Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
hinwegflog.
Durch die plötzliche Gewichtsverlagerung gab das Schilfdach unter ihm nach. Er fiel hindurch und plumpste auf den Hüttenboden.
Rook rannte mit seinem FN-SCAR-L-Sturmgewehr im Anschlag zu ihm hin. Er kauerte sich neben einen der Stelzpfähle der Hütte und behielt die Umgebung im Auge. »Knight?«, flüsterte er.
Knight grunzte und glitt zum Eingang der Hütte. »Hier.« Seine geprellten Rippen schmerzten, aber er beklagte sich nicht. Er schob sich die schräge Rampe der Hütte hinunter und ging in Position, nahm das Feld ins Visier, wo der Festschmaus weiterging. »Gefällt ihnen anscheinend nicht, wenn man ihnen beim Essen zuguckt.«
»Was sind das für Dinger?«
Knight zuckte die Achseln. »Keinen Schimmer.«
King sah schweigend zu, wie das Gras hin und her wogte und die Geräuschorgie aus reißenden Sehnen und knackenden Knochen sich fortsetzte. »Bishop, wenn ich bitten darf?«
Bishop näherte sich wortlos, den Finger am Abzug des umgebauten Maschinengewehrs, das bei dieser Mission schon mehr als zwanzig Menschenleben gefordert hatte. King rappelte sich von Sara hoch und nahm das Feld ins Visier. Er entsicherte den Granatwerfer seines M4 und wartete, bis Bishop ihn erreicht hatte. »Pawn, unten bleiben.«
Sara hatte nicht die geringste Absicht, sich zu rühren. Sie hatte gehört, was den Männern im Gras zugestoßen war, und ihre Theorie von einem Superraubtier klang zunehmend plausibler. Sie hatte den verstümmelten Kopf des Mannes gesehen und den abgerissenen Arm, den man nach Knight geworfen hatte. Am liebsten hätte sie sich an Kings Rücken festgekrallt wie ein Pavianäffchen.
Bishop erreichte sie und baute sich neben King auf. »Auf mein Zeichen lässt du die Hölle los«, sagte King.
Bishop nickte.
Kings Finger krümmte sich um den Abzug, nur Nanosekunden davon entfernt, ihn durchzuziehen und die Biester im Gras zu vernichten. Dann spürte er ein Zupfen an seinem Hosenbein.
Sara.
King wusste, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. Sie hatte ein Talent dafür, mit schlechten Neuigkeiten zu kommen. Er sah nach unten. Ihre Blicke trafen sich. Und dann signalisierte sie zweimal mit einer schnellen Augenbewegung … hinter ihnen.
King wirbelte herum und zuckte zusammen. Aber er hatte nicht mehr die Zeit zu feuern, einen Warnruf auszustoßen oder sich auch nur zu bewegen, denn irgendwo erschütterte eine gewaltige Explosion die Erde. Im selben Moment war das Ding verschwunden. King fuhr wieder zur anderen Seite des Feldes herum und sah in der Ferne eine Rauchwolke aufsteigen.
Stille legte sich über das hohe Gras. Bishop senkte die Waffe. »Sie sind weg.«
»Was zum Teufel war das?«, fragte Rook mit Blick auf die aufsteigende Rauchwolke.
»Unser äußerer Verteidigungsring wurde soeben durchbrochen.« Queen grinste schief. »Vielleicht habe ich ein bisschen viel Sprengstoff erwischt.«
King zog Sara auf die Füße, und das Team sammelte sich im Zentrum des Dorfs. King wandte sich an Somi. »Wie viele?«
Sie blickte auf ihren PDA und drückte ein paar Knöpfe. Auf dem Display zeigte ein Zähler, wie oft die Bewegungsmelder ausgelöst worden waren. »Dreißig … und es werden ständig mehr. Schnell.«
»Wir haben, was wir brauchen«, meinte Rook. »Richtig? Wir können uns verziehen.«
Sie sahen Sara an. »Mehr konnten wir nicht erreichen, obwohl ich nicht sicher bin, ob es genug ist.«
»Wollen wir es hoffen«, meinte King. »Wir müssen einen großen Bogen schlagen, zurück zum Abholpunkt nach Laos.«
»Welche Richtung, Boss?«, fragte Rook.
King betrachtete das annamitische Gebirge, das über dem Dorf aufragte. Das Terrain war steil und unwegsam, aber das machte es auch den Verfolgern schwer. »Nach oben. Und zwar schleunigst.«
Das Team machte sich im Eiltempo auf den Weg.
King versuchte, seine Besorgnis zu verdrängen. Sie wurden von rücksichtslosen, bestens ausgebildeten Freiwilligen des Todes und zusätzlich von einer Abteilung der regulären vietnamesischen Armee verfolgt, der VPA. Aber beide machten ihm keine Angst. Er war darauf trainiert, es mit einer Übermacht aufzunehmen, und hatte es schon oft genug mit Erfolg getan. Doch er war daran gewöhnt, gegen Menschen zu kämpfen. Was immer diese Späher getötet hatte, waren keine Menschen gewesen. Sondern etwas anderes. Etwas Schlimmeres. Er hatte es in dem Moment gewusst, als er sich umdrehte und ihn aus dem hohen Gras heraus diese Augen anstarrten.
Diese rot geränderten, gelben Augen.
EVOLUTION
14
King
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