Operation Macho
Kaugummis einfach nicht mehr ausstehen.
Einen Moment musterte er den blonden Mann vor sich und räusperte sich. „Und wer sind Sie?“
Der Mann streckte ihm die Hand entgegen. „Calvin Forbes. Entdecken Sie Ihre Kräfte.“
Ungläubig sah Tony ihn an. „Na gut.“ Er griff nach der roten Krawatte und zog daran. „Hauen Sie ab, Calvin.“
„Ich bin hier, um Lynn zu sehen“, brachte Calvin heraus.
Tony ließ ihn so abrupt los, dass Calvin nach hinten torkelte. „Lynn?“
„Ja.“ Calvin strich seine Krawatte glatt. „Können Sie sie bitte holen?“
„Das kann ich nicht. Sie ist nicht hier.“
„Aber am Telefon meinte Gladys …“
„Tony, was ist denn da los?“
Tony drehte sich um und sah Bud auf sich zuwanken. „Ich weiß es noch nicht genau, aber das kläre ich gerade.“
„Verdammt tut mir der Kopf weh!“ Als er zur Tür sah, blieb Bud der Mund offenstehen. „Calvin? Was machen Sie hier?“
Calvin blickte ihn genauso fassungslos an. „Bud? Sie hier in diesem Zimmer?“
Tony begab sich auf die Suche nach einem Aspirin.
„Als Gladys anrief, hat sie mir gesagt, Lynn sei bei Tony“, bemerkte Calvin.
Endlich fand Tony in seiner Reisetasche die Tabletten.
„Tony?“ Bud drehte sich zu ihm um. „Wo ist Lynn eigentlich?“
Mühsam versuchte Tony, sich den Ablauf des vergangenen Abends ins Gedächtnis zu rufen. Das war gar nicht so leicht, wenn der Kopf wie eine Trommel dröhnte. „Sie hat die Tür aufgemacht und uns ins Zimmer geholfen. Wir haben gesungen, aber wo ist sie dann hin?“
Auch Bud runzelte jetzt die Stirn. „Wir sind in der Tür klemmen geblieben, und da hat sie gelacht. Was ist denn danach passiert?“
Grübelnd kratzte Tony sich am Kopf. „Irgendwie müssen wir freigekommen und im Bett gelandet sein. Das ist das Letzte, woran ich mich erinnere.“
„Sie muss gegangen sein. Wahrscheinlich hat sie bei ihrer Mutter übernachtet.“
Calvin verschränkte die Arme. „Dem entnehme ich, dass Alkohol im Spiel war.“
„Ein bisschen.“ Bud blickte ihn an. „Gladys hat Sie angerufen? Wann?“
„Gestern. Ich bin gleich mit dem nächsten Flug gekommen.“
Tony schluckte zwei Aspirin und gab Bud auch zwei.
„Danke.“ Bud schluckte die Tabletten hinunter. „Um eines klarzustellen, Calvin: Gladys hat Sie gebeten, hierherzukommen?“
„Genau.“ An Bud vorbei sah er zu Tony. „Sie sagte, Lynn befinde sich in einer Krise, und ich sei genau der Richtige, um ihr zu helfen. Da habe ich mich sofort auf den Weg gemacht.“
„Oje.“ Bud wirkte wenig beeindruckt.
„Wie Sie wissen, hat Lynn mir schon immer viel bedeutet.“
Jetzt hörte Tony gespannt zu. „Ach ja? In welcher Hinsicht?“
„Wir sind eng befreundet.“
„So würde ich es nicht bezeichnen“, widersprach Bud. „In der Highschool lief etwas zwischen ihnen, aber ich schätze, Lynn und er haben sich seit fünf oder sechs Jahren nicht mehr gesehen.“
„Was ist zwischen den beiden gelaufen?“ Tony kochte vor Eifersucht, obwohl er sich das gar nicht erklären konnte. Oder vielleicht hatte das auch mit seinem Kater zu tun. Am liebsten hätte er den Kerl auf der Stelle zusammengeschlagen.
„Es war sehr intim“, erklärte Calvin mit vielsagendem Blick.
Prüfend musterte Tony ihn von Kopf bis Fuß. „Ich mag Sie nicht, Calvin. Das kann daran liegen, dass ich im Moment den schlimmsten Kater meines Lebens habe, aber ich bin fast sicher, dass Sie das eigentliche Problem sind. Wie kann ich Sie dazu bringen, jetzt zu verschwinden?“
Listig erwiderte Calvin seinen Blick. „Verraten Sie mir einfach, wo ich Lynn finde.“
Bud seufzte gequält. „Schicken wir ihn rüber. Ich will mich rasieren und einen starken Kaffee trinken, bevor ich den beiden Frauen wieder unter die Augen komme.“
Tony überlegte, wie er im Moment im Gegensatz zu dem frischen, tadellos gekleideten Calvin aussehen mochte. Bei diesem Vergleich schnitt er bestimmt nicht gerade gut ab. „Guter Hinweis.“
Während Bud Calvin den Weg zu Gladys Häuschen zeigte, ging Tony ins Bad und betrachtete sich im Spiegel. Auch er musste sich unbedingt wieder herrichten, bevor er sich mit Lynn traf.
Er hörte, wie die Tür sich schloss, und Bud kam ins Bad.
„Wer war das denn?“, erkundigte Tony sich.
„Von jetzt an musst du dich ins Zeug legen, mein Freund“, sagte Bud. „Ich fürchte, Gladys hat gerade die Konkurrenz ins Spiel gebracht.“
9. KAPITEL
E igentlich hatte Lynn sich noch vor Tagesanbruch zurück in ihr Zimmer schleichen
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