Operation Glueckskeks
Lands’-End-Parka lässig über den Kaffeebecherhalter geworfen, während der Golden Retriever auf einem der zehn Sitze des Mega-Wagens lächelt! Daddys Girl hat jetzt eine richtig fette Karre. Einen SUV - Abkürzung für Sport Utility Vehicle, den Geländewagen für die Stadt.
Wenn Sie gerade hängen geblieben sind, geht’s Ihnen wie mir. Geländewagen für die Stadt? Ist das so was wie Gummistiefel für die Oper? Wer einen Geländewagen für die Stadt braucht, wünscht sich auch eine Fallschirmausrüstung für den Sprung vom Ein-Meter-Brett, oder? SUV-Fahrer glauben, sie schaukelten durch die Hamptons, wenn sie durch Hannover fahren, sie hoffen, dass auf dem Weg ins Büro eine Lawine abgeht, ein Blizzard losbricht, ein reißender Fluss auf dem Supermarktparkplatz auftaucht. SUV-Fahrerinnen haben im Auto immer große, schwarze Stabtaschenlampen, falls auf
dem Weg ins Ferienhaus auf Cape Cod Nebel aufkommt, you never know.
Okay, Sie merken es. Hier trieft der gute alte Spaßverderber-Sozialneid aus jeder Zeile. Denn alle wie ich, die keinen SUV fahren, müssen aufschauen - zu den Frauen auf Truckerhöhe. Der SUV ist ein Frauenauto, auch wenn er wie eine von Ledermachos entworfene Kreuzung aus Panzer und geblähtem Kinderspielzeug aussieht, das Testosteron aus der Wischanlage schießen kann. Fast jeder zweite SUV wird von einer Frau gefahren, Tendenz steigend. In den USA gibt es Designerteams, die nur aus Frauen bestehen - für den weiblichen SUV-Markt. Die Wahrheit ist: Männer macht das neidisch.
Dass Frauen besser Auto fahren als Männer, wussten wir. Jetzt haben sie auch noch die fettere Karre.
Mit Autos auf dicke Hose machen war lange eine Männerdomäne. Jetzt sitzen Frauen am Steuer von zwei Tonnen Stahl, die eine Pferdeherde überrollen können, ohne dass die CD im Player springt. Ein Schlenker, und es gibt keinen Unfall, sondern ein Massenbegräbnis. Kein Wunder, wenn ein Auto zweieinhalb Meter hoch, sieben Meter lang ist und einen Wendekreis hat wie der Space Shuttle. Jeder Mann hat als Kind davon geträumt, ein Feuerwehrauto zu fahren, einen Kran zu steuern, mit 10 000 PS unterm Po, an den Hebeln der
Macht. Noch heute stehen wir vor Baustellen und starren auf die Burschen, die kein Button-down-Hemd haben, aber einen Baggerführerschein.
Diesen Traum haben die Frauen jetzt gekapert. Sie schauen vom Fahrersitz bis zum Horizont, während alle anderen das Kleingedruckte auf dem Nummernschild des Autos vor sich lesen müssen. Der Blick von einem normalen Wagen hoch zu einer SUV-Fahrerin zeigt kein Gesicht im Profil, man starrt zu einem Reiterstandbild hinauf. Das ist auf eine erniedrigende Sadomaso-Art ganz sexy, aber ansonsten niederschmetternd. Dass Frauen besser und sicherer Auto fahren als Männer, wussten wir. Jetzt haben sie auch noch die fettere Karre.
Was tun? Trost spendet das Land, das sich die klobigen Kisten ausgedacht hat: Amerika. Hier geht der SUV-Trend in die nächste Runde - und guess what? Die neue Generation von SUVs ist noch größer. Die Rede ist von Geländewagen, die ein ganzes Ölfeld leer trinken. Wie aber verkauft man die normalen SUV-Modelle, die ja immer noch in den Showrooms der Autohändler stehen? Oder die deutschen Mini-Geländewagen, die jetzt kommen? Das Zauberwort der Autoverkäufer heißt garageability - Garagen-Tauglichkeit. Soll heißen: Der Wagen passt noch in Ihren Carport. Für die amerikanischen XXL-Versionen brauchen Sie nämlich einen Hangar.
Wenn ich das nächste Mal im Schatten eines SUV an der Ampel stehe und der Neid mein Karma annagt, werde ich an unsere deutschen Garagen denken, werde garageability,
garageability als schützendes Mantra aufsagen und dann ein Ätschi-Bätschi. Übrigens, ein super Name für einen Kleinwagen. Der neue Ford Ätschi-Bätschi. Parkt dort, wo andere nicht mal mit dem Außenspiegel reinpassen.
Illu. 9
Jungs United: Wenn sich Männer Kindernamen ausdenken
» H allo, ich heiße York (Pause, Pause, Pause) - Jörg? - Nein Yooork, wie die Stadt New Yooork, nur ohne New. - Hä? - Wie NEW YOOOrk, wie 11. September, wie World Trade Center, wie Al Quaida, wie Dschihad-Piloten-Alarm. - Was? - »Y«, dann »O«, dann »R«, dann »K«. - Was soll das denn für ein Name sein… - Das Leben ist eben eine aufregende Sache und bunt wie eine Bonboniere. - Und wie spricht man das aus? - York! Wie New … ach, wissen Sie was? Schreiben Sie irgendwas. Schreiben Sie Rolf, oder Ingo.«
Diesen Dialog, bei dem mein Gegenüber ein bisschen
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