Operation Macho
räusperte sich. „Wirklich primitiv. Na ja, wenn man bedenkt, wo dein Vater sich in letzter Zeit herumtreibt …“
„Ach, Mom.“ Lynn zog ihre Mutter an sich. „Du solltest Dad besser kennen. Er ist einfach nur neugierig, und im Grunde bleibt er der verlässliche gutherzige Mann, der er immer war.“
Jetzt lächelte Gladys. „Da hast du sicher recht. Und genau aus diesem Grund …“ Unvermittelt verstummte sie.
„Liebst du ihn?“, beendete Lynn den Satz. „Weshalb küsst ihr euch nicht einfach und vertragt euch, Mom? Du weißt genau, dass er der Einzige für dich ist.“
„Das weiß ich nicht! Er steht mir im Weg beim Entdecken meiner Kräfte.“
„Hat Calvins Seminar dich dazu gebracht, an Dad herumzunörgeln?“
„Natürlich nicht.“ Gladys stand auf. „Und ich werde jetzt schlafen. Wahrscheinlich sehe ich morgen ohnehin völlig übermüdet aus.“
„Also schön.“ Lynn ging zur anderen Seite vom Bett und zog den Morgenmantel aus. „Aber morgen will ich Näheres über dieses Seminar erfahren, Mom.“
„Das wirst du, Liebes. Versprochen.“ Gladys legte sich hin und blickte zu Lynn hinüber. „Ist das deine gesamte Nachtwäsche, die du mitgenommen hast?“
Lynn sah an dem schlichten Pyjama hinunter. „Ja, wieso?“
„Ach, nichts. Es sieht nur … langweilig aus. Bei deiner heißen und feurigen Affäre hätte ich gedacht, dass du einem Mann wie Tony etwas Aufregenderes bietest.“
„Also … Tony macht sich nichts aus solchem Kram.“
„Glaub ihm nicht. Dessous gefallen allen Männern. Aber ich will wirklich die Letzte sein, die dir Tipps gibt, wie du diesen Mann halten kannst. Von mir aus kann er gleich morgen abreisen!“ Sie schaltete die Nachttischlampe aus.
„Ich mag ihn wirklich, Mom.“ Lynn erkannte, dass das keine Lüge war. Es beeindruckte sie, dass Tony sich betrank, nur damit ihr Vater nicht dachte, seine schwangere Tochter wolle Alkohol trinken.
„Das glaube ich dir, aber irgendetwas hat mich schon den ganzen Tag gestört, und jetzt weiß ich auch, was das ist.“
„Was denn?“ Zum Glück war es dunkel im Zimmer, sodass ihre Mutter Lynns besorgten Gesichtsausdruck nicht sehen konnte.
„Keine Rötungen im Gesicht.“
Lynn schloss die Augen und ärgerte sich darüber, dass sie daran nicht gedacht hatte. Ihre Haut war sehr empfindlich, und immer, wenn sie einen Freund hatte, der sie oft küsste, waren ihre Wangen von den Bartstoppeln leicht gerötet. Ihre Mutter hatte dasselbe Problem, und an den geröteten Wangen hatte Lynn immer erkennen können, wann ihre Eltern miteinander leidenschaftlich gewesen waren.
„Also, ich … Ich habe in den letzten Tagen viel gearbeitet, und im Grunde hatten wir bislang hier in Sedona keine Zeit für uns“, schwindelte Lynn. „Wenn dieses Wochenende vorüber ist, brennen meine Wangen wie Feuer.“ Und deine hoffentlich auch, fügte sie im Stillen hinzu.
„Du brauchst mir nichts zu beweisen. Gute Nacht, Liebes.“
„Gute Nacht, Mom.“
Lynn konnte nicht sofort einschlafen. Bei ihrer Mutter waren Zweifel aufgekommen, und deshalb musste sie, Lynn, schleunigst für gerötete Wangen sorgen. Dafür mussten Tony und sie sich leidenschaftlich küssen, je öfter, desto besser. Bei dieser Vorstellung stieg Begierde in ihr auf, und sie brauchte lange, bis sie endlich Schlaf fand.
Irgendein Idiot feuerte Raketen ab. Anders konnte Tony sich diesen Lärm und die Kopfschmerzen nicht erklären. Dann fiel ihm wieder der vergangene Abend ein.
Neben ihm lag sein neuer Freund Bud und schnarchte vor sich hin. Tony konnte sich nicht an jede Einzelheit des vergangenen Abends erinnern, aber er war davon überzeugt, dass Bud und er sich ewige Freundschaft geschworen hatten. Sicher brachte Lynn ihn deswegen um, denn Bud liebte ihn jetzt wie seinen eigenen Sohn.
Nach und nach wurde Tony klar, dass es keine Feuerwerksraketen waren, die er hörte, sondern dass jemand an die Tür klopfte. Stöhnend quälte Tony sich aus dem Bett und fuhr sich durchs Haar, bevor er die Tür aufmachte.
„Sie müssen Tony sein!“
Bei der lautstarken Begrüßung zuckte Tony unwillkürlich zusammen und rieb sich die Augen. Wer immer dieser Clown auch war, er lächelte für diese Uhrzeit viel zu strahlend. Das strahlende Weiß des Hemds und das grelle Rot der Krawatte schmerzte Tony in den Augen. Schlimmer noch war der Geruch nach Kaugummi. Tony hatte schon Klienten abgelehnt, weil sie ständig Kaugummi kauten. Seit dem Tischesäubern auf der Highschool konnte er
Weitere Kostenlose Bücher