Operation Glueckskeks
wann es ihr gefällt. (Hören Sie mich »I Am What I Am« summen?) Natürlich gibt es auch die bitteren Fälle: die Färbeorgien, die in Hamburg und Umland gern vom Typ »Sylter Spätlese« getragen werden. Goldschmuck-Ladys um die 50, die wie Jil Sander aussehen wollten, denen der Frisör aber eine Verwandtschaft mit dem Fußballer Andi Brehme auf den Kopf gefärbt hat. Haare in Gelb. Aber so seltsam es klingt, sogar das ringt einem Respekt ab. Welcher Mann würde so viel Aufwand treiben, um gut auszusehen? Wer würde so viel Risiko eingehen, um schön zu sein? Wer würde so viel leiden?
Es ist zum Niederknien, es ist herzzerreißend. Und es ist alles in Farbe.
Madame Hightech: Frauen und Technik
E s gibt einen neuen Frauentypus auf den Straßen meiner Stadt, nach dem ich mir gerade den Kopf bis zur Nackensteife verdrehe: die Hightech-Frau. Die Hightech-Frau hat ein Mobiltelefon - und doch viel mehr als das. Sie besitzt ein Gerät, das aussieht, als stamme es aus dem Waffenarsenal von Catwoman. Oder aus dem Badezimmerschrank von Darth Vader. Der das Superhandy in stillen Momenten aktiviert, um sich damit die Beine zu epilieren und verträumt ins Weltall zu blicken.
Die Hightech-Frau besitzt außerdem einen Laptop so dünn wie Knäckebrot. Er ist silber, weiß oder schwarz, auf die Farbe des Handys abgestimmt und so unverwüstlich wie Kneifzangenstahl. Kurz: Der ganze Kram sieht gleichzeitig nach sexy Science-Fiction und Chanel-Schminkset aus. Die Hightech-Frau bedient ihr Technikarsenal mit einer kleinen Wischbewegung des Zeigefingers und verliert über ihre Ausrüstung ansonsten kein Wort. Und das treibt Männer in den Wahnsinn. Warum? Weil tief in uns die Überzeugung schlummert, dass wir - und nur wir - die Herren der Technik sind. Und dass man darüber möglichst viel reden sollte. Schließlich waren wir es, die das Feuer, das Rad, den Autospoiler und die
elektrische Weihnachtsbaumbeleuchtung erfunden haben. Auch wenn wir im wahren Leben hinter einer Käsetheke oder in einem Geschäft für orthopädische Schuhe arbeiten, sind wir ganz sicher, dass unser angestammter Platz eigentlich im Kontrollzentrum der NASA ist. Solange wir da sind, hat Houston kein Problem. Denn wir sitzen in den Maschinenräumen der Welt, leben ein Leben mit dem Lötkolben in der Hand und der Ölkanne auf den Knien.
Uaaah, allein während ich das schreibe, verspüre ich den Drang, schnell etwas festzuschrauben, zu programmieren oder zusammenzuschweißen und dabei »Black and Decker, Black and Decker« zu murmeln.
Teil dieser Weltsicht ist, dass wir keine Gebrauchsanleitungen brauchen, denn - hab ich das erwähnt? - wir haben all den Kram schließlich erfunden und wollen Frauen deswegen dauernd und ungefragt Technik erklären. »Tja ha, da muss wohl mal der Proxy-Server neu eingestellt werden, Schätzchen. Hoho! Da ist wohl ein neuer Dichtungsmuffenverschluss fällig. Haha! Da hat anscheinend jemand den Maustreiber-USB-Stick-Bluetooth-Software-Update-Termin verbaselt!«
Sätze wie diese gehen uns Männern nicht nur leicht über die Lippen, sie hinterlassen sogar einen angenehmen Geschmack im Mund. Über Technik zu klugscheißern ist Teil unseres genetischen Programms, auch wenn wir keinen blassen Schimmer haben und mit zehn Daumen geboren wurden.
Die Hightech-Frau entzieht sich alldem. Sie bekommt ihren Kram allein auf die Kette. Sie benutzt Palm Pilot, Handy,
Laptop, ohne dauernd auf dicke Hose machen zu müssen und ihr Umfeld zum Speicherplatzvergleich aufzufordern. Sie beweist, dass Technik dazu da ist, benutzt zu werden - und nebenbei chic aussehen darf. Männer hingegen schaffen es, den Bereich Modesünden und Technik in einem Topf zu verquirlen. Oder haben Sie je eine Frau gesehen, die ihr Mobiltelefon in einem bordeauxfarbenen Kunstleder-Handytäschchen am Gürtel trägt und als Klingelton ein lang gezogenes Pupsgeräusch hat?
Die Hightech-Frau schafft es, dass Technik wie sexy Science-Fiction oder ein Schminkset von Chanel aussieht.
Ich selber habe mir zu Weihnachten übrigens einen Freisprechclip für mein Handy geschenkt. Er ist faustgroß, und ich hatte gehofft, damit auszusehen wie ein Agent, der gerade eine Geiselbefreiung plant. Leider haben mir zwei Freundinnen bestätigt, dass der Effekt, wenn ich laut vor mich hin redend durch die Stadt laufe, nicht so ganz hinhaut. »Es wirkt eher so, als seist du deinem Pfleger entwischt«, sagte meine Freundin Silke mit einem kleinen Lächeln, dann bimmelte ihr Handy. Kein
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