Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
auf die Gabel und wählte die andere Nummer, die Ryu ihm genannt hatte. Sie gehörte zu einem Festnetzanschluss in Perm. Es klingelte sechsmal, dann meldete sich eine tiefe männliche Stimme mit einem einzigen russischen Wort: » Da? « – »Ja?« Pak unterbrach sofort die Verbindung, da die Stimme eindeutig nicht Ryu gehörte.
Irgendetwas war zweifellos schiefgegangen, und wenn Ryu ausgeschaltet worden war, dann bedeutete dies: Die Russen wussten wahrscheinlich, dass ihre vermissten Flugzeuge jetzt in Nordkorea waren. Falls er bereits tot war, bestand die Möglichkeit, dass die russischen Behörden jeden eingehenden Anruf zu seinem Ursprung zurückverfolgten, weshalb Pak sofort wieder aufgelegt hatte. In den wenigen Sekunden, die die Verbindung bestanden hatte, dürften sie es kaum geschafft haben, genau zu lokalisieren, woher der Anruf kam, aber sie hatten vielleicht das Land identifizieren können, von dem aus er angerufen hatte.
Aber jetzt, da die Operation »Goldene Dämmerung« angelaufen war, dürfte kaum von Bedeutung sein, was die Russen wussten oder nicht wussten.
Büro des Associate Deputy Director der Central Intelligence Agency, Langley, Virginia
Es ist immer möglich, Flugbewegungen derart zu koordinieren, dass sie von Beobachtungssatelliten nicht aufgezeichnet werden, obgleich sogar das angesichts der enormen Anzahl von Himmelskörpern, die ständig die Oberfläche des Planeten überwachen, äußerst schwierig sein kann. Aber es ist etwas ganz anderes, wenn es um die Bewegungen umfangreicher Truppenkontingente geht. Denn diese können nicht so einfach vor neugierigen Blicken verborgen werden, und sobald die erste Phase des Manövers »Silberner Frühling« anlief, begannen die KH-12-Satelliten, die alle fünf Sekunden ein Foto aufnahmen, Wärmebilder von Panzer- und Lastwagenmotoren sowie einzelnen Soldatenverbänden aufzuzeichnen.
Sobald die Analytiker des N-PIC diese Bilder auf dem Tisch hatten, schickten sie sie nach Langley. Die CIA-Bereitschaft alarmierte sofort Richard Muldoon, und dieser rief nach einem kurzen Blick auf die Bilder Walter Hicks an.
»Wie lautet Ihre Erklärung dazu, Richard?«
»Ich glaube nicht, dass es hier noch viel zu analysieren gibt, Walter«, erwiderte Muldoon und breitete eine Anzahl von Fotos auf dem Tisch aus. »Auf der westlichen Seite der Halbinsel haben wir das 815. Panzergrenadiercorps, das sich von Kobuldong nach Südosten zur EMZ bewegt. Das 820. Panzercorps tut das Gleiche von Songwolni aus, und im Osten ist das 9. Panzergrenadiercorps von Kosan aus in südlicher Richtung unterwegs.
Auf allen südlich gelegenen Flugbasen gibt es klare Hinweise auf erhöhte Aktivität. Überall drängen sich Flugzeuge auf ihren Abstellplätzen und werden von Tankwagen und Munitionstransportern umschwärmt. Auf den südlichen Raketenbasen herrscht ebenfalls lebhafter Betrieb, desgleichen auf den Stützpunkten an der Ostküste – insbesondere in Hochon, No-dong, Mayang und Ok’pyong.
Die Nordkoreaner haben uns von einer geplanten Militärübung in Kenntnis gesetzt.« Muldoon schlug einen Schnellhefter auf und entnahm ihm ein einzelnes Blatt Papier. »Sie trägt den Namen ›Silberner Frühling‹ und folgt dem sattsam bekannten Szenario: konfrontiert mit einem unprovozierten Angriff der kapitalistischen Lakaien in Seoul, werden die tapferen Nordkoreaner bis zum letzten Mann kämpfen, um die bösen Eindringlinge zurückzuschlagen.
Zwei spezielle Dinge machen mir jedoch bei dieser Geschichte Sorgen. Erstens, die Streitkräfte der DVRK geben sich gewöhnlich mit Manövern auf dem Papier zufrieden und verzichten auf reale Simulationen. Zweitens, während all diese Truppenbewegungen völlig harmlos sein können, wäre, wenn sie selbst eine Invasion planen würden, eine Verteilung und Verlegung dieser Streitkräfte genau das, was man erwarten würde. Ich befürchte nur, dass das, was sich vor unseren Augen abspielt, die Folge eines durch ›Silberner Frühling‹ getarnten geheimen Mobilmachungsbefehls aus Pjöngjang ist und dass sie, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist blitzartig nach Süden über die Grenze vorrücken und die ganze Welt auf dem falschen Fuß erwischen. In diesem Fall werden wir gerade Zeuge, wie die DVRK einen Krieg vorbereitet – und man braucht sicher nicht lange zu raten, gegen welches Land sich der Angriff richten wird.«
»Und es kann nicht sein, dass sie tatsächlich nur ein Manöver veranstalten?«
»Darauf würde ich keinen Penny wetten.
Weitere Kostenlose Bücher