Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
beinahe bewusstlos zu seinen Füßen liegen. Nicht gut, dachte er. Wenn sie ausfiel, war jeder Mensch auf dem Planeten der Gnade dessen ausgeliefert, der die Kontrolle über den neuen Stamm von Brugada hatte. Doch als die stacheligen Enden der Naht in seiner Brust gegen sein durchweichtes Unterhemd kratzten, fühlte er ein gewisses Maß an Beruhigung. Falls er an Brugada starb, würde er wenigstens wiederbelebt werden.
»Geh voraus zu den anderen«, sagte er zu Rook.
»Wird gemacht«, erwiderte der und machte sich auf den Weg.
King kniete sich neben Sara, hob ihren Kopf an undversetzte ihr eine leichte Ohrfeige. Ihre Augenlider flatterten. »Trinken Sie das«, sagte er und hielt ihr einen kleinen Behälter an die Lippen.
Sie nippte daran, hustete, nippte wieder. Einen Augenblick später setzte sie sich auf und trank durstig die bittersüße, geheimnisvolle Flüssigkeit. Als die kleine Thermosflasche leer war, musterte sie King mit großen, aber wachen Augen. »Mein Gott, ich kann nicht glauben, dass Sie Kaffee mitgebracht haben.«
»Genau genommen Espresso. Das waren gerade ungefähr fünf Tassen.«
Sara runzelte die Stirn. »Haben Sie das immer bei sich?«
King stand auf und schüttelte den Kopf. »Ein kleiner Tankstopp, bevor wir losgeflogen sind. Dachte mir schon, dass Sie das vielleicht brauchen würden. Achten Sie aber darauf, viel Wasser zu trinken, sonst dehydrieren Sie.«
Sara bemerkte, dass sie allein waren. »Wo sind die anderen?«
»Warten auf uns.«
»Sollten sie nicht hier sein? Falls etwas passiert?«
»Ich wollte einen Moment mit Ihnen allein sein.«
Sara bekam ein flaues Gefühl. Was hatte er vor? »Warum?«
»Weil ich jetzt gar nicht nett sein werde, und ich wollte kein Publikum.« Er kauerte sich hin und sah sie an. »Hören Sie. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt dieser Mission. Wir sind alle nur Ihretwegen hier. Aber Sie müssen anfangen, auf Ihren eigenen Beinen zu stehen. Ihren Teil beitragen. Treiben Sie sich an, über das hinaus, was Sie bisher für Ihre Grenze halten. Egal ob Sie Schmerzen haben. Egal ob Sie verletzt sind. Sie können den Rest des Jahres, nein, zum Teufel, den Rest Ihres Lebens damit verbringen, Ihren Geist und Ihren Körper heilen zu lassen, aber hier steht derAuftrag an erster Stelle. Meine Mission ist Ihr Überleben, aber das heißt nicht, dass Sie eine schöne Zeit verbringen werden.«
Sara nickte. Sie hatte noch nicht über mögliche bleibende Schäden dieser Mission nachgedacht, abgesehen vom Tod. Bilder von verstümmelten Veteranen blitzten vor Ihrem geistigen Auge auf. Opfer von posttraumatischem Stress – Kriegsneurose. Nächtliche Panik. Würde sie auch so enden?
Sie musterte King und dachte: Warum ist er nicht so?
Dann plötzlich schrie sie.
»Da, im Baum!«
Als der schwarze Schatten sich auf ihn stürzte, tauchte King bereits weg, rollte sich ab und brachte sein M4 in Anschlag. Doch selbst seine geschärften Reflexe waren nicht schnell genug. Die schwarze Gestalt duckte sich hinter Sara und benutzte sie als Schutzschild gegen mögliche Kugeln aus Kings Waffe. Ein Messer wurde an Saras Kehle gehalten. Der Angreifer war gelassen. Erfahren.
»Runter mit der Waffe«, sagte die Gestalt mit weiblicher Stimme und leichtem Akzent.
King gehorchte.
Er bewegte sich nicht, stellte keine Fragen, drohte nicht. Er wartete.
Die Stille zog sich zwanzig Sekunden lang hin. Sara spürte, dass sich hier zwei Raubtiere gegenseitig einzuschätzen versuchten.
»Pawn zwei«, sagte King. »Lassen Sie sie los.«
»Sie wird Sie noch alle umbringen«, meinte Pawn zwei. »Wenn Sie sie nicht schützen können, hat sie hier draußen nichts verloren.«
»Wer sagt, dass wir sie nicht schützen können?« Das war Rook. Die Mündung seiner Desert Eagle Kaliber .50schwebte zwei Zentimeter entfernt von Pawn zweis Hinterkopf. Ein Schuss, und ihr Kopf würde einfach aufhören zu existieren.
King trat vor. »Pawn zwei. Wenn Sie Ihr Messer jetzt nicht wegstecken …«
Mit einer blitzschnellen Drehung verschwand das Messer von Saras Kehle und glitt in eine Scheide unter Pawn zweis Ärmel. Sara strampelte hastig davon und wandte sich zu ihrer Angreiferin um. Wäre sie von der Frau nicht beinahe getötet worden, hätte sie sie fast komisch gefunden. Sie war genauso in Schwarz gekleidet wie sie alle, aber dazu noch maskiert wie ein Ninja. Und sie wirkte alles andere als beeindruckend. Nur knapp über einen Meter fünfzig groß und spindeldürr. Wie eine übergroße Ameise, allein
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