Operation Macho
textsicher klangen die Männerstimmen auch nicht gerade. Lynn stand auf, zog sich den Bademantel über und ging zur Tür. Gelächter ertönte. Tony und ihr Vater!
Lynn riss die Tür auf. „Hat euch der Barmixer rausgeworfen?“ Sie stemmte die Hände in die Hüften.
„Hallo, Lynny.“ Tony lächelte verklärt. „Wir bringen dir ein Ständchen.“
„Das musst du auch dazusagen.“ Lynn konnte nicht genau ausmachen, wer da wen stützte, aber keiner der beiden Männer sah aus, als könne er sich allein auf den Beinen halten.
„Tja, da steht sie nun vor uns, das Ziel unserer Expedition. Beginnen wir mit unserem künstlerischen Vortrag“, beschloss Tony.
„Gut“, stimmte ihr Vater zu. „Weißt du, betrunken drückst du dich viel gewählter aus. Richtig seltsame Worte kommen dann aus deinem Mund.“
„Das kommt dir nur so vor.“ Tony schüttelte den Kopf. „Schluss mit dem Gerede. Fangen wir zu singen an!“
„Ist euch zwei Nachtigallen eigentlich bewusst, dass hier andere Leute zu schlafen versuchen?“ Lynn ging die Stufen zu ihnen hinunter. „Kommt rein, ihr zwei.“
„Anscheinend will sie kein Lied“, sagte Bud vertraulich zu Tony.
„Dabei sind wir so gut.“
„Passt auf die Stufen auf“, sagte Lynn warnend, während sie sich zwischen die beiden drängte und die Männer an den Gürtelschlaufen packte.
„Tony kann meinen Namen rülpsen“, verkündete ihr Vater fröhlich. „Mach schon, Tony.“
„Lass es, Tony“, widersprach sie.
„Doch, Tony. Bitte.“
„Okay. Buuuuud.“
Genervt verdrehte Lynn die Augen. „Ganz reizend. Hört mal, wir passen nicht alle gleichzeitig durch die Tür. Also muss einer … Au!“
„Zu spät“, stellte Bud bedauernd fest. „Wir stecken fest.“
Das ist alles überhaupt nicht komisch, überlegte Lynn. Mein Vater und Tony sind jetzt dicke Freunde, und das ruiniert meinen gesamten Plan. Der ganze Aufwand, und zwei Baileys machen alles zunichte. Fast hysterisch fing sie zu kichern an.
Ihr Kichern ließ die beiden Männer stutzen. Sie drehten sich seitlich zu ihr, und dadurch klemmten sie nicht mehr in der Tür. Unbeholfen torkelten die Männer ins Zimmer.
„Geht ab wie ein Zäpfchen!“, tönte ihr Vater.
Lynn rechnete mit Poltern und Krachen, und als sie nichts hörte, betrat sie vorsichtig das Zimmer. Die beiden hatten es bis zum Bett geschafft und lagen quer darauf.
„Gute Nacht, Bud“, sagte Tony.
„Nacht, Tony.“
Noch während Lynn da stand und gegen ihr Lachen ankämpfte, fingen die Männer zu schnarchen an. „Na, wunderbar.“ Kopfschüttelnd steckte sie den Schlüssel in ihren Bademantel, ging nach draußen und zog die Tür hinter sich zu.
Sie klopfte bei ihrer Mutter an die Tür, und als sie keine Antwort bekam, pochte sie lauter dagegen. Schließlich hämmerte sie mit der Faust los und rief laut. Das würde uns ähnlich sehen, dachte sie, wenn wir morgen wegen Ruhestörung abreisen müssen.
In dem Häuschen wurde ein Licht angeschaltet, und kurz darauf öffnete Gladys die Tür. „Was machst du hier draußen, Lynn?“
„Ich suche nach einem Bett, in dem ich schlafen kann, Mom. Ich …“
„Ihr habt euch also gestritten. Wunderbar.“
„Nein, ich will nur …“
„Einen Moment. Ich muss nur nachsehen, ob dein Vater in seinem Bett liegt. Ich hatte die Ohrenstöpsel drin, da habe ich ihn vielleicht nicht zurückkommen hören.“
„Er ist nicht hier.“ Lynn trat ein, und sofort umgab sie der vertraute Geruch des Parfüms ihrer Mutter. „Tony und er schlafen in meinem Bett, drüben im anderen Häuschen.“
Fassungslos fuhr Gladys zu ihrer Tochter herum. „Was sagst du da?“
Erneut musste Lynn lachen. „Ach, Mom, nicht so, wie du denkst. Sie haben zusammen getrunken, kamen zu mir, um mir etwas vorzusingen, und dann sind sie beide eingeschlafen.“
Ihre Mutter griff sich an die Brust und setzte sich auf das Bett. „Sie haben zusammen getrunken? Ich dachte, Tony sei bei dir.“
„Er ging in die Bar, um sich einen letzten Drink zu holen, und da hat er Dad getroffen. Ich bin eingeschlafen und davon aufgewacht, dass jemand vor meiner Tür gesungen hat.“
Gladys’ Mundwinkel zuckten verräterisch. „Dein Vater ist manchmal wirklich wie ein Kind.“
Lynn setzte sich neben sie. „Ehrlich gesagt, es war wirklich niedlich. Die beiden verstehen sich anscheinend sehr gut. Tony kann sogar Dads Namen rülpsen.“
Gladys fing zu lachen an, hielt sich jedoch sofort die Hand vor den Mund. „Das ist widerlich.“ Sie
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