Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
liefen, explodierten überall Granaten. Laute Stimmen ertönten, unmenschliches Gebrüll und sehr menschliche Schmerzensschreie. Heftiges Gewehrfeuer knatterte – eine richtiggehende Schlacht zwischen den Freiwilligen des Todes und jemand anderem war entbrannt. Waren es die Neo-Khmer? Einen Moment lang meinte King, eine englische Stimme zu erkennen. Er lauschte, aber die Nacht wurde zu einem Inferno der Gewalt. Eine einzelne Stimme aus dem Chaos herauszuhören war unmöglich.
Feuer loderten auf, als einige der Zelte von Mörsergranaten getroffen wurden. Der Schein der Flammen drang ein Stück weit in den Dschungel ein. King sah Sara direkt vor sich über eine gewaltige Baumwurzel stolpern. Queen war nirgendwo in Sicht.
Doch er wusste, dass sie da war. Nur lief sie nicht davon.
»Du kommst nach?«, fragte er die Dunkelheit.
»Ja«, ertönte Queens Stimme. »Wenn ich hier fertig bin.«
29
Im Labyrinth der Tunnel die Orientierung zu behalten wurde zunehmend unmöglich, während Rook vorausstürmte, nicht länger auf der Suche nach einem Ausgang. Sie mussten vor allem die Verfolger abschütteln, die hinter ihnen her waren. Die Kugelschreibertaschenlampe zwischen seinen Zähnen leuchtete den knapp einen Meter hohen wie breiten Tunnel nur unzulänglich aus. Daher lief er oft gegen eine Wand, wo er eine Öffnung vermutet hatte, oder streifte einen Geröllhaufen, den er nicht bemerkt hatte, bis er mit einem Geräusch wie klappernde Knochen in sich zusammenfiel.
Knight und Somi schafften es, sich trotz ihrer Verletzungen dicht hinter ihm zu halten. Die Angst vor Monstern in der Dunkelheit konnte selbst ernsthaft Verwundete so beflügeln, dass sie ihre Schmerzen vergaßen.
Bishop bildete die Nachhut und stürmte wie ein Bulle auf Händen und Knien dahin, so dass er den Vorsprung der anderen nach und nach aufholte. Für einen so großen Mann bewegte er sich erstaunlich gewandt durch den engen Tunnel, aber die Rufe und das Geknurre der sie verfolgenden Kreaturen wurden lauter und lauter. Er war viel zu langsam. Als er aufblickte, sah er Rooks Licht scharf nach links abbiegen.
Gleich darauf ertönte seine Stimme. »Links!« Er gab immer die Richtung an, falls Bishop seine Minitaschenlampeaus den Augen verlieren sollte, die einzige Lichtquelle im Tunnel.
Knights Silhouette verschwand in einem Seitentunnel, dicht gefolgt von Somi. Bishop wollte ihnen nach, doch etwas packte sein Bein. Er blickte sich um und sah schemenhaft eine bestialische Fratze, die sich in seinem Stiefel verbissen hatte. Der Druck der Kiefer war immens. Ohne die stählerne Schutzkappe wäre sein Fuß zermalmt worden.
Gelbe Augen funkelten ihn an, und ein tiefes Knurren drang aus der Kehle der Kreatur. Bishop stieß mit dem gefangenen Bein nach ihr und schmetterte ihren Kopf gegen die Tunnelwand. Mit seiner ganzen, gewaltigen Muskelkraft wiederholte er das noch zweimal, ohne dass das Biest lockerließ. Hinter der um sich schlagenden Kreatur sah er mehrere Augenpaare aufblitzen, die ungeduldig darauf warteten, sich auch ins Getümmel zu stürzen. Mit einem letzten, verzweifelten Aufstöhnen stieß Bishop dem Biest seinen freien Fuß mit voller Wucht ins Gesicht.
Er kam los, und die Augen der Kreatur schlossen sich. Sie plumpste bewusstlos auf den Höhlenboden. Noch während Bishop sich abwandte, um davonzukrabbeln, sah er die Augen des nächsten Biestes aufleuchten. Es zwängte sich an dem leblosen Körper vorbei.
Bishop stürzte sich in den Tunnel, in dem Rook verschwunden war. Aber er hing jetzt so weit zurück, dass er das Licht kaum noch sehen konnte. Rook schrie etwas, möglicherweise eine neue Richtungsangabe, aber Bishop war zu weit entfernt, um ihn zu verstehen, und der Tumult hinter ihm wurde immer lauter.
So schnell er konnte kroch er geradeaus weiter und betete, dass der Tunnel keine Sackgasse war. Stattdessen verlor er plötzlich den Boden unter den Füßen und stieß einen Schrei aus, als er nach vorne wegkippte. Einen Augenblicklang konnte er Rooks Taschenlampe aufblitzen sehen, doch gleich darauf war sie wieder verschwunden. Die Schwerkraft griff nach Bishop, und er schlitterte eine steile Rampe hinab. Seine Hände schleiften über einen glatten Tunnelboden, der wie eine Rutschbahn geformt war. Er wurde immer schneller, hob die Stiefel vom Boden und streckte die Arme gerade über dem Kopf aus. Er wollte eine so große Distanz wie möglich zwischen sich und die Dinger legen, die hinter ihnen waren.
Dann spuckte der Tunnel ihn aus.
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