Operation Glueckskeks
ist ja lustig.« Pause. Oh, oh. Ganz großer Fehler. Eben noch stand ich regungslos in einem Minenfeld. Und anstatt regungslos zu bleiben, habe ich einen Flick-Flack gemacht. Sie: »Lustig? Wenn du findest, dass der blöd aussieht, dann kannst du das ruhig sagen.« - Ich: »Der Rock sieht bombig aus, und er passt gut zu deinen Haaren.« Ausweichmanöver mit der Chance auf einen Themenwechsel, ich gratuliere mir selbst kurz zu dieser ausgebufften Volte. Sie: »A-ha. Weil ich Haare habe wie Dschinghis Khan, oder was?« Man kann der Gestapo-Sekretärin so einiges vorwerfen. Aber sie ist wirklich auf Zack.
Für die Theorie von der Gestapo-Sekretärin bekam ich von meinen Männer-Freunden übrigens die Art von Schulterklopfer, wie man sie aus Fußballumkleiden kennt. Diese »Jau-so-ist-das-mit-den-Frauen-Schulterklopfer«, die sich erst gut anfühlen, aber die diesen abgestandenen Vatertagsmuff
ausdünsten, den man nie in seinem Leben haben wollte. Und von meinen Frauen-Freunden bekam ich eigentlich immer nur den gleichen Satz zu hören: Männer sind eben oft unsensible Vollidioten, die ihr Gehirn zu selten anschalten. Autsch. Am Samstagabend nach der Party haben meine Freundin und ich dann im Internet recherchiert - und eine Studie gefunden. Ein Team vom Biologen der Universität von Arizona hat die Gehirne von Männern und Frauen untersucht und entdeckt, dass Frauen Details von emotionalen Ereignissen tatsächlich detailreicher erinnern als Männer. Kurz: Sie haben schärfere Erinnerungen. Tack-Tacki-Tack-Tack.
Gestern Morgen lagen wir übrigens zusammen im Bett, und meine Freundin blätterte auf dem Bauch liegend ein paar Modezeitschriften durch. Ihr über die Schulter blickend, konnte ich ein Model sehen mit besonders langen Beinen, das ihrer französischen Cousine unheimlich ähnlich war. »Weißt du, wem dieses Model tierisch ähnlich sieht?« Meine
Freundin richtete ihren Blick auf mich wie zwei Suchscheinwerfer in einem Knastfilm, ich meinte für einen Augenblick hinter ihrer Stirn eine Sekretärin zu sehen, die Finger schwebten schon über der Tastatur. »Die sieht ein bisschen aus wie du«, sagte ich. »Kein Witz, total wie du.«
Illu. 29
PASTA, YOGA, TODESFÄLLE:
Das Leben im Koffein-Express
Operation Glückskeks: Hoffnung im Teigmantel
I ch habe einen Glücksanspitzer. Also, eigentlich ist es ein Bleistiftanspitzer - aber einer, der mir Glück bringt. Was ziemlich absurd ist. Denn ich habe gar keine Stifte zum Anspitzen. Er hat mir in der Grundschule sauviel Glück gebracht. Ich bin nie sitzengeblieben, wurde nicht übermäßig oft verhauen oder von den Großen gezwungen, in meinen eigenen Tornister zu pinkeln so wie mein Schulkumpel Uwe Kleinekatthöfer. Aber das steht auf einem anderen Blatt. Ich würde sagen: Glück gehabt. Danke, Anspitzer.
Ich habe auch ein melancholisch abergläubisches Verhältnis zu einem vererbten Rasierpinsel, dem ich zwar keine magischen Fähigkeiten zuspreche, aber…nein, sorry, ich muss das zurücknehmen: Es sind magische Fähigkeiten. Mit Papas altem Rasierpinsel rasiert, kann nix schiefgehen. Texte schlagen ein wie Granaten, erste Dates flutschen, ich bekomme eine James-Bond-Aura.
Abergläubisch sein ist eine großartige Sache. Das Leben, dieser schaukelige Dschunkenausflug, ist plötzlich sicher, während um einen herum die Misere tobt: Flugzeuge fallen vom Himmel, Tsunamis nehmen die Familie mit, ein Blitz grillt die Geliebte, Öltanker rauschen nebelhorntutend durch
die Doppelhaushälfte. Aber da man die richtigen Anspitzer und Rasierpinsel dabeihat, kann nicht viel passieren. Man bekommt einen Platz im Titanic-Rettungsboot. Für den abergläubischen Menschen ist das Leben kein Roulettespiel, sondern ein Partie Poker, und man hat ganz gute Karten. Jemand, der nicht abergläubisch ist, kann das Zittern in den Händen nicht verstehen, wenn man zum Beispiel das Jahreshoroskop liest oder bei Ban Ho steht. Ban Ho? Mein Lieblings-Sushiladen, drei Gehminuten von meinem Büro entfernt.
Ban Hos Besitzer heißt - yeah, right - Ban Ho, hat fettige Haare und, so unfassbar das auch ist: Er hat noch hässlichere Oberhemden an als Nelson Mandela. An seiner Kasse - steht ein großes Glas mit Glückskeksen. Ich bitte ihn immer, meinen für mich auszusuchen. Ban Ho ist die Karin Tietze Ludwig des Asia-Mittagstischs. Ich habe ein aggressives und ambivalentes Verhältnis zum Glückskeks. Heute hatte ich zum Beispiel diesen Spruch drin: »Ob eine Sache gelingt, erfährst Du nicht,
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