Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
Mal.
Sara stieß ein wütendes Grollen aus, drückte noch einmal auf den Knopf, presste die Spitzen fest in sein Fleisch.
Der zweite Schock hatte denselben Effekt. Das Herz reagierte auf den elektrischen Impuls und schlug ein einziges Mal.
Dann noch einmal.
Und wieder.
Kings Augen bewegten sich, und er zwinkerte.
Sara ließ den Elektroschocker fallen und legte aufschluchzend die Hand vor den Mund. King war am Leben. Das Gerät, das erst sein Schicksal besiegelt hatte, hatte ihn nun davor gerettet. Sie wollte sich über ihn werfen, ihn an sich drücken, ihn liebkosen, ihm danken, dass er zurückgekommen war. Aber sie saß nur da und weinte, wagte es nicht, ihn zu berühren, aus Angst, das Leben würde wieder aus ihm weichen.
Aber Kings Herz war gesund. Sein Körper in Hochform. Und er lebte.
King blickte hoch in Saras fassungslose und gleichzeitig erleichterte, feuchte Augen. Er war tot gewesen. Und sie hatte ihn ins Leben zurückgeholt. Sein Blick glitt zu dem Objekt, das sie in der Hand gehalten hatte, als er zu sich kam. Der Elektroschocker. Aber sein Kardio… King erinnerte sich an das letzte Mal, als er den Stachel des Elektroschockers gespürt hatte, und begriff, was Sara sich bereits zusammengereimt hatte. Der Defibrillator war zerstört.
»Danke«, sagte er und lächelte. »Rook hat Scheiße erzählt …« Sara runzelte die Stirn. Was?
»Es ist viel schlimmer als Sodbrennen.«
Sara lächelte erst, dann lachte sie, und schließlich stockte ihr der Atem. Kings Augen wurden groß, und er griff nach ihrem Handgelenk, wo der Seuchenmonitor dunkelrot glühte. »Nein«, flüsterte er, schloss die Augen und lag wieder ganz still. Die Panik schlug ihre Klauen in Saras Eingeweide. Sie streckte rasch die Hand aus und fühlte an seinem Hals nach dem Puls. Er schlug stark und gleichmäßig.
Aber er war ohnmächtig – und hilflos.
58
Als King die Augen wieder aufschlug, starrte er nicht mehr hinauf zu den gigantischen Bergkristallen an der Decke der Fischbeckenhalle. Auch ruhte sein Körper nicht mehr auf der harten Oberfläche der obersten Stufe.
Stattdessen lag er auf einem Bett, er spürte eine Art handgefertigte Matratze unter seinem Rücken. Die mit Blättern ausgestopften Kissen raschelten, wenn er sich bewegte. Nicht gerade orthopädischer Schaumstoff, doch ungleich bequemer als der Steinboden.
Ein Blick zur Seite zeigte ihm ein kleines Fenster, durch das trübes Kristalllicht hereinfiel – die einzige Lichtquelle des Raums. Die Sonne musste fast schon untergegangen sein, dachte er. Und später? Würde es stockfinster werden?
Er bekam eine Gänsehaut, nicht wegen der Dunkelheit und dem, was darin lauern konnte, sondern weil er fror. Er blickte an sich herab und stellte fest, dass er beinahe nackt war, nur mit einem großen Blatt bedeckt wie der sprichwörtliche Adam.
Er versuchte zu begreifen, was geschehen war. Während sich seine Augen nur zögernd an das dämmrige Licht gewöhnten, nahm der Raum allmählich Konturen an. Es gab einfache Regale aus grob behauenen Brettern. Einen Tisch. Mehrere Hocker. Eine unbenutzte Feuergrube. An einer Wäscheleine hingen Kleider. Er nahm an, dass esseine waren. Hinter den Kleidern, in den Schatten verborgen, war noch etwas anderes … jemand anderes.
»Es ist ein Schlafzimmer.« Saras Stimme kam aus der dunklen Ecke.
»Im Tempel?«, fragte King. Er wäre am liebsten so weit weg wie möglich von diesem Zentrum des Bösen gewesen.
»In der Stadt. Dritte Galerie. Ziemlich überfülltes Viertel … so seltsam das klingt. Die würden ewig brauchen, um uns hier zu finden. Wie fühlst du dich?«
King lächelte trotz seiner Schmerzen. »Entblößt.«
»Tut mir leid, Decken gab’s keine.«
»Warum sitzt du in der Ecke?«, wollte King wissen.
»Ich wollte dich nicht erschrecken.«
»Weil ich nackt bin?«
»Nein …« Sara beugte sich vor, so dass der Lichtstrahl vom Fenster auf sie fiel. Er sah nur ihren Oberkörper. Der Rest lag im Dunkeln. Sie bedeckte die kleinen Brüste mit den Händen, aber allein ihre Schultern, das Schlüsselbein und die glatte Haut waren ein bezaubernder Anblick. »Weil ich es bin.«
»Keine Sorge. Ich bin daran gewöhnt, den Umkleideraum mit einer vollbusigen Blondine zu teilen, weißt du noch? Ich kann meine Libido ganz gut im Zaum halten.«
Sie lächelte. »Na ja, ich weniger.« Sie zuckte verlegen zusammen. »Ich meine, ich bin nicht daran gewöhnt, einen Umkleideraum zu teilen. Nicht mit einer Blondine. Ich wollte
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