Operation Macho
und sich umzuziehen wollen, aber durch die Zeitumstellung war sie so erschöpft, dass sie erst aufwachte, als es draußen schon hell war. Abrupt schreckte sie hoch und ließ sich sofort wieder auf das Kopfkissen fallen.
„Ist dir übel?“, rief ihre Mutter und stützte sich auf einen Ellbogen, um Lynn anzusehen. „In meiner Handtasche ist bestimmt noch ein bisschen Salzgebäck aus dem Flugzeug. Ich glaube …“
„Nein, Mom, mir geht’s gut. Hör auf zu schreien.“
„Was? Du sprichst so undeutlich.“
„Mir geht’s gut! Nimm deine Ohrenstöpsel raus!“
„Oh. Einen Moment.“ Sie legte die Stöpsel auf den Nachttisch und wandte sich wieder Lynn zu.
„Ich wollte zurück in mein Zimmer, aber ich habe nichts bei mir außer dem Pyjama und dem Bademantel.“
„Da fällt uns schon was ein.“ Gladys winkte ab. „Ist dir gestern auch nicht übel gewesen?“
„Wieso fragst du? Glaubst du, du steckst dich bei mir an?“
„Übelkeit am Morgen! Also wirklich, du tust so, als würdest du alle fünf Minuten vergessen, dass du schwanger bist.“
„Ach, diese Übelkeit meinst du.“ Lynn war sich nicht sicher, ob allen Schwangeren morgens übel war. „Nur hin und wieder. Es ist nicht so schlimm.“
„Seltsam, wenn ich dich so ansehe, kann ich kaum glauben, eine schwangere Frau vor mir zu haben.“
„Aber ich bin schwanger.“
„Vielleicht kann ich es einfach auch nicht glauben, dass mein kleines Mädchen jetzt selbst bald eine kleine Tochter bekommt.“
Hatte Tony dem Baby ein Geschlecht verpasst, ohne dass Lynn es mitbekommen hatte? „Sagt Tony, dass es ein Mädchen wird?“
„Nein, das haben dein Vater und ich beschlossen.“
„Wirklich?“ Lynn richtete sich auf. „Ich fürchte, es ist biologisch unmöglich, dass die Großeltern das Geschlecht des Enkelkinds festlegen.“
„Es wird ein Mädchen.“ Gladys strich ihr über das Knie. „Wir haben noch die gesamten Babysachen von dir aufgehoben, und ein paar sind mit Spitze besetzt. Das würde bei einem Jungen wirklich lächerlich aussehen.“
„Na, wenn das kein Grund ist. Dann bekomme ich wohl ein Mädchen.“ Lynn lächelte ihre Mutter an. Einen Moment lang wünschte sie sich, sie würde wirklich ein kleines Mädchen bekommen, nur um ihrer Mutter damit eine Freude zu machen.
„Lynn, jetzt sind wir beide doch ganz allein. Du brauchst mir nichts vorzuspielen. Sag mir die Wahrheit. Der Sex mit ihm ist großartig, aber bei der Vorstellung, ihn als Ehemann und Vater deines Kindes um dich zu haben, kriegst du doch auch eine Gänsehaut, oder nicht?“
„Überhaupt nicht, Mom. Aber wie komme ich jetzt zurück in mein Zimmer?“
„Zieh etwas von mir an.“
„Okay.“ Lynn wusste nicht recht, ob sie sich dafür bedanken sollte. Sie musste an das grelle Orange des Hosenanzugs denken, den ihre Mutter zum Dinner am Abend zuvor angezogen hatte. Vorsichtig öffnete sie den Schrank und blickte hinein.
Irgendeine Boutique hatte anscheinend die gesamte Bekleidung in Neonfarben zu Sonderpreisen verschleudert, und Gladys hatte sich in allen Regenbogenfarben eingekleidet.
„Da staunst du, was?“ Zufrieden lächelte Gladys sie an. „Ja, deine Mutter ist bereit für das nächste Jahrtausend.“
Bei diesem strahlenden Lächeln bekam Lynn ein schlechtes Gewissen. „Wenn jemand das ist, dann du.“ Sie ging zu ihrer Mutter und zog sie an sich. „Sag mir doch einfach, auf welches Kleidungsstück du am ehesten verzichten kannst.“
„Du kannst dir nehmen, was dir gefällt. Das weißt du genau.“
Lynn schluckte. „Du bist die Beste, Mom.“ Noch einmal drückte sie ihre Mutter an sich.
„Ich glaube, Pink würde hervorragend zu deinen dunklen Haaren passen.“ Gladys trat neben sie. „Ja, das solltest du anziehen.“
Lynn zog das Kleid aus dem Schrank. Der leuchtend pinkfarbene Stoff war mit unzähligen Glitzersternchen versehen. „Es ist so … kurz.“
„Aber das kannst du dir mit deinen Beinen doch leisten!“ Gladys schob sie in Richtung Bad. „Zieh es an. Vielleicht schenke ich es dir sogar.“
„Ach, Mom, das ist wirklich nicht …“
„Du solltest dich farbenfroher anziehen, Lynn. Ich weiß, im Büro kannst du so etwas nicht tragen, aber in der Freizeit solltest du dich ein bisschen aufpeppen. Bei deinem langweiligen Pyjama wundere ich mich nicht, dass du keinen Mann mit mehr Geist gefunden hast. Ach, und schminken solltest du dich auch ein wenig. In diesem Kleid siehst du sonst leichenblass aus.“
„Eine Leiche im
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