Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)

und erwischten die wenigen, die Bishops mörderischem Trommelfeuer entgingen. Knight suchte nach Zielen unter den Männern, die sich zwischen den Bäumen hielten und das Schlachtfeld seitlich zu umgehen versuchten. Somi dagegen sparte ihre Munition. Die Schrotflinte eignete sich nur für eine kurze Distanz und den Nahkampf, zu dem es bald genug kommen würde.
    Mitten in diesem Pandämonium fühlte sich Sara plötzlich sicher. Sie sah mit eigenen Augen, dass das Schachteam unübertroffen war. Es war seiner Aufgabe mehr als gewachsen.
    Plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen, ein Druck schnürte ihr die Brust zusammen, und alles rückte in weite Ferne. Brugada!, dachte Sara, bevor sie die Besinnung verlor.
    Aber es war nicht Brugada.
    Die Freiwilligen des Todes der Vietnamesischen Volksbefreiungsarmee VPLA besaßen die wohl vollständigste Karte von Vietcong-Tunneln, die das ganze Land von Nord- bis Südvietnam durchzogen, dazu Teile von Laos und Kambodscha. Schließlich war das ihr Hinterhof. Und sie trainierten den Dschungel- und Tunnelkrieg wie keine andere Spezialeinheit der Welt. Wüstenkrieg, Grabenkrieg und sogar Straßenkampf kamen für sie kaum infrage. Vietnam würde nicht in ein anderes Land einfallen oder sich an einem NATO-Einsatz beteiligen. Wenn sie einen Krieg führen mussten, dann einen Verteidigungskrieg auf ihrem ureigensten Terrain – im Dschungel. Und heute waren sie besser darauf vorbereitet als während des Vietnamkriegs, als sie sich gegen eine Supermacht zur Wehr setzen mussten. Die Supermacht.
    Trung war entschlossen, dafür zu sorgen, dass sie auch ein zweites Mal die Macht haben würden, sie in die Knie zu zwingen. Mit dem Schlüssel zu Brugada in der Hand würde der Status Vietnams in der Weltordnung sich ändern. Die wenigen Nationen, die mit einem Knopfdruck über das Schicksal der Erde entscheiden konnten, besaßen die Macht – und sie wurden respektiert. Vietnam würde bald dazugehören. Alles hing vom Erfolg ihrer gegenwärtigen Aufgabe ab.
    Zwar war es ihnen nicht gelungen, das US-Team bei seiner Landung per Fallschirm abzufangen, doch es hatte von Anfang an Alternativpläne gegeben, so wie den, den sie gerade durchführten. Sie hatten jede Bewegung der Amerikaner verfolgt. Es war ihnen klar gewesen, dass das US-Team das Dorf vor ihnen erreichen würde. Sie hatten vorausgesehen, dass die massive Streitmacht regulärer Truppen die Amerikaner höher in die Berge zwingen würde. Und dank ihrer guten Karten wussten sie, dass esauf diesem Berghang nur drei Stellen gab, wo man sich verschanzen konnte. Dort standen Bruchstücke einer uralten Mauer, die aus Zeiten lange vor dem modernen Vietnam stammte. Niemand wusste, wer sie gebaut hatte. Niemand scherte sich darum. Aber sie standen an Punkten, die für die Vietcong strategisch ebenso wichtig gewesen waren wie für die einstigen Erbauer. Daher gab es hier Luken, gut verborgen unter der Humusschicht des Bodens, die zu einem Netzwerk von alten Tunneln führten – Tunneln, durch die man sich von der Mauer zurückziehen oder sie von sicherem Gelände her erreichen konnte.
    An jedem hatte Trung ein Vier-Mann-Team postiert, zwei im Tunnel und zwei an seinem Ausgang. Sie waren den Amerikanern zuvorgekommen und lagen auf der Lauer. Während das Gefecht tobte und ein Aussichtsposten auf der Bergspitze sie über die genaue Position der Frau auf dem Laufenden hielt, mussten sie lediglich auf den richtigen Moment zum Zuschlagen warten.
    Dank eines Informanten hatten sie die genaue Stelle gekannt, wo das US-Team landen würde. Klugerweise hatten die Amerikaner als Landezone Laos gewählt statt Vietnam, so dass Trung nur eine begrenzte Streitmacht mobilisieren konnte, ohne einen Krieg zwischen den beiden Ländern zu riskieren. Allerdings hatten sie nicht mit dem Auftauchen der Neo-Khmer-Rouge in der vergangenen Nacht gerechnet, was es den Amerikanern ermöglicht hatte, ihnen zu entschlüpfen.
    Letzten Endes war das nicht entscheidend. Die Neos waren eliminiert worden, und die Mission konnte weitergehen.
    Späher in der Umgebung von Anh Dung hatten sie die große Frau als das primäre Ziel identifiziert. Sie war die Expertin der Amerikaner. Ihre Wissenschaftlerin. IhreHoffnung auf ein Heilmittel gegen die Brugada-Krankheit, die ihnen der Generalmajor auf den Hals geschickt hatte. Die anderen waren Soldaten.
    Der überraschende Granateneinsatz der Amerikaner hätte den Tunnel beinahe zum Einsturz gebracht, doch seine uralten Steinwände hielten auch