Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
inspizierte die beiden anderen Toten. »Die hier auch.«
Somi fuhr mit ihrer Untersuchung fort und sah sich die Hände der Kreatur an. Die Armmuskulatur war ausgesprochen gut ausgebildet. Die Hände trugen harte, scharfe Fingernägel. Nicht direkt Klauen, aber zweifellos tödlich. Somi stand auf, um die Knochen zu inspizieren, aus denen das nächste, hüttenähnliche Bauwerk bestand. Die Knochen waren offenbar länger und dünner als die der toten Weibchen. Wenn es sich um dieselbe Spezies handelte, hatte sie sich seit dem Bau der Katakomben sehr verändert. Evolution in einem solchen Ausmaß erforderte Zeit, selbst unter extremen Bedingungen, was bedeutete, dass dieser Ort alt war … uralt… möglicherweise älter als dermoderne Mensch. Und was wären dann diese Dinger? Unsere Vorfahren?
Rooks Stimme unterbrach Somis Betrachtungen. »Ich glaube, wir müssen die zwei Minuten abkürzen. Ich weiß jetzt, warum sie uns hier allein gelassen haben.« Rook blickte durch den niedrigen Eingang des Baus neben dem, vor dem Knight saß. Somi und Bishop traten zu ihm.
Innen wirkte das Bauwerk aus Knochen wie eine einfache Hütte. Eine Feuergrube war im Steinboden ausgehöhlt worden. Dem Knochendach fehlte die grünliche Färbung, da es mit einer dicken schwarzen Rußschicht bedeckt war. An einer Seitenwand lag ein länglicher Haufen aus Blättern und Pflanzenresten – eine Art Bett. Gegenüber erkannte man abgenagte Knochen, an denen noch faulige Fleischreste hingen. Grüne Uniformteile lagen überall verstreut. Die Reste einer Mahlzeit aus vietnamesischen Soldaten.
»Sie wohnen hier«, sagte Bishop.
»Höchste Zeit abzuhauen«, meinte Rook.
»Ich bleibe hier«, sagte Knight. »Jedenfalls fürs Erste.«
»Red keinen Scheiß.«
»Ich versuche nicht, den Märtyrer zu spielen«, erwiderte Knight. »Aber ich brauche eine Pause, sonst komme ich nicht mehr weit. Ihr kennt mich. Ihr wisst, dass ich hier alleine schneller rausschleichen kann als mit euch zusammen. Womit ich euch nicht zu nahe treten will.«
Rook wollte Einwände erheben, ließ es dann aber sein. Er und Bishop waren groß, nicht besonders agil und nicht gerade leise. Sie würden Aufmerksamkeit erregen. Sich von ihnen zu trennen mochte für Knight tatsächlich sicherer sein.
»Außerdem wirkt die Hütte hier unbewohnt.« Knight schob sich rückwärts in das Gebäude.
Rook sah Somi an. »Wollen Sie auch bleiben?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bleibe bei den großen Männern mit den 50er-Kalibem.« Sie grinste Knight an. »Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen.«
»Möchtest du eines der Babys hierbehalten?«, fragte Rook und bot Knight sein Schießeisen an.
»Nein«, antwortete Knight. »Du wirst es brauchen.«
»Na gut, wir sehen uns draußen.« Rook seufzte, dann griff er behände nach Somi und warf sich ihre schlanke Gestalt über die Schulter. Die Desert Eagle in der anderen Hand haltend, marschierte er auf das hintere Ende der Katakomben zu. Bishop nickte Knight zu und schloss sich ihm an.
Knight glitt in das knöcherne Bauwerk hinein, kroch zum Bett und legte sich auf den Rücken. Noch bevor Rook und Bishop außer Hörweite waren, schlief er tief und fest auf seiner Ruhestätte aus Schenkelknochen.
Rook, Bishop und Somi passierten eine Reihe ganz unterschiedlicher Bauwerke, die aber alle aus Knochen bestanden. Dies war tatsächlich eine Totenstadt. Man konnte architektonische Unterschiede zwischen den Gebäuden aus verschiedenen Bauphasen erkennen, aber alle leuchteten grün von Mikroorganismen. Glücklicherweise stießen sie nirgends auf die viel tödlicheren Lebensformen, die in der Höhle ihr Zuhause gefunden hatten.
Nach fünf Minuten erreichten sie das andere Ende. Ein Tunnel in voller Stehhöhe erwartete sie. Rook lächelte. Sie mussten nicht länger wie Laborratten in einem Labyrinth herumkriechen. Dann sah er die Augen. Zwei Paare. Sie starrten ihm aus dem finsteren Loch entgegen.
Somi und Bishop erblickten sie ebenfalls.
»Setzen Sie mich ab«, sagte Somi.
Rook gehorchte. So konnte er besser zielen. Er hob die Waffe.
Somi stellte sich vor ihn. »Warten Sie.« Sie hob die Hände, die leeren Handflächen nach oben gerichtet. Dann rief sie etwas in einer Sprache, die Rook erkannte, aber nicht verstand.
»Was haben Sie gesagt?«, flüsterte er.
»Frieden, auf Chinesisch.«
Die Augen blinzelten nicht.
Rook schob sich langsam vor, die Desert Eagle in der Hand. »Taschenlampe«, sagte er und streckte Somi die Hand hin. Sie reichte
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