Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
Stützpunktpersonal keine Ahnung hatte, dass sie Besuch bekämen, hatten sie weder die Chance, ihre Irrtümer oder Fehler zu vertuschen, noch die Gelegenheit, dafür zu sorgen, dass ihre schriftlichen Unterlagen korrekt waren. Was Oberstleutnant Yershenko nun entscheiden musste, war, ob das, was er vor sich sah, das Ergebnis schlampiger Büroarbeit oder etwas erheblich Schwerwiegenderes war.
Er hatte keine Fragen wegen der beiden Abfangjäger. Sämtliche Formulare, die das Personal des 524. IAP Jagdgeschwaders für diese Kampfjets vorgelegt hatte, waren in Ordnung, soweit Yershenko erkennen konnte. Das Problem war, dass eigentlich vier Maschinen in diesem Hangar hätten stehen müssen, und bisher hatte niemand von denen, die er dazu befragt hatte, erklären können, wo die beiden fehlenden MiG-25 abgeblieben waren.
Laut den Unterlagen des Geschwaders waren die beiden Foxbats vor zwei Monaten zum Kampfjet-Wartungszentrum Saporischja in der Ukraine geflogen worden, was sicherlich plausibel war. Aber als Yershenko in Saporischja anrief, konnte niemand das Datum bestätigen, wann die Abfangjäger dort eingetroffen waren oder, was um einiges besorgniserregender war, ob sie überhaupt dort angekommen waren. Tatsächlich konnte der Verwaltungsoffizier, mit dem Yershenko gesprochen hatte, in seinen Unterlagen der letzten sechs Monate nirgendwo die Kennnummern der beiden MiGs finden.
Aber die beiden Flugzeuge waren in Letneozerskiy gestartet, daher mussten sie auch irgendwo gelandet sein, und Yershenko war entschlossen herauszufinden, wo.
Falls es eine Spur von belastenden Dokumenten geben sollte, so begann sie sicher im Archiv der Luftverkehrskontrolle des Towers in der Nähe. Wie bei sämtlichen Flugbewegungen üblich, war der Start der beiden Abfangjäger protokolliert worden, und ihr Zielort war laut den Formularen Saporischja gewesen. Danach wurde die Geschichte ein wenig undurchsichtig. Das ATC vermerkte nirgendwo die Namen der Piloten, und die Unterlagen des Geschwaders offenbarten, dass keiner der beiden Männer anschließend nach Letneozerskiy zurückgekehrt war. Beide standen kurz vor dem Ende ihres Dienstes beim 524. IAP und waren daher gleich zu ihren neuen Geschwadern weitergereist, nachdem sie die Foxbats im Wartungszentrum abgeliefert hatten. Yershenko hatte bereits eine Suche nach den beiden Piloten eingeleitet, aber das war gegenüber der Notwendigkeit, die Flugzeuge selbst aufzustöbern, von nebensächlicher Bedeutung.
Ein Vorteil solcher unangekündigter Inspektionen war der, dass derjenige, der die Inspektion leitete, ranghöhere Offiziere zwingen konnte, seinen Instruktionen Folge zu leisten. Er hatte ein weiteres Gespräch mit dem Stützpunktkommandanten in gut einer Stunde angesetzt, und der Mann sollte bis dahin einige zufriedenstellende Antworten bereit haben, sonst würde Yershenko dafür sorgen, dass der Mann bis zum Abschluss einer gründlichen Untersuchung das Verschwinden der fehlenden Flugzeuge betreffend seines Postens enthoben wurde.
Flugbasis T’aet’an, Nordkorea
Nachdem er den faden Brei, aus dem sein Mittagessen bestand, hinuntergespült hatte, wandte Yi Min-Ho sich wieder der Beobachtung des Flugplatzes zu, der sich unter ihm erstreckte.
Obgleich er sich nicht sicher war, ob es irgendeine Bedeutung hatte, war ihm schon zuvor aufgefallen, dass offenbar nur zwei der sechs Flugzeugbunker, die er beobachtete, benutzt wurden und dass die Tore der vier neuen während der gesamten Dauer seiner Überwachung geschlossen blieben. Anfangs hatte er angenommen, dass sie leer sein könnten, bis er bemerkte, dass jedes Tor von zwei Posten bewacht wurde, eine solche Sicherheitsmaßnahme jedoch bei keinem anderen Gebäude der Basis festzustellen war. Das musste ein Hinweis darauf sein, dass sich in den Hangars Objekte von besonderer Bedeutung befinden mussten.
Aber auch noch etwas anderes war ihm ein Rätsel. In dem Hügelgelände unweit der neuen Hangareinfahrten und nicht allzu weit von den wenigen Verwaltungsgebäuden entfernt, war erst vor Kurzem ein dreistöckiges Bauwerk errichtet worden. Seine mit Vorhängen versehenen Fenster ließen es wie ein Wohnhaus erscheinen, aber das ergab keinen Sinn, denn normalerweise wohnte niemand auf einem Flugplatz. Vielleicht handelte es sich um Quartiere für die Wachen, jedoch erschien das Gebäude dafür viel zu groß. Er trug es als weitere Merkwürdigkeit in sein Notizbuch ein.
Eins der älteren Hangartore wurde plötzlich geöffnet, und eine
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