Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)

jeder andere wissen, dass Menschen zu töten, um Ihr Volk, Ihre Heimat zu schützen, eine …«
    »Eine edle Tat ist«, vervollständigte King.
    Weston lächelte schwach. »Eine edle Tat.«
    »Und mein Name ist King.«
    Wieder trat ein Grinsen auf Westons Gesicht. Er griff nach einem Stock und stocherte damit im Feuer herum. Funken stoben zur Decke. »Agent Orange, davon haben Sie gehört, oder?«
    »Ein Herbizid, das im Vietnamkrieg eingesetzt wurde, um den Wald zu entlauben«, erwiderte King.
    »Es wird heute noch vor der Ernte als Entlaubungsmittel bei Baumwolle eingesetzt«, fügte Sara hinzu. »Spuren davon finden sich in Baumwollsaatöl, was grotesk ist, denn es verursacht…«
    Saras Augen weiteten sich.
    Kings Kopf flog zu ihr herum. »Verursacht was?«
    Sara begegnete seinem Blick und sah dann wieder Weston an. »Genetische Mutationen. Bindegewebskrebs, hodgkinsche Krankheit, Non-Hodgkin Lymphom, chronische lymphatische Leukämie … Es ist ein Karzinogen. Höchst mutagen.«
    »Beeindruckend«, sagte Weston. »Ich habe ein paar Jahre gebraucht, um mir das alles zusammenzureimen. Und ein paar weitere, um herauszufinden, warum ich und die Kinder immun sind.«
    »Sie haben Experimente an den Dorfbewohnern durchgeführt«, mutmaßte King.
    »Um Gottes willen, nein. Ich habe sie beobachtet. Ihr Sterben hat mir die Mechanismen der Seuche gezeigt und ihren Verlauf, bis der Tod eintritt. Ein Dorf wurde von der Grippe befallen. Ein paar Tage später forderte der plötzliche Tod sein erstes Opfer. Dann ging eine Welle des Todes durch das Dorf. Manchmal sah ich stündlich einen Mann einfach tot umfallen.
    Mit den Bewohnern eines Dorfes nördlich von hier habe ich darüber gesprochen. Zu meiner Überraschungwar das nicht der erste Vorfall. Der Dorfälteste, ein sehr alter Mann, dem ich schon mehrfach im Dschungel begegnet war, hat mir von einer Zeit berichtet, als ein Mann in seinem Heimatdorf, vielleicht ein Träger von Brugada, sehr krank wurde. Sie behandelten ihn mit einem Kraut aus dem Dschungel, das, wie ich jetzt weiß, resistent gegen die Auswirkungen von Agent Orange ist, jedoch Spuren davon in seinen Wurzeln speichert. Agent Orange kann heute noch in den meisten hiesigen Nahrungsmitteln nachgewiesen werden, doch sie verwendeten eine große Menge eines hoch belasteten Krauts, einschließlich der Wurzeln. Sie zerrieben es, kochten es und flößten es dem Mann als Sud ein. Das war der Zeitpunkt, an dem die Dinge sich änderten. Ein paar Tage später erlag er dem plötzlichen Tod. Brugada und die Grippe hatten sich zusammengetan, sozusagen. Die Grippe breitete sich aus, und die Dörfler begannen zu sterben. Die Mutter des alten Mannes floh klugerweise, bevor sie und ihre Familie sich anstecken konnten, aber der Rest des Dorfes wurde ausgelöscht. Irgendwie überlebte das Grippevirus, möglicherweise innerhalb der lokalen Affenpopulation, die nicht an Brugada erkrankt, und tauchte in Anh Dung wieder auf. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, genau, wie der alte Mann es beschrieben hatte.«
    King kämpfte gegen seine Fesseln an. Er konnte Weston mit bloßen Händen töten. Verdammt, er konnte es mit einer Hand tun. Er knurrte: »Jeder auf dem ganzen Planeten könnte sterben. Wollen Sie dabei auch nur zusehen?«
    Weston richtete sich über King auf und hielt plötzlich einen großen Stein in der Hand. Er hob ihn langsam, um ihn auf Kings Kopf niedersausen zu lassen. »Manchmal stirbt eine Spezies aus, um einer besseren Platz zu machen. So geht das seit Millionen von Jahren.«
    »Platz machen? Wem denn?«, rief King. »Es wird niemand mehr da sein!«
    »O mein Gott«, sagte Sara.
    King gab es auf, sich gegen seine Fesseln zu stemmen, und blickte sie an. Weston ebenso.
    Sara sah wieder die Kreaturen von Anh Dung vor sich. Und ihre unmenschlichen Entführer. Sie hatte ihre Körper gespürt. Sie hatte sie für nicht-menschlich gehalten. Jetzt dämmerte ihr die Wahrheit – sie waren halb menschlich. »Seine Kinder«, flüsterte sie. »Sie waschen Ihre Hände in Unschuld, was die Auslöschung der menschlichen Rasse betrifft. Aber Sie haben auch nichts dagegen.«
    »Der Tod trifft seine eigene Wahl. Wenn die menschliche Rasse kein Heilmittel für diese schreckliche Krankheit findet, dann hat die Natur sie disqualifiziert. Das ist der natürliche Lauf der Welt. Tut mir leid. Wirklich. Aber wir versuchen zwei völlig unterschiedliche, miteinander unvereinbare Zivilisationen zu erhalten.« Westons Miene hellte sich ein