwei Techniker vom Bodenpersonal erschienen, zogen einen niedrigen Karren hinter sich her, der wahrscheinlich Werkzeug enthielt, und stoppten neben dem Flugzeug. Einer von ihnen öffnete eine Inspektionsklappe im Rumpf unter dem Cockpit, und beide Männer begannen mit ihren Arbeiten am Flugzeug. Yi schaute ihnen mit gedämpftem Interesse zu, weil es für ihn im Augenblick nichts anderes zu tun gab.
Auf dem Berghang etwa fünfhundert Meter über dem Beobachtungspunkt des einsamen NIS-Agenten stand ein nordkoreanischer Leutnant und blickte den Hang hinunter. Er konnte den Kopf des Mannes und seine Hände erkennen, die ein Fernglas hielten, während er den Flugplatz beobachtete.
Der Patrouillenführer musste nun dafür sorgen, dass das Interesse des Spions weiterhin ausschließlich der Szene unter ihm galt, während er und seine Männer versuchten, sich ihm unbemerkt zu nähern. Er hielt das Funkgerät dicht vor den Mund und informierte seinen vorgesetzten Offizier, dass sie in Position und bereit seien. Dann gab er mit der Hand seinen Männern ein Zeichen, sie sollten vorrücken. Sie waren bereits vorher instruiert worden, in einer Entfernung von 100 Metern zur Position des Spions anzuhalten, um auf das Kommando des Leutnants zu warten, sich dem Spion bis auf Tuchfühlung zu nähern.
Yi Min-Ho spannte sich plötzlich an und ließ den Blick wandern. Drei uniformierte Männer waren aus einem der wenigen Verwaltungsgebäude herausgekommen und eilten über die Rollbahn zu den vier mysteriösen Hangartoren, die so sorgfältig bewacht wurden. Während sie auf den nächstliegenden Hangar zugingen, nahmen die beiden Wachtposten Haltung an, salutierten und geleiteten sie dann zu einer Seitentür.
Vielleicht, dachte Yi, würden sie jetzt das Haupttor öffnen, und er würde endlich erfahren, was die Nordkoreaner in diesem Hangar aufbewahrten. Und nur Sekunden später schien sein Wunsch erfüllt zu werden, als die beiden massiven Hangartore langsam auseinanderglitten.
Der Leutnant hatte seine Männer hinter einer kleinen Erhebung anhalten lassen und gab ihnen ein Zeichen, sie sollten möglichst unsichtbar bleiben, während er sich eine Position suchte, von der aus er eine bessere Sicht auf den Beobachtungspunkt des Spions haben würde. Auch er konnte auf den Flugplatz unten im Tal blicken und beobachtete genauso aufmerksam, wie die Offiziere sich dem Hangar näherten. Alles lief ab wie geplant.
Er harrte eine weitere Minute aus, bis das Tor sich zu öffnen begann, dann schlich er den Berghang hinunter und befahl seinen Männern, so leise wie möglich vorzurücken. Obgleich er sicher war, dass die Aufmerksamkeit des Südkoreaners ausschließlich den Aktivitäten unten im Tal galt, bestand immer noch die Möglichkeit, dass er trotz des Zahlenverhältnisses von sechs zu eins irgendwie bergab würde flüchten können, wenn er sie kommen hörte. Die Befehle des Leutnants waren unmissverständlich: Der Spion musste lebend gefangen oder getötet werden. Ein Entkommen sei in keinem Fall zu dulden. Daher machten sie ihre Waffen bereit und bewegten sich langsam hangabwärts auf ihn zu.
Yi Min-Ho hatte den Blick nicht von dem Hangar gelöst, seit er gesehen hatte, wie die Offiziere darauf zugingen, und endlich waren beide Türhälften offen. Das Problem war, dass er noch immer nicht erkennen konnte, was sich im Innern des Hangars befand, weil es in tiefem Schatten lag. Aber das Problem löste sich vielleicht von selbst, da eine Zugmaschine auf das Gebäude zurollte. Daher behielt Yi das Geschehen weiterhin im Auge und wartete.
Die Zugmaschine fuhr sofort in den Hangar hinein. Zwei bis drei Minuten lang war keine weitere Bewegung zu erkennen, doch dann erschien das Schwanzleitwerk eines Flugzeugs, das von der Zugmaschine hinausgeschoben wurde. Aber das Flugzeug, das Yi jetzt aus dem Hangar herausrollen sah, bot einen völlig unerwarteten Anblick.
Er hatte mit einer F-5 gerechnet, einer ziemlich kleinen Maschine mit einem einzelnen kombinierten Seiten- und Höhenleitwerk, stattdessen blickte er auf zwei mächtige Triebwerkaustrittsöffnungen unter einem wuchtigen Zwillingsseitenleitwerk. Einige Sekunden lang
Weitere Kostenlose Bücher