Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
ihre glühenden grünen Augen passten eher zu einer gefährlichen Gottesanbeterin.
Während das Schachteam sie einkreiste und die Waffen auf sie gerichtet hielt, nahm Pawn zwei die Haube ab. Ihre mandelförmigen Augen zogen sich zusammen, wenn sie lächelte. »Betrachten Sie es als Anschauungsunterricht.«
»Sie hätten getötet werden können«, sagte King.
»Und sie wäre getötet worden«, sagte Pawn zwei mit einer Geste zu Sara hin. »Ohne ihre Warnung hätten Sie mein Messer an der Kehle gehabt.«
King hatte weder Zeit noch Energie für derartige Spielchen, aber es stimmte. Sara war ein Risikofaktor. Doch es gab keine Wahl. Sie war die Mission.
Die Frau fasste ihre schwarzen Spaghettihaare zu einem Pferdeschwanz zusammen und streckte Sara die Hand entgegen. »Die werden mich weiter Pawn zwei nennen, da bin ich sicher, aber Sie dürfen auch Somi sagen. Kurz für Sommalina Syha. Tut mir leid wegen Ihrem Hals.«
Sara ergriff die dargebotene Hand und ließ sichhochziehen. Die Frau war ihr ein Rätsel. Sie war nicht nur klein, exotisch und gefährlich (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge), sondern auch durchaus charmant. Sie griff hinter einen Baumstamm und förderte eine Franchi-SPAS-12-Schrotflinte zutage. Deren dualer Aufbau erlaubte sowohl Einzelschüsse als auch halbautomatisches Feuer mit bis zu vier Schüssen pro Sekunde.
Rook zog eine Augenbraue hoch. »Das ist alles, was Sie dabeihaben?«
»Geboren und aufgewachsen im Urwald. Mehr brauche ich nicht, G. I. Joe.«
»Sie dürfen mich Gung Ho nennen«, meinte Rook.
Somi lächelte und schlug den Weg in den Dschungel ein.
»Was soll die Eile?«, fragte Queen angespannt und misstrauisch.
Somi hielt inne und musterte sie einen nach dem anderen. »Ich bin Ihnen seit Ihrer Landung gefolgt. Eine der beiden kämpfenden Parteien hat dasselbe getan. Die anderen waren versprengte Rote Khmer, die ihr Revier verteidigt haben. Die sind zurückgeblieben.«
King spannte sich. Das waren schlechte Neuigkeiten. Warum sollte ihnen jemand folgen?
»Ach, du grüne Scheiße«, meinte Rook. »Von wie vielen Männern reden wir hier?«
Somi zuckte die Achseln.
»Sie wissen es nicht?«, fragte Rook.
»Es war dunkel.«
»Und woher wissen Sie dann, dass wir verfolgt werden?«
Somi legte Rook die Finger vor den Mund. Es sah eher aus wie ein Akt der Verführung als der Versuch, ihn zum Verstummen zu bringen, aber die Wirkung war die gleiche. Rook hielt den Atem an.
»Lauschen Sie dem Wind«, hauchte Somi.
Sie lauschten. Alle. Und kein Einziger nahm etwas wahr, abgesehen von Somis Anflug von Sarkasmus. Nur Sara spürte sie in der Stille des Dschungels, während das entfernte Rascheln von Schritten im Laub und die Gerüche der Männer in dem leisen Lufthauch sich in ihren Sinnen zu einem physischen Eindruck verdichteten. Sie konnte sie nicht hören, aber sie fühlte sie wie ein leichtes Kitzeln auf der Haut.
Seltsam, dachte sie. In der Stadt waren ihre Sinne so überlastet, dass sie die Welt häufig nicht vollständig verstand. Sie konzentrierte sich auf ihr Ziel und strebte ihm zu, während sie alles andere so gut wie möglich auszublenden versuchte. Aber in dieser natürlichen Umgebung schien sie sich dessen, was sie fühlte, besser bewusst zu sein. Ohne nachzudenken sagte sie: »Sie kommen aus Südosten.«
Sara blinzelte. Alle starrten sie an, als hätte sie zwei Köpfe. »Was denn?«
»Ich habe doch nur einen Witz gemacht«, meinte Somi.
»Aber …«
Somi hielt einen kleinen PDA in die Höhe. »Bewegungsmelder. Ich habe den gestrigen Tag damit verbracht, die Wildwechsel damit zu spicken.«
King kniff die Augen zusammen. Sara hatte ihn schon zweimal vor einer Gefahr gewarnt, bevor er sie kommen sah. In dem Schilfgrasfeld hatte sie ihm vielleicht sogar das Leben gerettet. »Hat sie recht?«, fragte er Somi.
Sie inspizierte mit geschürzten Lippen und verwirrt gerunzelter Stirn den PDA. »Exakt.«
Bishop löste sich von dem Baum, an den er sich während des Wortwechsels gelehnt hatte. »Wir machen uns besser auf den Weg.« Er wandte sich ab und folgte demPfad, der in die Höhe führte. Queen und Knight schlossen sich an.
»Kein Anschauungsunterricht mehr«, sagte King zu Somi.
Sie nickte. »Die nächste Lektion werde nicht ich Ihnen erteilen, und mit Unterricht wird sie auch nichts zu tun haben.«
Sie sagte das mit solcher Sicherheit, dass King sie verdächtigte, mehr zu wissen, als sie preisgab. »Pawn, bleiben Sie bei den anderen. Wir bilden die
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