Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
wichtiger. Er zog die Wundränder auseinander und ignorierte das Blut, das über seine Hände strömte und sich unter den Fingernägeln sammelte.
Somi schluchzte einen Moment lang auf und versuchte, etwas zu sagen, bekam aber keine Luft. Sie stand am Rande einer Ohnmacht.
Mit dem Zeigefinger stopfte Queen den flexiblen Beutel in die Wunde.
Somi stöhnte und sträubte sich, aber nur kurz. Das Morphium begann zu wirken. »Gib mir das Messer«, krächzte sie.
Rook gab es ihr. Sie betrachtete die blutbefleckte Klinge, dann schob sie es unter den Gürtel. »Ist jetzt meins.«
Nachdem die Wunde mit QuikClot verschlossen war, half Rook Somi, sich aufzusetzen, während Queen ihr einen Druckverband um Brust und Schulter anlegte. Somilehnte sich in Rooks Armen zurück und spürte, wie ihr unter der Kombination aus Morphium und Blutverlust langsam das Bewusstsein zu schwinden drohte. Sie streckte die Hand nach King aus.
Er beugte sich zu ihr. »Sie kommen wieder in …«
Sie packte seinen Arm. »K-kein … kein Anschauungsunterricht.«
Sie ließ los, kapitulierte vor der Droge und den Schmerzen. Besinnungslos erschlaffte sie in Rooks Armen.
King wirbelte herum und wäre dabei fast hingefallen. Er blickte sich gehetzt um.
Nichts. Sara war verschwunden, direkt unter ihrer Nase. »Keiner rührt sich!«
King untersuchte jeden Abdruck im Boden, jedes Blatt, das nicht mehr an seinem Platz lag, jede noch so kleine Spur. Er entdeckte die platt gedrückte Stelle, wo Sara gelegen hatte. Die Blätter dahinter waren auf einer Fläche von einem Quadratmeter durcheinandergeraten. King donnerte den Kolben seines M4 auf den Boden. Der dumpfe Klang zeigte, dass sich darunter ein Hohlraum verbarg.
Rook stand bereits an seiner Seite und richtete sein Sturmgewehr nach unten. Er nickte King zu, der die verborgene Klappe freilegte, bis sie sich öffnen ließ. Rook schwenkte den Lauf hin und her, aber es gab kein Ziel, nur einen dunklen Tunnel, der hinab ins Herz des Berges führte.
»Knight, steig so hoch wie möglich hinauf«, sagte King. »Wenn wir beobachtet werden, will ich wissen, von wem. Leg alles um, was lebt und atmet und nicht zu uns gehört.«
Knight nickte und schoss davon.
King setzte den Rucksack ab und ließ ihn fallen. »Queen, du kommst mit mir.«
Queen verknotete die Mullbinde. »Sorg dafür, dass sie sich nicht zu viel bewegt«, sagte sie zu Rook.
Rook stand auf. »Sehe ich vielleicht aus wie eine Krankenschwester? Ich komme mit.«
Bishop feuerte zehn Sekunden lang bergabwärts. »Rook.«
Rook richtete sein FN SCAR über die Mauer und schoss eine Granate ab. Sekunden später explodierte sie, gefolgt von Schmerzensschreien. Er wandte sich zu King und wartete auf Antwort.
King wusste, dass Rook mitkommen wollte, weil sich zwischen ihm und Sara eine Zuneigung entwickelt hatte. Man trug nicht für jemanden kilometerweit einen fünfzehn Kilo schweren Rucksack, ohne dass irgendeine Art von Verbindung bestand. Aber jetzt war weder die Zeit für Debatten noch für Nettigkeiten. »Sorry, Rook. Du bist zu groß und zu langsam.«
Bishop feuerte eine weitere Salve den Hang hinab. »Rook …«
»Außerdem«, King schlug ihm auf die Schulter. »Klingt so, als müsstest du nicht bloß Händchen halten.«
King sprang in den Tunnel und verschwand rasch in der Dunkelheit. Queen folgte ihm und zog die Luke hinter sich zu.
Rook blickte auf die ohnmächtige Somi hinab. Ihre Schrotflinte lag dicht neben ihr.
»Rook!« Die Dringlichkeit in Bishops Stimme war nicht zu überhören. Dass Bishop überhaupt mal etwas sagte, war schon ungewöhnlich. Dass er besorgt klang, war noch nie da gewesen. Rook warf einen Blick über die Mauer. Seine Augen wurden groß.
»Heilige Scheiße!«
16
Aufgewirbelter Staub glühte grün in den Nachtsichtgeräten, behinderte die Sicht und drückte auf die Lungen. Doch King und Queen kämpften sich ohne Pause oder Klage vorwärts durch den trockenen Nebel. Ein Mitglied ihres Teams war vom Feind entführt worden – das einzige Mitglied, das die Mission unbedingt überleben musste. Und zu allem Überfluss hatte es auch noch die Blutprobe aus Anh Dung bei sich. Die Blutprobe, die die Antwort auf die Frage enthalten konnte, die bald die ganze Welt bewegen würde: Gab es ein Heilmittel für Brugada?
Der Tunnel war einen Meter zwanzig hoch und ebenso breit; das reichte, um sich vorwärtszubewegen, aber nicht, um sich aufzurichten oder auch nur geduckt zu rennen. King hatte es anfangs probiert und war
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