Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
ihm die kleine Leuchte. Er schaltete sie ein und richtete sie auf die Augen. Ein grässliches, von Haaren bedecktes Gesicht tauchte aus der Dunkelheit auf. Aber es war grau und gehörte zu einer Statue. Vielleicht identisch mit der zerfallenden Statue, die sie am anderen Ende der Grotte entdeckt hatten.
Rook richtete die Taschenlampe auf das andere Augenpaar. Doch bevor der Strahl es fand, verschwand es. Rook feuerte augenblicklich. Die Augen waren nicht verschwunden. Sie hatten geblinzelt. Die dazugehörige Kreatur stürzte sich in die grün schimmernde Grotte und trampelte brüllend auf sie zu. Für ihre Größe von lediglich anderthalb Metern bot sie einen furchterregenden Anblick. Das orangefarbene Fell, im grünen Licht ein stumpfes Braun, stand ab wie die Stacheln eines Igels. Die Haare wippten wild auf und ab, ließen die Konturen verschwimmen und boten ein schlechtes Ziel. Gefletschte Zähne glühten hellgrün. Brüste hüpften unter dem Körperfell. Noch ein Weibchen.
Das Geschlecht der Kreatur interessierte Rook nicht. Er drückte den Abzug und feuerte einen einzelnen Schuss ab, im sicheren Glauben an einen Treffer. Doch das Biest machte einen Satz, und die Kugel fuhr harmlos durch die langen Haare. Rook schoss ein zweites Mal, traf wieder nicht, und dann war die Kreatur in Reichweite.
Drei Schüsse bellten. Das Biest fiel und kam vor Rooks Füßen schlitternd zum Stillstand.
Rook sah Bishop an. »Lass dir ruhig Zeit.«
Bishop zuckte die Achseln. »Ich dachte, du hättest es erwischt.«
»Ja«, sagte Rook, irritiert darüber, dass er die Kreatur zweimal verfehlt hatte. »Dachte ich auch.«
Ein zischendes Geräusch erfüllte plötzlich die Grotte. Sie erkannten den Laut wieder. Rutschbahnen. Jede Menge davon. Die Kreaturen kamen über abschüssige Tunnel in die Katakomben gesaust, und zwar aus allen Richtungen.
Sie waren umzingelt.
30
Der Regen kehrte zurück, während Sturmwolken sich vor den Mond schoben und den ohnehin dunklen Dschungelboden in schwärzeste Finsternis tauchten. Es schüttete wie aus Kübeln, und in zehn Minuten prasselte mehr Regen herunter als in Los Angeles in einem ganzen Jahr. Das Regenwasser sammelte sich in den größten Blättern am höchsten Punkt, lief über und vereinigte sich zu Strömen, die bis zum Boden zu regelrechten Wasserfällen anschwollen. Das Rauschen und Plätschern des Wassers übertönte jedes Geräusch, das Queen vielleicht machte, während sie zum VPLA-Lager zurückschlich.
Aber die scharfen Stimmen der Freiwilligen des Todes, die sie verfolgten, waren selbst in diesem Getöse nicht zu überhören. Und der Schein ihrer Taschenlampen nicht zu übersehen.
Leichte Ziele.
In der Verwirrung der Mörserattacke und in ihrer Hast, die entkommenen Gefangenen zu verfolgen, schienen die Soldaten alles über nächtliche Kampftaktik vergessen zu haben. Sei leise. Halt dich im Dunkeln. Schlag erbarmungslos zu. Queen dagegen rezitierte das wie ein Mantra im Kopf, während sie einen Baum erkletterte und sich auf einen Ast hinausschob.
Eine Kaskade aus Wasser ergoss sich direkt über ihren Kopf, zerstob und umhüllte ihren Körper mit einemSprühregen. Selbst wenn einer der VPLA-Soldaten daran denken sollte, seine Taschenlampe nach oben zu richten, würde das Wasser sie verbergen. Der kühle Regen brannte auf der blasigen Haut ihrer Stirn, während kleine Rinnsale dem Kurs folgten, den das Brandeisen in das angeschwollene, entzündete Fleisch gezeichnet hatte. Sie spürte, wie das Symbol mit dem Stern und dem Totenkopf im Rhythmus ihres schnellen Herzschlags pochte – als stete Erinnerung daran, was man ihr angetan hatte. Vergessen war nicht möglich. Nie mehr. Sie würde das Foltermal jedes Mal sehen, wenn sie in den Spiegel blickte. Sie würde kein Getue darum machen. Sie würde ihrer zerstörten Schönheit nicht nachweinen. Sie würde es sich zunutze machen. Eins damit werden. Keine Freiwillige des Todes, sondern eine Inkarnation des Todes. Sie sog den Schmerz in sich auf, den das kühle Wasser in dem verbrannten Fleisch auflodern ließ.
Er schürte das Feuer in ihr.
Die Männer folgten Kings und Pawns Spuren. Aber auf dem nassen Boden war ihr Tritt unsicher. Queen zählte die Taschenlampen. Vier. Sie tastete nach den Waffen, die sie aus dem Zelt mitgebracht hatte.
Eispickel. Haken. Brandeisen.
Sie ließ Eispickel und Haken auf den Dschungelboden fallen. Das Werkzeug ihrer Folter war die Waffe ihrer Wahl. Die hinabgeworfenen Gegenstände dienten einem
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