Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
nicht besonders hilfsbereit gezeigt. Und der Oberst schwitzte jetzt ein wenig, was an der Hitze liegen konnte, die von den beiden Heizkörpern abgestrahlt wurde – verrostet und pfeifend, aber unbestreitbar wirksam -, die zu beiden Seiten seines Schreibtisches an der Wand befestigt waren. Oder könnte es vielleicht einen anderen Grund geben?
»Das sagen Sie, Oberst, das sagen Sie. Mein Problem ist, dass ich mit Saporischja telefoniert habe, und der Offizier, mit dem ich sprechen konnte, besteht darauf, dass es in ihren Datenbanken während des letzten halben Jahres keinen Hinweis auf eine der Maschinen gibt. Ihr Problem ist, dass die Sollstärke Ihres Geschwaders nicht dem Flugzeugbestand entspricht, der zurzeit in Ihren Hangars parkt, und ich brauche Ihnen wohl nicht zu erklären, wie folgenschwer das sein kann.«
»Es ist ein reines Formalitätenproblem«, wehrte Adashev sich. »Die Schuld liegt in Saporischja, und wenn Sie Ihren Job anständig machen, dann sollten Sie sich sofort dorthin wenden.«
Yershenko zuckte die Achseln. Letztendlich war es sowieso nicht sein Problem. Er würde seinen Bericht über die Inspektion schreiben, darin auf die Diskrepanzen hinweisen und ihn nach Moskau schicken. Aber er würde ganz gewiss die Wartungseinrichtung besuchen. Der Oberst hatte vielleicht recht, und wenn es auch nur der Vollständigkeit halber geschehen sollte, musste das Inspektionsteam auf jeden Fall seinem Vorwurf nachgehen.
»Wir fliegen direkt nach Saporischja, wenn wir hier Schluss gemacht haben.«
Adashev nickte. »Sie wollen keinen Vorbericht über unsere Kommunikationseinrichtungen schicken?«
»Nein, vielen Dank. Solange wir die Flugzeuge nicht gefunden haben, wäre es verfrüht, Moskau zu kontaktieren. Ich schicke einen vollständigen Inspektionsbericht, nachdem wir die Aufzeichnungen in Saporischja überprüft haben.« Und er hätte hinzufügen können: Ich schicke meinen Bericht ab, sobald nicht mehr die Gefahr besteht, dass er verändert oder blockiert werden könnte. Tatsächlich hatte er längst seinem Vorgesetzten in Moskau telefonisch kurz skizziert, was er in Letneozerskiy herausgefunden hatte.
Adashev stand auf und streckte eine Hand über den Schreibtisch. »Wir werden uns wahrscheinlich nicht mehr sehen, Oberst, daher verabschiede ich mich schon jetzt von Ihnen.«
Nach kurzem Zögern ergriff Yershenko die Hand, schüttelte sie, wandte sich dann um und verließ das Büro.
Sobald die Tür sich geschlossen hatte, führte Adashev mit einem vertrauenswürdigen Untergebenen ein dreiminütiges Telefongespräch.
Seoul, Südkorea
In einem Konferenzraum im dritten Stock der Zentrale des National Intelligence Service in Naegok-dong saßen sich zwei Männer an einem langen Tisch gegenüber. Auf dem Tisch stand ein Studiotonbandgerät, das an einen Verstärker mit zwei kleinen Lautsprecherboxen angeschlossen war. Ein Kassettenrekorder hätte völlig ausgereicht, aber Bae Chang-Su – der autokratische Chef des NIS – hatte auf bestmöglicher Audioqualität bestanden, daher hatte man sich für das Revox Spulentonbandgerät entschieden.
Sie hatten die Aufnahme bereits viermal abgespielt, und Bae wusste, dass sie schnellstens entscheiden mussten, was sie den Amerikanern mitteilen wollten.
»Was war seinen bisherigen Berichten zu entnehmen?«, fragte er.
Kang Jang-Ho war Bae direkt unterstellt und außerdem Yi Min-Hos Einsatzoffizier, da das Eindringen des NIS-Agenten in Nordkorea von den ranghöchsten Kreisen befürwortet worden war. Er zog jetzt seine Notizen zurate.
»Er meldete sich nur zweimal, und beide Male ging es um nichts Besonderes. Einmal teilte Yi uns mit, dass er gelandet war, und ein zweites Mal danach, dass er seinen Beobachtungsplatz oberhalb der Flugbasis eingenommen habe. Seine einzige Sorge war, dass er beinahe von einer Armeepatrouille in der Nähe von Ugom geschnappt worden wäre und dass er das Gefühl hatte, sie hätten ganz gezielt auf ihn gewartet. Der Mannschaftswagen hatte mit ausgeschalteten Scheinwerfern auf der Straße geparkt und war direkt auf ihn zugekommen, als er sich ihm auf Sichtweite genähert hatte.«
»Halten Sie seine Vermutung, dass sie über seine Mission Bescheid wussten, für denkbar?«
»Nein, Sir, das halte ich nicht. In dieser Gegend ist das Militär ständig stark vertreten, daher denke ich, dass er auf eine reguläre Patrouille getroffen war, die irgendetwas Verdächtiges entdeckt hatte und dem auf den Grund gehen wollte. Die andere
Weitere Kostenlose Bücher