Operation Macho
uns gar nicht gesehen hat.“
Flüchtig blickte Lynn an der Speisekarte vorbei zu dem anderen Tisch. „Er winkt uns.“
Genervt stöhnte Tony auf.
Eine Kellnerin kam an den Tisch. „Möchte jemand einen Drink vor dem Essen?“
„Bestimmt weiß sie es“, verkündete Gladys und sah die Kellnerin an. „Welcher der Felsen ist Snoopy?“
„Tja, ich arbeite hier erst seit einer Woche, und darüber weiß ich noch nicht Bescheid“, erklärte die junge Frau.
Gleichzeitig hielten Gladys und Bud die Kellnerin am Arm fest und zeigten ihr, welcher Felsen ihrer Meinung nach Snoopy war.
„Ich hätte gern Rotwein“, sagte Lynn zu der Kellnerin, die so aussah, als ob sie unter Schock stehen würde.
„Nein, das möchte sie nicht“, widersprach Gladys. „Sie bekommt ein Gingerale.“
Lynn richtete sich auf. Ein Glas Wein hatte sie sich wirklich verdient. „Kein Gingerale für mich! Mom, ich bin seit Langem erwachsen, und ich …“
„Und du bist im dritten Monat“, fügte Gladys hinzu. „Zum Glück werde ich von nun an in deiner Nähe sein, um auf dich und das Baby aufzupassen.“
Tony tätschelte Lynn unter dem Tisch das Knie. „Für mich ein Bier.“
„Für mich einen Weißwein“, bestellte Gladys. „Und für meinen Mann das billigste Bier, das Sie haben. Da wo er jetzt lebt, kriegt er auch billigen Fusel, für den er allerdings teuer bezahlen muss.“
Bud sah sie an. „Da schwimmen im Bier höchstens Pailletten der süßen Fifi, wenn sie um die Stange herumtanzt.“
Fassungslos riss Gladys die Augen auf. „Du hast dir eine dieser Shows angesehen? Wo die Frauen nur diese Troddeln anhaben und damit herumwirbeln?“
„Troddeln habe ich nicht gesehen. Gewirbelt wurde schon.“
„Bud Morgan, wo ist nur dein Stilgefühl geblieben?“
Die Kellnerin räusperte sich. „Ein Gingerale, zwei Bier, ein Weißwein. Ich bin gleich mit Ihrer Bestellung zurück.“
Gladys sah Bud weiterhin entsetzt an. Gleichzeitig stieß Lynn Tony an, weil Jeff von seinem Stuhl aufstand und auf sie zukam.
Gladys beugte sich zu ihrem Mann. „Diese Fifi. Hatte sie überhaupt etwas am Leib?“
„Möchte irgendjemand von euch mit in die Schwitzhütte?“, fragte Jeff und stützte sich auf die Rückenlehnen von Buds und Gladys Stühlen.
„Ich finde immer noch, dass einer von euch mich hätte warnen können.“ Gladys packte ihren Hamburger aus, als sie eine halbe Stunde später in einem Schnellrestaurant saßen. „Als ich hochsah, habe ich nur diese lila Brille gesehen und dachte, ein riesiger Käfer beugt sich über mich. Da wäre jeder ohnmächtig geworden.“
„Vorausgesetzt, er trägt ein zu enges Mieder“, fügte Bud hinzu.
Lynn konnte immer noch nicht fassen, was für einen Aufruhr sie in dem kleinen Restaurant verursacht hatten. Sie zog sich ein paar Pommes frites aus der Pappschachtel. „Wie viele dieser Korsagen hast du denn für dieses Wochenende mitgenommen?“
„Bei Tisch spricht eine Lady nicht über ihre Dessous.“
Bud trank durch seinen Strohhalm. „Heute Abend wird die halbe Stadt bei Tisch über deine Dessous reden, Gladys.“
„Wir hätten in dem Restaurant bleiben sollen“, beklagte Gladys sich. „Der Manager war doch wirklich sehr nett, obwohl ein paar Gäste gegangen sind. Dabei habe ich noch zu erklären versucht, dass meine Ohnmacht nichts mit dem Essen zu tun hatte.“
Bud musste lachen. „Mit deinen lauten Erklärungen hast du die Leute überhaupt erst auf den Gedanken gebracht. Da sind sie wie die Ratten von einem sinkenden Schiff geflohen.“
„Und was ist mit diesem … Kerl passiert?“, fragte Gladys.
„Nachdem du aufgeschrien hast und in deinem Stuhl zusammengesackt bist, hat er sicherlich beschlossen, dass diese Stadt zu klein für uns alle ist. Bestimmt ist er jetzt schon weit weg“, antwortete Tony. „Jedenfalls hoffe ich das.“
Über den Tisch hinweg beugte Gladys sich zu Tony. „Gib es schon zu. Dieser Mann war doch sicher Teil deiner widerlichen Vergangenheit, oder?“
Auch Tony beugte sich vor und hielt ihrem Blick stand. „Mrs M., wirklich, den Kerl habe ich im Flugzeug zum ersten Mal gesehen.“
„Oh.“ Gladys wirkte wie gebannt von seinem Blick. „Für diese Augen brauchst du ja einen Waffenschein, mein Junge.“
„Mom.“ Lynn wedelte mit der Hand vor dem Gesicht ihrer Mutter herum. „Komm wieder zu dir.“
Gladys riss den Blick von Tony los und sah wieder zu ihrer Tochter. „Glaub nicht, dass ich dich nicht verstehe. Ich verstehe dich sehr
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