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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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hielt er das zusammengeknüllte Handtuch, das er aus der Herrentoilette mitgenommen hatte. Er war auf dem Weg zu Deck 9, das Max erwähnt hatte. Von dort kam man auf die Kommandobrücke.
    Die aufgeregten Passagiere diskutierten heftig miteinander, es kursierten wilde Gerüchte. Aaro schnappte Gesprächsfetzen auf, in denen von bin Laden ebenso die Rede war wie von Tschetschenen und Palästinensern. Jemand war zusammengebrochen und der Arzt wurde gerufen.
    Schließlich hatte Aaro den Gang im Bugbereich von Deck 9 erreicht. Er bog um die Ecke und sah einen Passagier, einen großen, blonden Mann, vor einer Luke in der Wand vor Schreck zusammenfahren.
    »Entschuldigung«, sagte Aaro. »Können Sie mir sagen, wie ich zur Kommandobrücke komme?«
    Der Mann musterte Aaro von Kopf bis Fuß. »Was hast du dort zu suchen?«
    »Wo ist sie?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte der Mann und ging davon. Aaro war sicher, dass der Mann es sehr wohl wusste, es aber nicht sagen wollte.
    Er ging weiter und stieß auf eine dunkelhäutige junge Frau, die einen Putzwagen schob. Sie erklärte ihm umstandslos den Weg zur Brücke.
    Er folgte ihrer Wegbeschreibung und sah schließlich eine graue Tür, an der kein Schild angebracht war. Daneben befand sich ein Kartenlesegerät, aber auch ein gewöhnlicher Türsummer und den drückte Aaro.
     
    Am Kartentisch zuckte Delacroix zusammen, als er den Ton des Summers hörte.
    »Jemand will herein«, sagte Kapitän Hagen.
    Der Summer wurde lange gedrückt, dann folgte eine Sekunde Pause, bevor er noch hartnäckiger als zuvor betätigt wurde.
    »Sehen Sie nach, wer es ist«, sagte Delacroix.
    Hagen ging durch die Zwischentür und den kurzen Gang und öffnete die Tür. Vor ihm stand ein schmächtiger Junge.
    »Was soll der Lärm?«, fragte Hagen.
    »Ist Delacroix hier?«
    Hagen war erstaunt. »Wer bist du? Woher kennst du ihn?«
    »Das kann ich jetzt nicht erklären. Ist er hier oder nicht?«
    »Er ist hier.«
    »Ich will mit ihm reden.«
    Hagens Lippen verzogen sich zu einem gezwungenen Lächeln. »Er wird aber kaum mit dir reden wollen«
    »Sagen Sie ihm einen Gruß von Aaro Nortamo.«
    Hagens Lächeln war wie weggeblasen. »Kennst du ihn?«, flüsterte er.
    »Machen Sie schnell!«
    Verdutzt von den Anweisungen des Jungen ging Hagen zur Brücke zurück, aber Delacroix kam ihm bereits entgegen.
    »Wer ist da? Und warum?«
    »Da ist ein Junge, der Ihnen Grüße ausrichten lässt.«
    Delacroix schob sich an Hagen vorbei zur Tür.
    »Was willst du?«, fragte er.
    Hagen staunte immer mehr.
Was willst du
, fragt der Entführer einen halbwüchsigen Jungen   …
    »Ich will wissen, ob Sie es sich auch gründlich überlegt haben, wie vernünftig Ihre Entführungsidee ist«, entgegnete der Junge altklug.
    »Verschwinde«, fuhr Delacroix ihn an und schlug ihm die Tür vor der Nase zu.
     
    Zufrieden machte Aaro vor der geschlossenen Tür kehrt. Delacroix hatte nichts gemerkt.
    Er eilte in die Halle, wo sich die Treppe befand, und versteckte sich in einer Putzkammer. Dort öffnete er das Handtuchknäuel und nahm das Kamerahandy heraus. Gespannt drückte er ein paar Tasten und sah sich die Aufnahmen an. Es hatte ihn viel Mühe gekostet, das Handy so zu verstecken, dass noch ein Spalt für das winzige Kameraobjektiv offen blieb. Aber sein Plan war geglückt. Man konnte Delacroix auf dem Foto einigermaßen erkennen.
    Er steckte das Handy in den Hosenbund und ließ Hemd und Sweatshirt darüberhängen. Dann machte er sich zielstrebig auf den Weg zu einem der Bordrestaurants. Das »Scala« war im italienischen Stil eingerichtet – so wie man es in Miami Beach sehen konnte: an den Wänden Gemälde, die klassische Architektur zeigten, ein paar Gips-Statuen im römischen Stil und Möbel wie aus einer Mailänder Design-Boutique. Die Tische waren mit Tellern und Gläsern gedeckt, aber es saßen keine Leute daran. Die Mahlzeit war unterbrochen worden. Es herrschte eine ebenso gespenstische Atmosphäre wie zuvor auf den leeren Gängen.
    Aaro schnappte sich vom Pult des Oberkellners einen Stift und ein Blatt Papier mit dem Logo von Emerald Cruises.
    »Verehrte Passagiere. Hier spricht noch einmal der neue Kommandant des Schiffes   …«
    Die Stimme aus den Lautsprechern ließ Aaro zusammenfahren. Er zog sich an einen Ecktisch hinter einige Grünpflanzen zurück und fing rasch an zu schreiben.
    »Alle Passagiere haben sich unverzüglich an drei verschiedenen Punkten zu versammeln. Der jeweilige Treffpunkt hängt vom

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