Operation Foxbat: Thriller (German Edition)

besondere Sorge. Erstens, die meisten nordkoreanischen Militärmanöver waren Übungen, die mehr oder weniger als Sandkastenspiele durchgeführt wurden. Aber diesmal zeigen die Satellitenbilder umfangreiche Truppenbewegungen auf breiter Front, und zwar alle in Richtung der Entmilitarisierten Zone. Es handelt sich dabei sowohl um Soldatenverbände wie auch motorisierte Divisionen. Wir haben außerdem erhöhte Aktivitäten auf verschiedenen Flugbasen im Süden des Landes und auf Raketenabschussbasen verzeichnet. Diese ließen sich durchaus noch als manöverbedingte Aktionen interpretieren, aber nur wenn wir es als gegeben hinnehmen, dass die Nordkoreaner ihre bislang übliche Verfahrensweise geändert haben. Wir könnten tagelang über die Bedeutung dieser Truppenbewegungen diskutieren, ohne zu einem eindeutigen Ergebnis zu gelangen.
    Der zweite Punkt ist noch beunruhigender. Warum haben die Nordkoreaner sich über geheime Kanäle mindestens zehn MiG-25 beschafft? Wir befürchten, dass sie sich mit diesen Foxbats gegen die überlegenen Maschinen der südkoreanischen Luftwaffe behaupten wollen.«
    »Irgendwie klingt das nicht überzeugend, Mr. Hicks«, unterbrach der General ihn abermals. »Die Foxbat ist ein veraltetes Modell. Sicher, sie ist schnell, aber sie ist nicht besonders beweglich. Die MiG-25 ist nun mal alte Technologie, und sie könnte im Luftkampf gegen moderne Vögel wie die F-15 oder die F-16 niemals bestehen.«
    »Das ist Ihr Spezialgebiet, General, und nicht meins«, erwiderte Hicks, »und ich will Ihnen auch nicht grundsätzlich widersprechen. Aber es gibt da noch eine andere Möglichkeit, die größten Anlass zur Sorge bietet. Der britische SIS wurde von den Russen darüber informiert, dass die Foxbat speziell dafür konstruiert wurde, Interkontinentalraketen in ihrer letzten Flugphase abzufangen. Daher betrachten die Nordkoreaner sie vielleicht als letzte Verteidigungslinie gegen einen Raketenangriff.«
    Auf diese Feststellung folgte ein längeres Schweigen. Die Möglichkeit, dass die MiG-25 mehr sein könnte als nur ein veralteter, schneller Abfangjäger, war den versammelten Offizieren eindeutig nicht in den Sinn gekommen.
    »Einen Raketenangriff von wo?«
    »Von uns. Von einer Minuteman in einem Silo in Montana oder von einem unserer Boomer. Soweit ich es verstanden habe, befindet sich unser nächster Verband mindestens zwei oder drei Tage von der Halbinsel entfernt. Wenn also die nordkoreanischen Streitkräfte nach Süden über die EMZ hinaus vorrücken, könnten die Raketen in unseren Silos oder in unseren U-Booten die einzig mögliche Reaktion auf eine Invasion sein.«
    »Der Präsident würde niemals den Befehl zu einem Erstschlag gegen Nordkorea geben, Mr. Hicks«, erklärte ein anderer General, »und es bestünde für uns außerdem keine Notwendigkeit, Kernwaffen einzusetzen. Wir haben auf der Anderson Air Base auf Guam Bomber stationiert, die speziell bei einem solchen Vorfall zum Einsatz kommen. Es sind B1-B, B-2 und B-52, und die sind mehr als fähig, jeden Vormarsch der Nordkoreaner zu stoppen. Und ganz gleich, ob es ein paar Tage oder gar ein paar Wochen in Anspruch nehmen würde, auf jeden Fall könnten wir genügend Bodentruppen auf die Halbinsel bringen und die Nordkoreaner mit Hilfe konventioneller Waffen und Strategien zurückdrängen.«
    »Ich weiß«, meinte Hicks mit einem Kopfnicken. »Was der Agency Sorge bereitet, ist die andere Seite der Medaille, wenn Sie so wollen. Wir mögen den Einsatz von Kernwaffen vielleicht vermeiden, aber die Tatsache, dass die Nordkoreaner diese Flugzeuge beschafft haben, legt die Vermutung nahe, dass sie vielleicht zu Kernwaffen greifen wollen. Wir glauben, dass sie ein blitzkriegartiges Vorrücken über die EMZ planen und dann versuchen werden, jeder Gegenreaktion mit der Drohung vorzubeugen, dass sie Kernwaffen gegen jede Hilfe einsetzen, die von unserer Seite kommen würde. Da diese Drohung durchaus ernst genommen werden muss, käme es erst einmal zu einer Patt-Situation. Und soweit wir das Regime in Pjöngjang kennen und einschätzen können, sollten wir nicht daran zweifeln, dass es seine Drohung auch ausführen würde, wenn es sich dazu gezwungen sieht. Wenn diese Operation dergestalt abläuft, wie wir es uns vorstellen, könnten wir Südkorea verlieren.«

Der Gold Room, Pentagon, Washington, DC
     
    Trotz seiner offiziellen Bezeichnung war der Emergency Conference Room nicht für Konferenzen vorgesehen, sondern nur für Einweisungen, daher