Operation Macho
wohl. Und genau deshalb muss ich auch … Ach egal.“
Lynn wurde von Nervosität gepackt. „Was musst du?“
„Ach, das siehst du dann schon.“
Nach dem Dinner schlenderten sie zu viert noch ein paar Stunden durch die Geschäfte an der Hauptstraße. An einem Verkaufstand blieb Lynn vor einem Paar langer blaugrüner Ohrringe stehen.
„Kauf sie dir“, flüsterte Tony neben ihr.
„So etwas trage ich eigentlich gar nicht.“
„Vielleicht entdeckst du gerade eine neue Seite an dir.“ Den ganzen Abend über berührte er sie ständig und genoss es, dafür immer die gute Ausrede zu haben, dass sie ihre Eltern von ihrer großen Liebe überzeugen wollte. Lynn dagegen wirkte angespannt und nervös.
Sie legte die Ohrringe zurück und sah Tony an. „Für heute habe ich von Entdeckungen genug.“
Auf der Rückfahrt im Kabriolett wurde Tony von Vorfreude erfüllt. Auf dem Parkplatz verabschiedeten Lynn und er sich von Bud und Gladys, und während sie zu ihrem Häuschen gingen, zog Tony Lynn eng an sich.
„Ich glaube, jetzt sind sie in ihrem Zimmer.“ Lynn schob ihn ein wenig von sich fort.
„Aber sie könnten noch aus dem Fenster sehen.“ Wieder zog er sie zu sich heran.
„Tony, ich kann mir gut denken, was in dir vorgeht, aber glaub mir, es wäre ein Fehler.“
„Für wen von uns?“ Er spürte ihr Zittern.
„In erster Linie für dich.“ Sie musste sich räuspern.
„Das ist mir egal.“ Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Es könnte als Katastrophe enden. Du denkst, dass du mich begehrst, und später, wenn dir klar wird, dass es nur an der Situation lag, wirst du dich für dein Verhalten hassen.“
Spielerisch fuhr er mit der Zunge über ihr Ohrläppchen. „Hast du Angst davor, dass ich dich verletze?“
„Ein bisschen vielleicht.“
„Das würde ich nie tun, Lynn.“
„Auch wenn du es nicht willst, deine Gefühle würden verfliegen, und dann könntest du nichts mehr dagegen tun.“
Sie erreichten die Stufen zur Veranda, und Tony drehte Lynn zu sich herum. Im Mondlicht wirkte sie sehr verletzlich. Ihre Haut schimmerte blass, und in ihrem Blick las er Unsicherheit.
„Michelle kam gestern Abend zu mir“, sagte er leise.
„Ach, ja?“
„Sie wollte, dass wir wieder zusammenkommen.“
„Oh.“ Lynn schluckte. „Und … und denkst du darüber nach?“
„Nein, ich denke nicht darüber nach. Sie reizt mich nicht mehr im Geringsten.“ Vielleicht begriff sie jetzt endlich, dass nichts dagegen sprach, dass sie beide dieses Wochenende genossen.
Prüfend sah sie ihn an. „Sie hat dir sehr viel bedeutet. Du hast ihr Blumen geschickt und jedes Mal angerufen, wenn es später wurde.“
„Und ich habe immer weniger Zeit mit ihr verbracht.“
„Weil du dich auf deinen Beruf konzentriert hast! Das geht uns doch allen so in der Kanzlei.“
„Mit dem richtigen Menschen an der Seite würde ich diesen Fehler nicht begehen. Das würdest du auch nicht.“
Lynn wandte den Blick ab. „Sag so etwas nicht. Die romantische Umgebung beeinflusst dich.“
„Schon möglich, aber ich genieße jede Sekunde.“ Sanft massierte er ihr die Schultern. „Und du solltest es auch auskosten. Entspann dich, du bist ja vollkommen verkrampft.“
„So leicht fällt mir die ständige Schauspielerei auch nicht.“
„Du fühlst dich für das Glück deiner Eltern verantwortlich. Kein Wunder, dass du unter solcher Anspannung stehst.“ Er lächelte. „Ich kenne da ein tolles Mittel zum Entspannen.“
„Oh, ich auch. Ein Glas Baileys. Das ist mein Lieblingsdrink.“
„Ich gehe zur Bar und hole uns zwei Gläser. Ruh dich aus. Ich bin gleich zurück.“
Leise pfeifend ging er den Weg zum Empfangsgebäude zurück. Etwas Baileys, leise Musik, und dann sah bestimmt alles anders aus. Er merkte Lynn an, dass sie sich gern ihren Gefühlen hingeben wollte, aber sie war weiterhin davon überzeugt, dass er noch in Michelle verliebt war. Es gab nur einen Weg, um sie vom Gegenteil zu überzeugen, und darauf freute er sich schon.
Abgesehen vom Barkeeper war die Bar leer, und der Mann wirkte erfreut, dass er etwas zu tun bekam. Kurz darauf war Tony mit zwei Gläsern Baileys wieder auf dem Weg nach draußen, als die Tür zur Bar aufging und ihm fast ins Gesicht schlug. Er trat einen Schritt zurück, und Bud kam herein.
„Was ist in den Gläsern, junger Freund?“, erkundigte er sich.
„Tja, ich wollte nur …“
„Baileys stimmt’s? Und einen wolltest du zu Lynn bringen, habe ich recht?
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