Operation Ocean Emerald
hörte sogleich klassische Musik aus dem Kopfhörer des Spielers dröhnen, die allerdings von dem Klimpern im Geldausgabefach des Automaten übertönt wurde.
»Sie haben aber ein Glück«, sagte Aaro beeindruckt zu dem dicken Mann, der die Münzen aus dem Fach schaufelte und in die Taschen seiner Bermudas schob. Erst da erkannte er den Sohn des Reedereipräsidenten, von dem ihm Carol im Lift erzählt hatte. Er war gut zehn Jahre älter als Aaro.
»Der Kluge kann zwischen Glück und Können unterscheiden«, gab der Mann zurück, stellte mit dem Regler am Kabel die Musik leiser und sah Aaro überheblich an. »Bist du also ein Blödmann? Und weißt nicht, wer ich bin?«
Aaro hätte ihm gern eine kleine Vorlesung über das Verhältnis von Glück und Können beim Glücksspiel gehalten, aber der Moment war nicht der günstigste für so etwas. Auf Zeit wollte er trotzdem spielen, denn das Objektiv der Digitalkamera in dem Handy, das der Dicke am Gürtel hängen hatte, fesselte seine Aufmerksamkeit. »Doch, doch, ich glaub, ich weiß es schon, es fällt mir bloß gerade nicht ein.«
Die Backen des Fleischbergs zitterten einen Moment und die aufgeblähten Lippen verzogen sich zu einer selbstgefälligen Grimasse, die einem Lächeln ähnelte. »Ich binMax Lownie junior, der Eigentümer dieses Schiffes. Das heißt, genau genommen ist mein Vater der Besitzer. Aber das ist im Prinzip dasselbe, wie der Name schon sagt.«
»Ich bin Aaro Nortamo, ein blinder Passagier aus Finnland.«
»Was willst du damit sagen?«
»Das ist eine komplizierte Geschichte. Vielleicht auch nicht so entscheidend im Moment. Wie es aussieht, haben wir ein gemeinsames Problem«, sagte Aaro ernst.
»Falls du die Entführer meinst, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Auf dem Schiff gibt es ein Bereitschaftsteam, das für solche Fälle ausgebildet worden ist. Und der Sicherheitschef ist ein ehemaliger FB I-Agent . Die kümmern sich darum.«
Der vertrauliche Ton von Max wirkte beruhigend auf Aaro. Der Mann wusste offensichtlich, wovon er sprach. Aber der Sicherheitschef bräuchte bestimmt möglichst viele Informationen über die Entführer. Und Aaro würde seinen Plan nicht aufgeben.
»Wollen Sie Ihr Handy nicht abgeben?«, fragte er.
Max schnaubte. »Sollen die Piraten es sich doch holen. Einfach so gebe ich es nicht her.« Stolz nahm er das Telefon aus der Gürteltasche. »Das hier ist ein Satellitentelefon, das auf dem gesamten Planeten funktioniert.«
Aaro senkte die Stimme, obwohl das Casino leer zu sein schien. »Sollten Sie das nicht besser irgendwo verstecken?«
»Versuchst du hier Sherlock Holmes zu spielen, oder was? Überlass das lieber den Profis.«
Max legte das Telefon auf das Tischchen, auf dem die Spieler normalerweise ihre Drinks abstellten, und legte seine Mütze darüber.
»Könnten Sie mir sagen, wo die Kommandobrücke ist?«, fragte Aaro.
»Auf Deck 9. Warum? Dort lassen sie keine Passagiere rein.«
Plötzlich kam aufgeregt und außer sich eine Südamerikanerin hereingewirbelt – dieselbe, von der Carol erzählt hatte, sie versuche, als Sängerin berühmt zu werden.
»Max, du sitzt immer noch hier? Wir sollten jetzt am besten zusammenbleiben.«
Aaro pirschte sich an Max’ Mütze heran.
»Ich hab gerade einen blinden Passagier erwischt. Kein Wunder, dass Entführer an Bord sind, wenn sogar so eine Rotznase die Sicherheitsleute austricksen kann …«
»Nun komm schon, Max«, sagte die Frau und fasste ihren Stiefsohn am Ellbogen.
Max riss sich los und schaufelte weiter Münzen aus dem Rachen des Spielautomaten. Während sich die beiden zankten, schob Aaro die Hand unter die Mütze, nahm das Telefon und steckte es in seine Hosentasche. Er wusste, dass er sich damit auf Nikos Niveau herabbegab, aber das hier war eine Notsituation.
»Ich werde mich wohl auch mal zurückziehen und irgendwo warten, bis sich die Lage geklärt hat«, sagte Aaro und schlängelte sich zwischen den Automaten hindurch zum Gang. Er huschte am Roulettetisch vorbei in die Halle, wo ängstliche Passagiere in die Aufzüge drängten.
Aaro verzog sich lieber auf die Herrentoilette und schloss sich dort in einer Kabine ein. Erleichtert zog er das Telefon aus der Tasche und sah es sich genau an. Es war ein Iridium-Satellitentelefon, das auch über ein normales 3-G-GSM und gewöhnliche MM S-Funktionen verfügte.
Zur Probe machte Aaro eine Digitalaufnahme und sah sich das Resultat auf dem Display an. Die Qualität war nicht besonders, musste
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