Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
hatte er keine Ahnung, was für ein Flugzeugtyp da unten aus dem Hangar auftauchte, doch dann, als es ihm dämmerte, griff er nach seinem Kyocera Satellitentelefon. Diese Nachricht konnte unmöglich bis zu seiner formellen Abschlussbesprechung warten, daher schaltete er es ein und wartete darauf, dass die Verbindung hergestellt wurde.
Yis beispielhafte Dienstauffassung und Konzentration hatten ihm schon oft lobende Erwähnungen im Hauptquartier eingebracht, aber unglücklicherweise konzentrierte er sich diesmal zu sehr auf seine Aufgabe. Daher galt seine Aufmerksamkeit, während die nordkoreanischen Soldaten sich seinem Versteck näherten, ausschließlich dem offenen Hangartor und dem langsam herausrollenden Flugzeug.
Genau in diesem Moment betrat ein T’aet’an-Soldat leise das Felsband neben ihm und drückte die Mündung eines Kalaschnikow AK47 in die Mitte seines Rückens. Yi reagierte sofort. Er ließ Telefon und Fernglas fallen, drehte sich weg und schlug den Lauf des Sturmgewehrs zur Seite, während er gleichzeitig nach seiner Pistole griff. Der Wächter, völlig überrascht, wich ein Stück zurück.
Dieser kurze Moment reichte dem südkoreanischen Agenten. Er hob das Satellitentelefon auf, setzte über den Felssims und rannte ständig Haken schlagend und die Richtung ändernd bergab um sein Leben.
Der Leutnant brüllte einige Befehle, und sofort war die Luft mit Kalaschnikowgeschossen erfüllt. Aber bergab zu schießen ist aufgrund der Perspektive nicht so einfach, und die meisten Schüsse schlugen rund um den Flüchtling ins Erdreich ein.
Während er rannte, hörte Yi Min-Ho die blecherne Stimme seines Agentenführers aus der Hörmuschel des Kyocera. Er warf sich auf den Boden und rollte sich herum, sodass er bergauf schaute. Dann zückte er seine CZ75 und jagte ein halbes Dutzend Schüsse in Richtung seiner Verfolger, während er versuchte, seine Geschichte loszuwerden.
»Sie haben ein neues Flugzeug«, rief er. »Ich habe eine …«
In diesem Moment fanden drei Geschosse aus einer der Kalaschnikows ihr Ziel. Das erste durchschlug seine Hand, trennte zwei Finger ab und entriss das Kyocera seinem Griff. Vielleicht zu seinem Glück dauerte seine Qual weniger als eine Sekunde. Das nächste Geschoss drang in seinen Schädel, pflügte durch sein Gehirn und tötete ihn augenblicklich. Das dritte Geschoss spürte Yi Min-Ho schon gar nicht mehr.
Hammersmith, London
»Ich hatte ursprünglich angenommen, dass dies wieder mal einer der Schildbürgerstreiche von Vauxhall Cross ist«, polterte Richard Simpson. »Sie einen Blick in den falschen Hangar werfen zu lassen oder Sie sogar zum falschen Flugplatz zu schicken … Aber nun sieht es so aus, als hätten sie wahrscheinlich richtig gelegen.«
Simpson war berühmt für seine schlechte Meinung von den professionellen Fähigkeiten des Secret Intelligence Service, auch als »Six« bekannt, und freute sich immer, wenn er seine Vorurteile mit jedem, der bereit war, ihm zuzuhören, teilen konnte.
Richter war eine Viertelstunde zuvor ins Büro in Hammersmith zurückgekehrt, nachdem er, wie es ihm vorkam, eine Woche wild herumhüpfend im Frachtraum einer »Fat Albert« verbracht hatte. Die Hercules war in Meknes zum Auftanken zwischengelandet, war aber sofort wieder gestartet und direkt nach Gibraltar und zur Royal Navy Air Station, HMS Rooke , geflogen. Dort hatten sie den verwundeten Lademeister ausgeladen, weil sie befürchteten, dass er den Rückflug nach England nicht überleben würde. Der Verwundete hatte so viel Blut verloren, dass Richter insgeheim bezweifelte, ob er es schaffen würde, doch wenigstens wurde ihm auf der Rooke die angemessene medizinische Versorgung zuteil.
Die C-130 füllte abermals ihre Tanks und startete, umflog den spanischen Luftraum und nahm Kurs nach Norden. Sie landete auf der RAF-Basis Northolt, um Richter, den toten Soldaten und den verwundeten SAS-Trooper – er hatte einen komplizierten Beinbruch davongetragen, aber die Verletzung war nicht lebensbedrohend – auszuladen, ehe sie ihren Weg zum RAF-Stützpunkt Lyneham in Wiltshire fortsetzte, von wo das SAS-Team weitertransportiert wurde.
Simpson hatte einen Wagen geschickt, um Richter abzuholen. Auf der Rückbank des Wagens saß ein Mann von Vauxhall Cross, um die Kamera entgegenzunehmen und einen mündlichen Bericht über Aïn Oussera zu erhalten. In dem Moment, als Richter die Bürotür in Hammersmith öffnete, begann das Telefon der direkten Leitung zu klingeln.
»Wie
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